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Handwerk Ein Glücksbringer geht in den Ruhestand

Schornsteinfeger Detlef Bode aus Weferlingen geht in den Ruhestand. Ein Nachfolger übernimmt - Glück für die schwarze Zunft.

Von Marita Bullmann 29.12.2017, 11:00

Weferlingen/Belsdorf l Immer mal wieder tippt ihn jemand an, auf der Straße oder im Haus nach getaner Arbeit. Detlef Bode kennt das nicht anders. Denn Schornsteinfeger sollen Glück bringen. Wenn früher ein Schornstein regelmäßig gefegt wurde, bestand weniger Gefahr auf einen Schornsteinbrand. Das war ein großes Glück für Leib und Leben, aber auch für Hab und Gut. Der Glaube daran hat sich symbolhaft erhalten. Bis heute ist diese Zunft wichtig für den Lebensalltag.

Auch Thomas Wetteborn hat sich längst daran gewöhnt, als Glücksbringer zu gelten. Und Lehrling Christin Kranz hat das ebenfalls kennengelernt. Manchmal wollen Leute die Knöpfe an der Jacke blank reiben, erzählt sie.

Was aber bringt wirklich Glück? Dem schwarzen Mann auf die linke Schulter tippen, sagt Detlef Bode und lacht dabei. Er muss es wissen, schließlich war schon sein Vater Schornsteinfeger. Er ist daher mit der Zunft vertraut wie kein anderer. Der 63-Jährige hat bei seinem Vater gelernt. Das war noch ein ganz anderer Beruf als heute, bekräftigt er rückblickend.

„Ich bin noch mit dem Fahrrad auf die Dörfer gefahren, das Werkzeug auf dem Rücken“, erinnert sich Bode. Heute ist er mit dem Auto unterwegs. Schulterbesen, Stoßbesen, Kehrleine, Pumper, Stielbesen, Rußsack und Haspel werden aber noch gebraucht, wenn auch nicht mehr jeden Tag. Zusätzlich sind auch Kamerasysteme gefragt. Unterwegs war der gebürtige Weferlinger, der heute in Belsdorf wohnt, anfangs „vom Frühjahr bis in den November hinein barfuß in Lederpantoffeln“, so wie es sein Vater das ganze Berufsleben gehalten hat. „Heute ginge das vom Arbeitsschutz her gar nicht mehr“, sagt der Meister. Und die Arbeit hat sich enorm verändert. Der Messkoffer hat das traditionelle Handwerkszeug zu einem großen Teil verdrängt.

Heute muss ein Schornsteinfeger auch kaum noch direkt in Schornsteinen emporklettern. Detlef Bode kann sich noch gut erinnern, dass er sich bei solcher Arbeit öfter die Ellenbogen oder Knie aufgescheuert hat. In Hörsingen habe es besonders viel Schornsteine gegeben, in denen er hinaufklettern musste, auch die selteneren Kübelschornsteine waren hier zahlreicher als in anderen Dörfern.

Noch etwas hat Detlef Bode von seinem Vater. Er liebt wie er den Kontakt zu den Kunden, versucht, sich auf sie einzustellen, auch wenn in Ausnahmefällen der Kunde in der regulären Arbeitszeit mal nicht auf den Schornsteinfeger warten kann. Der agile Belsdorfer ist immer gut aufgelegt, und ein paar Worte mehr als nötig werden meistens gewechselt.

Für Detlef Bode kam nie ein anderer Beruf in Frage. Er hat diese Entscheidung auch nie bereut, selbst dann nicht, als er in einem Haus mal vom Boden durch die Decke gefallen ist. Es ging glimpflich ab, in diesem Beruf kann das schon mal passieren. Im September 1971 hatte er die Lehre bei seinem Vater begonnen. Nach der Meisterprüfung hat er dann 1986 den „Kehrbezirk Weferlingen“ von ihm übernommen.

Der inzwischen gewachsene Kehrbezirk, in dem er als Bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger im Einsatz ist, heißt heute „Bördekreis Nr. 19“. 14 Orte gehören dazu – Weferlingen, Walbeck, Seggerde, Belsdorf, Ribbensdorf, Siestedt, Hödingen, Döhren, Schwanefeld, Eschenrode, Beendorf, Hörsingen, Ivenrode und Bregenstedt. In diesen Orten ist Detlef Bode für die hoheitlichen Aufgaben zuständig, für Feuerstättenschau und Bauabnahme. In weiteren Nachbarorten hat er zusätzlich 118 Kunden, in ihre Häuser kommt er zum Fegen und Messen.

2013 hat der Walbecker die Meisterschule gemacht – mit dem Ziel, den Kehrbezirk zu übernehmen, wenn der Chef in Rente geht. Er hat sich für den Bereich beworben, als er ausgeschrieben wurde, und er hat den Zuschlag bekommen. Mit dem zu Ende gehenden Jahr scheidet Detlef Bode aus dem Arbeitsleben aus, mit dem neuen Jahr übernimmt Thomas Wetteborn den Kehrbereich. Das Büro zieht dann von Belsdorf nach Walbeck um.

Christin Kranz, die jetzt im dritten Lehrjahr ist, versichert, sie sei der einzige Schornsteinfegerlehrling im Landkreis. Im Gegensatz zu Detlef Bode und Thomas Wetteborn ist der Schornsteinfegerberuf für die 24-Jährige nicht die erste Wahl. Sie hat auch schon anderes ausprobiert, war damit aber nicht zufrieden. Jetzt hat sie den richtigen Beruf, davon ist sie überzeugt. Der Ruß stört sie nicht. „Ich habe mich schon immer gern schmutzig gemacht“, versichert sie. Und schmutzig machen wird sie häufig.