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Corona Ehepaare sagten trotz Corona „Ja“

Zu dem besonderen Tag ihrer Hochzeit haben viele Brautpaare in Haldensleben (Landkreis Börde) ganz genaue Vorstellungen.

Von Theresa Schiffl 31.01.2021, 23:01

Haldensleben l Zu einer Hochzeit gehören ein wunderschönes Kleid, ein passender Anzug, eine große Feier inklusive edel gedeckten Tischen, Hochzeitsmenüs und natürlich die Gäste. Es soll ein unvergesslicher Tag werden, an dem alles perfekt ist. Mit Corona waren aber genau solche Feiern undenkbar. Und dennoch haben sich ein paar Liebende entschieden, im vergangenen Jahr in Haldensleben zu heiraten: 81 Paare haben 2020 zu einer gemeinsamen Zukunft „Ja“ gesagt.

Vor diesem großen Tag geht es für die Braut noch auf die Suche nach dem richtigen Kleid. Eine Anlaufstelle dafür ist das Brautmodegeschäft von Lyudmyla Sperl in Haldensleben. Ob extravagant, mit durchsichtigem Stoff, mit viel Tüll, Pailletten, Glitzer oder in einem schlichten Stil: Hier findet sich für jede Braut das richtige Kleid, davon ist die Inhaberin überzeugt.

Vor 14 Jahren hat sie sich mit ihrem Geschäft einen Traum erfüllt. „Es ist etwas Besonderes, wenn man am schönsten Tag des Lebens im Hintergrund teilnehmen kann“, meint die Verkäuferin mit einem Lächeln im Gesicht.

Im vergangenen Jahr konnte sie jedoch nicht so oft bei der Wahl des richtigen Kleides helfen. Bereits zweimal musste sie während der Hauptsaison vom Winter bis in den Sommer ihre Türen für ihre Kundinnen schließen. Die Umsätze seien stark zurückgegangen, da sie ja zum einen die Kundinnen nicht empfangen konnte und zum anderen, weil viele ihre Hochzeiten noch abgesagt oder verschoben hätten, berichtet die Geschäftsinhaberin. „Einigen Paaren ist doch eine schöne, große Feier mit ihren Familien und Freunden an ihrem Hochzeitstag wichtig“, so Lyudmyla Sperl.

Es habe aber auch Kundinnen gegeben, die im kleinen Kreis gefeiert hätten und damit glücklich gewesen seien, erzählt die Geschäftsinhaberin. Diese hätten sich dann teilweise für ein schöneres, etwas teureres Kleid entschieden. „Ein Teil meiner Kleider ist sehr extravagant. Die werden dann eher bei größeren Hochzeiten in einem Schloss oder auf einer Burg getragen. Das war ja alles nicht möglich“, so die Brautkleidverkäuferin. Von einigen Kundinnen seien Nachfragen für etwas günstigere Kleider gekommen. Aber es wurden sicher viele Kleider über den Online-Handel eingekauft, vermutet Lyudmila Sperl.

Dennoch sei der Einkauf und die Anprobe bei ihr etwas Besonderes. „Beim Online-Kauf fehlt die Atmosphäre“, meint die Geschäftsinhaberin. Meistens käme die Braut mit höchstens zwei Personen wie der Freundin oder der Mutter, die bei der Auswahl des Kleides helfen. In ihrem Geschäft sei dennoch genügend Platz, um die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Zwischen den Terminen hätte sie auch ausreichend Zeit zum Desinfizieren.

Ein Angebot, das sie ihren Kundinnen trotz der Schließungen bietet, ist die telefonische Beratung. Sie würde auch Kleider gegen eine Anzahlung nach Hause bringen, erklärt sie. „Dann haben sie ungefähr zwei Stunden Zeit, um die Kleider in Ruhe anzuprobieren“, so Lyudmyla Sperl.

Für die Standesbeamtinnen Brigitte Schulze und Sabine Herbst gab es im vergangenen Jahr mit den 81 Hochzeiten doch einiges zu tun. Laut Statistik 14 weniger als 2019. Vor allem das Organisatorische und der Rahmen der Feiern waren mit Corona ein wichtiger Punkt in den Gesprächen. „Die Brautpaare hatten viele Fragen. Sie haben uns auch gefragt, wie unsere Meinung aufgrund der aktuellen Situation ist und ob es überhaupt möglich ist, zu heiraten“, berichtet Brigitte Schulze.

Alle Trauungen konnten nur unter bestimmten Auflagen, wie beispielsweise einer begrenzten Gästeanzahl und mit Mindestabständen, stattfinden. In diesem Jahr seien die Regelungen hinsichtlich der Teilnehmerzahl mehrfach geändert worden, erklärte Pressesprecher Lutz Zimmermann auf Anfrage der Volksstimme.

Die Hochzeiten fänden von Oktober bis April im Rathaus und von Mai bis September ebenso im Rathaus, am Schloss Hundisburg oder seit 2020 am Schloss Bodendorf statt. „Wir haben entsprechend unserer Räumlichkeiten und der Hygieneauflagen, die Anzahl der Gäste reduziert“, so Zimmermann.

Mit der Außenstelle im Schloss Detzel, die seit 2018 genutzt werde, hätten die Trauungen auch außerhalb des Schlosses ausgerichtet werden können. So hätten mehr Gäste mitgebracht werden können, erörtert der Pressesprecher. „Die Möglichkeit nutzten im Jahr 2020 auch einige Paare, die im Schloss Bodendorf heirateten“, so Stadtsprecher Zimmermann.

Corona sei für die Paare kein Grund gewesen, nicht zu heiraten. „Viele haben gesagt: ,Wir wollen das vor allem für uns.‘ Sie haben sich trotz Einschränkungen auf den Tag gefreut und keine Abstriche bei der Planung einer schönen Hochzeitsgarderobe gemacht“, erzählt Brigitte Schulze. Die meisten hätten sich schon vorher Gedanken gemacht und sich dann bewusst für die Hochzeit entschieden. „Viele erzählen, dass sie die Feier dann noch nachholen werden“, so Schulze.

Bei den Trauungen entschieden sich doch viel Paare dafür, dass der Name des Mannes der Ehename werde, berichtet Lutz Zimmermann. Neun Paare entschieden sich jedoch für die Zukunft für den Ehenamen der Frau. Nur drei Paare entschieden sich für die Zusammenführung beider Namen zum Doppelnamen.