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Gospelchor Die Musik trägt pure Lebensfreude

Ein mitreißendes Gospel-Konzert hat das Publikum in der Weferlinger Lambertikirche begeistert. Der Funke sprang sofort über.

Von Carina Bosse 05.04.2019, 01:01

Weferlingen l Bereits zum zweiten Mal konnte Christine Sobczyk von der Weferlinger evangelischen Kirchengemeinde den Emmerstedter Gospelchor „Color n‘ Joy“ in der Lambertikirche willkommen heißen. Bereits 2018 hatte der Chor einen Auftritt bei einer Hochzeitsfeier im Flecken.

Am Mittwochabend führte „Color‘n Joy“ ein ganz besonderes Jubiläum, nämlich das zehnjährige Chorbestehen, aber auch ein ganz besonderer Gast, Gospelsängerin Deborah Woodson, nach Weferlingen.

Das gut besuchte Gotteshaus wurde schon bei den ersten Klängen des Chores richtig lebendig, das Publikum ging mit, klatschte, sang und erhob sich schwingend von den Sitzen.

Der Emmerstedter Chor besteht aus rund 35 Sängerinnen und Sängern, wobei die männliche Verstärkung für die „Klangfülle“ noch etwas zulegen könnte, wie vom Chor selbst zu hören war. Unter der Leitung von Frieda Vogel erweiterte sich das Repertoire von „Color‘n Joy“ mit schwungvollen Gospels, bekannten Spirituals bis hin zu gefühlvollen Balladen, die sich alle rund um die Botschaft von Frieden, Liebe und Glauben drehen.

Mit Songs wie „Halleluja“, „We are changing the world“, „O happy day“ oder „Awesome God“ legten die Chorsänger mit ihren lebhaft-bunten Tüchern so richtig vor. Ihr Gospel sprüht geradezu vor Lebenslust, auch wenn er aus dem ganz ernsten Thema der Sklaverei und Unterdrückung hervorgegangen ist.

Nahtlos schloss die stimmgewaltige Deborah Woodson mit ihren „Gospelmates“ an den Chor an. Die heute in Köln lebende Sängerin stand bereits im Alter von zwei Jahren im musikalischen Rampenlicht, sie sang in der Baptistenkirche ihres Großvaters in Georgia/USA ihre ersten Gospelsongs.

Christine Sobczyk hatte die Vita von Deborah Woodson in eine kurze Vorstellung umgemünzt und dabei offensichtlich fleißig das amerikanische Englisch geübt, denn in ihrer Rede kamen die englischen Begriffe sehr amerikanisch rüber, sehr zur Freude des aufmerksamen Publikums.

Die Sängerin und Komponistin stand in den USA beinahe überall auf der Bühne, sang in Musicals wie „Dreamgirls“„ oder „Smokey Joe´s Café“ am Broadway. Sie hat eigene Alben veröffentlicht und ist Buchautorin („Wendepunkte“). „Ich singe, was ich glaube“, erzählt sie auf der Bühne über sich, nachdem sie ihre Mitstreiter an ihrer Seite vorgestellt hat. Sie alle sind professionelle Künstler mit jahrelanger Bühnenerfahrung.

Schon ihr erstes Lied - „Kumbaya“ aus Afrika - versetzt die Zuhörer in Entzücken. Aus allen Ecken des Gotteshauses kommt der afrikanische Gesang vielstimmig zurück, Deborah Woodson interagiert mit dem Publikum, motiviert und bezieht es aktiv ein. Mit unglaublicher Energie durchdringt der Sound jeden Winkel.

Auch ihr Medley am Ende ihres musikalischen Parts, unter anderem mit „Down by the riverside“ wird zum vielstimmigen Weferlinger Chor. Ohne großes Üben, und das ist wohl das Schönste am Gospel, gelingen die besten Interaktionen. Minutenlang wiederholt sich der Song mit dem eingängigen Refrain.

Deborah Woodson nahm sich in der Pause Zeit für ihre Fans, signierte CDs und Programmhefte und warb auch in eigener Sache. Ihr Herz schlägt nach einem Besuch für Kuba und die jungen Talente dort, die sich der Gospelmusik verschrieben haben. Als Chor kommen in diesem Jahr junge Leute aus Kuba nach Deutschland. Für diese Reise sammelt Deborah Woodson Spenden, damit sich alle Sänger von „Coro Gospel de Cuba“, dem ersten nationalen Gospelchor auf Kuba, den Flug auch leisten können, denn sie leben und arbeiten auf der Insel zum Teil unter schwierigen, armen Bedingungen.

Beim krönenden Abschluss, der Jam-Session, geht es streng genommen um ein musikalisches Experiment, denn Chor und Sängerin samt Background vereinen sich erstmals und einmalig zu einem Ensemble. Die zuvor verabredeten Lieder sind bis zu diesem Abend noch niemals gemeinsam gesungen worden, und doch gelingt es mit bekannten Songs wie „Oh when the saints“ oder „Joy of my Salvation“ scheinbar spielend, eine großartige Atmosphäre zu schaffen, eine, die beim Publikum noch lange nachklingen kann.