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Gesundheitstag Der Ernährung auf den Zahn gefühlt

Großen Andrang hat es beim Regionalen Gesundheitstag in Haldensleben gegeben. Experten gaben Tipps für eine ausgeglichene Lebensweise.

Von André Ziegenmeyer 22.10.2018, 01:01

Haldensleben l Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hatte Haldenslebens stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Wendler übernommen. In ihrer Rede erklärte sie: „Es gibt kaum etwas, das so häufig diskutiert wird wie die Ernährung.“ Früher sei es noch darum gegangen, Essen auf den Tisch zu bekommen. Mittlerweile stehe vor allem die richtige Auswahl im Mittelpunkt. Es gebe immer mehr Ansätze und Möglichkeiten. „Mit dem nächsten Ernährungstipp wird alles wieder in Frage gestellt“, so Wendler. Vor diesem Hintergrund begrüßte sie das Anliegen des 13. Regionalen Gesundheitstages. Dieser hatte es sich zum Ziel gesetzt, Unsicherheiten in Sachen Ernährung unter die Lupe zu nehmen.

Der Schulungsverein Ohrekreis, in dem unter anderem zahlreiche niedergelassene Ärzte organisiert sind, hatte mehrere Experten eingeladen. In Vorträgen gingen sie auf verschiedene Aspekte der Ernährung ein. Solcher Rat sei wichtig, betonte Sabine Wendler, denn in Deutschland sei mittlerweile jeder zweite Erwachsene übergewichtig.

Die Diabetologin und Ernährungsmedizinerin Dr. Carola Lüke widmete sich dem Thema „Zucker - unsere Wohlstandsdroge?“. Sie führte aus, dass jeder Deutsche pro Jahr durchschnittlich 36 Kilo Zucker zu sich nehme. „Das ist eine unwahrscheinliche Menge, wenn man sich den Berg vorstellt“, so die Expertin. Dabei sei der Konsum in Europa sogar leicht rückläufig - im Unterschied zu Entwicklungsländern. Mexiko beispielsweise habe eine Zuckersteuer eingeführt, um das Problem in den Griff zu bekommen. Denn ein hoher Zuckerkonsum kann Folgen haben, etwa Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes.

Für den Verbraucher sei die Situation oft unübersichtlich. Es lohne sich, im Supermarkt genau hinzuschauen. Wie Carola Lüke ausführte, gibt es nicht zuletzt viele verschiedene Arten von Zucker mit entsprechend verschiedenen Namen. Nicht alle seien für Laien sofort als Zucker erkennbar - beispielsweise Maltose und Galaktose. Und nicht alle Zuckerarten hätten die gleichen Eigenschaften. Fruchtzucker etwa setze sich besonders schnell als Fett ab. Darüber hinaus erhöhe er in deutlichem Maß die Gefahr einer Stoffwechselstörung und Insulinresistenz.

Der Vortrag der Augenoptikerin Jacqueline Pugell trug den Titel „Essen fürs Auge“. Dabei ging es vor allem um die „Altersbedingte Makuladegeneration“ (AMD). Es handele sich in Deutschland um die Erblindungsursache Nummer eins. 2,61 Millionen Bürger seien davon betroffen. Die Zahl steige ständig. Neben dem Rauchen zählten auch hier Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht sowie eine falsche Ernährung zu den Risikofaktoren.

Der Frage, wie denn die „richtige“ Ernährung aussehe, widmete sich die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Astrid Kriege-Steffen. Ihr Vortrag stand unter dem Titel „Mythen der Ernährungsmedizin“. „Ob Low carb, Low fat, Friss die Hälfte oder Intervallfasten: Ständig kommt etwas Neues und jeder sagt: Meine Ernährungsweise ist die richtige“, erklärte Kriege-Steffen.

Doch jeder dieser Trends könne auch Probleme mit sich bringen. Denn: „Jeder ist anders, jeder isst anders“, so die Ernährungswissenschaftlerin. „Low carb“ (weitgehender Verzicht auf Kohlenhydrate) könne unter anderem schwierig für Menschen sein, die auf ihren Kaliumhaushalt achten müssten. Bei „Low fat“ (möglichst wenig Fett) sei zu beachten, dass es unterschiedliche Fette gebe. Was aus einer Bratwurst tropfe sei nicht mit dem Inhalt pflanzlicher Öle vergleichbar. Und bei dem Prinzip „FdH“ (Friss die Hälfte) könne es sinnvoller sein, die Zusammensetzung der Mahlzeiten zu verändern. „Es gibt nicht die eine, richtige Ernährungsstrategie“, fasste Astrid Kriege-Steffen zusammen. Für jeden Menschen sei ein individueller Ansatz sinnvoll, der Lebensumstände und -gewohnheiten mit einbeziehe.

Den Abschluss des Programms bildete eine Podiumsdiskussion mit allen Referentinnen. Anschließend bot das Ameos Klinikum diabetesgerechtes Mittagessen an. Im Foyer der Kulturfabrik gab es darüber hinaus zahlreiche Stände. An ihnen präsentierten sich unter anderem Hersteller von Diabetiker-Produkten, ein Optiker, ein Schuhtechniker, ein Fitness-Center sowie verschiedene weitere medizinische Firmen. Mit dem großen Andrang zeigte sich Antje Weichard vom Vorstand des Schulungsvereins zufrieden.