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Grünpflege Stadthof stößt an seine Grenzen

In Haldensleben häufen sich die Beschwerden zu Ordnung und Sauberkeit. Der Personalmangel beim Stadthof verschärft die Situation.

Von Jens Kusian 13.07.2016, 01:01

Haldensleben l Die Kreisstadt zeigt sich derzeit nicht gerade von ihrer schönsten Seite. Vor allem die Grünflächen schießen mächtig ins Kraut. Das ist auch in der Einwohnerfragestunde zur jüngsten Stadtratssitzung angesprochen worden.

„Die Stadt ist ungepflegt“, resümiert Wolfgang Schäfer. Besonders die öffentlichen Plätze würden dieses Bild bieten, meint er und nennt als Beispiel den Bahnhofsvorplatz. Doch nicht nur die Grünflächenpflege, auch die allgemeine Sauberkeit in der Stadt biete Anlass zur Kritik, unterstreicht der Haldensleber.

Das Problem sei durchaus bekannt, macht die stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Wendler deutlich. „Die Situation ist unbefriedigend“, erklärt sie. „Aber wir haben auch nur eine begrenzte Personalkapazität. Die Mitarbeiter des Stadthofs sind sehr engagiert, wir bemühen uns.“

Auch im Hauptausschuss ist die Grünflächenpflege thematisiert worden. „Zum einen haben wir extreme Witterungsbedingungen“, nennt Sabine Wendler eine Ursache für die aktuelle Situation. Starker Regen und extreme Wärme im Wechsel würden das Vegetationswachstum enorm begünstigen.

Doch es gibt noch ein anderes Problem. „Wir haben für die zu pflegenden Flächen einfach zu wenig Personal“, so Wendlers Einschätzung. Die Personaldecke im Stadthof ist unverändert, wurde 2015 minimal aufgestockt durch die Einstellung eines Baumkontrolleurs. Ebenso unverändert ist der Einsatz von Saisonkräften. Im Zuge des Straßenausbaus habe sich in den vergangen Jahren aber die zu pflegende Fläche erhöht, zum Beispiel durch begleitende Grünstreifen, erklärt Stadtpressesprecher Andreas Radeck dazu. Auch nach dem Ausbau des Busbahnhofs, des Rundwanderwegs und mehrerer Parkplätze – Bornsche Straße, Bahnhofstraße, Parkplatz am Bahnhof – kamen neue Pflegebereiche dazu. Doch angesichts der Haushaltslage der Stadt sei hier keine Besserung in Sicht, meint Sabine Wendler: „Mehr Personal geht nicht.“

Weiterhin würde aus ihrer Sicht der Verzicht auf den Einsatz von Glyphosat die Situation verschärfen. Das Unkrautvernichtungsmittel gilt als umstritten, unklar ist, ob es krebserregend ist. Selbst bei der Weltgesundheitsorganisation WHO gehen die Meinungen darüber auseinander. Haldensleben allerdings verzichtet freiwillig auf den Einsatz. „Wir suchen nach Alternativen zu Glyphosat“, versichert Sabine Wendler. Doch das sei nicht einfach. Zudem müsse die Verwendung eines anderen Unkrautvernichters mit dem Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Forsten und Abwasser des Stadtrats abgesprochen werden, so Wendler.

Um die Grünflächenpflege zu verbessern, werde es innerhalb des Stadthofs personelle Umstrukturierungen geben, teilt sie den Hauptausschussmitgliedern mit. Mitarbeiter aus anderen Stadthof-Bereichen sollen die Grünpflegeteams verstärken, um der Situation Herr zu werden. „Darüber hinaus gibt es jede Woche eine Abstimmung zwischen uns und dem Stadthof“, sagt Sabine Wendler.

Für Klaus-Dieter Albrecht sei das Problem zum Teil hausgemacht. Der Haldensleber hat in der Einwohnerfragestunde der Hauptausschusssitzung darauf hingewiesen, dass seiner Meinung nach in der Vergangenheit zu viele Rosenbeete in Haldensleben angelegt worden seien. „Die brauchen sehr viel Pflege. Da ist es doch klar, dass da keiner mehr hinterherkommt“, meint er und rät, künftige Grünanlagen so zu bepflanzen, dass der Pflegeaufwand gering bliebe.

Sein Hinweis, vielleicht Asylbewerber über die sogenannten Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung saisonal im Grünpflegebereich zu beschäftigen, wird von der Stadt gern aufgenommen. „Grundsätzlich ist dieses Vorgehen denkbar. Inwiefern die Stadt von dieser Möglichkeit Gebrauch machen kann, wird geprüft. Mit dem Landkreis muss geklärt werden, welche Rahmenbedingungen notwendig sind. Erste Kontakte dazu hat es bereits gegeben“, erklärt Andreas Radeck dazu.