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Städtebau Haldensleber Ratsfischerhaus könnte Förderprojekt für Lehmbau werden

Das Ratsfischerhaus in Haldensleben soll nicht nur erhalten, sondern in Zukunft auch genutzt werden können. Erste Pläne dafür gibt es bereits.

Von Jens Kusian 18.06.2021, 14:06
Während das Ratsfischerhaus selbst baulich gesichert werden kann, müssen die Anbauten auf dem Hof abgerissen werden. Hier könnte später ein Seminarraum für Lehmbau entstehen.
Während das Ratsfischerhaus selbst baulich gesichert werden kann, müssen die Anbauten auf dem Hof abgerissen werden. Hier könnte später ein Seminarraum für Lehmbau entstehen. Foto: Jens Kusian

Haldensleben - Das Haldensleber Ratsfischerhaus hat die besten Zeiten hinter sich. Das um 1600 erbaute Haus gleicht nur noch einer Ruine, ist seit der Wende mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben. Die Stadt Haldensleben hat es im vergangenen Jahr ersteigert und möchte es retten.

Dafür ist zunächst eine Grundsicherung des denkmalgeschützten Gebäudes notwendig. Außenwände, Fassade und Dach sollen saniert und die Statik des Gebäudes gesichert werden. „Ziel ist es, das Haus so grundhaft zu sanieren, dass ein Innenausbau möglich ist“, sagt Stadtbauamtsleiter Holger Waldmann.

Keine Nutzung als Wohnraum

Das Haus jedoch anschließend für Wohnzwecke umzubauen, so wie es mit dem Objekt Magdeburger Straße 46 gelungen ist, das ist nicht realisierbar. „Es ist ein Einzeldenkmal. Für ein Wohnnutzung wären massive Eingriffe in die Konstruktion nötig“, erklärt Waldmann. Das wiederum würde dem Denkmalschutz widersprechen. „Daher wollen wir das Gebäude in gesichertem Zustand belassen“, so der Bauamtsleiter weiter.

Trotzdem könnte in das Ratsfischerhaus wieder Leben einziehen. Dabei soll die Technische Universität Braunschweig helfen. Die habe ein Förderprojekt beantragt, bei dem eine Stampflehmwand von einem Roboter errichtet werden soll. „Es ist ein Feldversuch, der klären soll, ob solch ein Verfahren auch industriell verwertbar sein könnte“, erklärt Waldmann.

Seminarraum soll entstehen

Lehm weise laut Waldmann eine ausgezeichnete ökologische Bilanz auf. „Er ist ein guter Baustoff. Beton auch, aber der ist in der Herstellung sehr energiereich. Lehm dagegen ist fast emissionsfrei.“ Dadurch würde das Baumaterial wieder stärker in den Fokus rücken, denn mit der Frage der Nachhaltigkeit wird sich auch die Bauindustrie künftig stärker beschäftigen müssen. „Noch ist Lehmbau eine Nische. Aber er ist im Kommen“, ist der Amtsleiter überzeugt.

Gelingt das Projekt der Uni, dann soll auf dem Hof des Ratsfischerhauses in dem getesteten Verfahren eine Art Seminarraum für Lehmbau gebaut werden - aus Lehm natürlich. „Die Anbauten auf dem Hof des Ratsfischerhauses sind abgängig. Platz wäre dann also da“, meint Holger Waldmann.

Pilotprojekt kostet Stadt kein Geld

Betreut werden könnte der Seminarraum dann von einem Verein aus Halle, der sich dem Lehmbau verschrieben hat und seine Erfahrungen bei Lehrgängen gern weitergeben möchte. Erste Kontakte in dieser Richtung gebe es bereits, bestätigt Waldmann. Für die Seminare, so seine weiteren Vorstellungen, könnte zum Teil das Ratsfischerhaus genutzt werden. „Dort können beispielsweise alte Baustrukturen besichtigt werden. Unser Interesse besteht ja auch darin, das Ratsfischerhaus nicht einfach nur als Gebäude stehen zu lassen, sondern es auch zu nutzen.“

Schon im kommenden Jahr soll das Vorhaben mit der Sicherung des Ratsfischerhauses starten. Für die dafür notwendigen Kosten von rund 430.000 Euro hofft die Stadt auf Mittel aus der Städtebauförderung. „Unseren Eigenanteil dafür stellen wir in den Haushalt für 2022 ein“, gibt sich Waldmann optimistisch, was die Bewilligung der Fördermittel angeht. Und das Pilotprojekt der Technischen Universität Braunschweig würde der Stadt Haldensleben keinen Cent kosten.