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Haldensleben Ein Jahr ohne Citymanager

Vor einem Jahr verließ der Citymanager Reinhard Schreiber seinen Posten, denn die Stelle war befristet.

Von Juliane Just 24.02.2021, 12:16

Haldensleben l Zwei Jahre lang hat der Puls der Innenstadt die Arbeit von Reinhard Schreiber als Citymanager bestimmt. Er war das Bindeglied zwischen Handel, Gewerbe, Industrie und Verwaltung. Mit dem ersten Corona-Lockdown musste der Citymanager gehen, denn sein Posten war befristet. Seither kämpfen viele der Gewerbetreibenden in der Stadt wegen der Corona-Pandemie ums Überleben.

„Es tut mir weh, zu sehen, wie die Händler darunter leiden und man nicht helfen kann“, sagte Reinhard Schreiber bereits vor einem Jahr. „Ich habe bereits vor meinem Weggang signalisiert, dass ich die Stelle des Citymanagers gern weiter ausführen würde“, betont er heute.

Für die Händler war die Corona-Pandemie in Kombination mit dem Weggang des Citymanagers ein schwerer Schlag. Der Kontakt untereinander sei nahezu abgerissen, berichtet Kathrein Schätzing. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Wir für euch“, in dem viele Händler und Gewerbetreibende Haldenslebens organisiert sind. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 konnten keine Veranstaltungen oder Versammlungen mehr von dem Verein gestemmt werden. Es ist still geworden um die Händler, die nun einsam ums Überleben kämpfen.

Die Stadtverwaltung verweist auf Volksstimme-Anfrage darauf, dass die Aufgaben des einstigen Citymanagers durch die Abteilung Stadtmarketing und Kommunikation abgedeckt werden – die Arbeit wurde damit auf mehrere Schultern verteilt. „Gerne berät unsere Abteilung, falls es Fragen zu den einzelnen Hilfsprogrammen der Bundesregierung gibt oder vermittelt den richtigen Ansprechpartner“, sagt Stadtpressesprecher Lutz Zimmermann.

Außerdem stehe das Digitalisierungszentrum den Händlern zur Seite, um im Bereich Online-Aktivitäten zu beraten und zu helfen. Gerade während des Lockdowns wurde deutlich, wie wichtig die Digitalisierung auch im Bereich Einzelhandel ist. Weil Ladentüren geschlossen bleiben müssen, haben sich einige Händler kreative Ideen für die Zeit ohne Kunden überlegt.

Doch nicht nur die Händler, auch das Team Stadtmarketing und Kommunikation hat sich Gedanken gemacht. Laut Zimmermann habe man versucht, trotz schwierigster Rahmenbedingungen etwas Farbe in die Hagenstraße zu bekommen – durch Beleuchtung, durch einen Selfie-Sternenhimmel sowie Straßenmusik.

Wie sich die Innenstadt nach einem Jahr Corona-Pandemie entwickelt, steht noch in den Sternen. Klar ist jedoch: Von einer einst recht belebten Innenstadt ist inzwischen nicht mehr viel übrig geblieben. „Wir waren mal stolz, dass alle Geschäfte belegt waren. Wer weiß, wie viele nun schließen müssen“, fragt der Citymanager a.D. Der Einzelhandel leide und bleibe auf Kosten sitzen, die sich nie wieder erwirtschaften lassen. „Wer will jetzt noch in die Hagenstraße, ins Herz der Stadt, wenn jedes zweite Geschäft geschlossen ist?“, fragt Schreiber. Ein Schicksal, mit dem viele Kleinstädte zu kämpfen haben werden.

Trotzdem wollen die Händler und Gewerbetreibenden nach vorn schauen. Sobald der Verein wieder arbeitsfähig sei, werden die Mitglieder planen, sagt Kathrein Schätzing. Ursprünglich war angedacht, Reinhard Schreiber in persona weiter im Verein zu beschäftigen. „Es ist wichtig, dass die Händler nach dem Lockdown schnell wieder zusammenfinden und es weitergeht“, bekräftigt Reinhard Schreiber.