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Hohe Börde Flüchtlinge könnten Chancen steigern

Um Flüchtlinge in den Dörfern ging es beim Unternehmerfrühstück der Gemeinde Hohe Börde in Hermsdorf.

Von Constanze Arendt-Nowak 22.02.2016, 00:01

Hermsdorf l Dass sich unter die große Anzahl von Unternehmern beim jüngsten Unternehmerfrühstück der Gemeinde Hohe Börde auch etliche Kommunalpolitiker gemischt hatten, war wohl verständlich. Hatte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses der Gemeinde, Matthias Schwenke, doch als Gastgeber angekündigt, dass es diesmal im Gespräch mit Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) um innenpoltische Themen, auf die Hohe Börde bezogen, gehen sollte.

Im Mittelpunkt sollte dann während der Veranstaltung die Flüchtlingspolitik in Verbindung mit der Arbeitsmarktpolitik stehen. „Können die Flüchtlinge, die seit Monaten nach Deutschland strömen, auch den Unternehmen in unserer Region helfen?“ war eine der Fragen, die nicht nur Matthias Schwenke umtrieb. Schließlich, so meinte er, bringe der demografische Wandel zahlreiche Probleme mit sich, die Flüchtlinge könnten Chancen eröffnen. „Die Gemeinde hat ein Integrationskonzept aufgestellt, wir stellen uns der Sache“, so Schwenke. Derzeit leben etwa 50 Flüchtlinge in der Hohen Börde.

„Wir brauchen Fach- und Arbeitskräfte, um unsere Wirtschaftskraft zu halten und auch im internationalen Wettbewerb zu bestehen“, unterstrich Holger Stahlknecht vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Erwerbsfähigen in Deutschland mit dem demografischen Wandel stetig sinkt. „In 20 Jahren fehlen demnach etwa sechs Millionen Arbeitskräfte in Deutschland“, erklärte er und kündigte einen Wettbewerb innerhalb der Europäischen Union an, in dem die Länder um die Fachkräfte buhlen werden. Diejenigen, die kommen, müssten bereit sein, Deutsch zu lernen und hier zu arbeiten. „Wir brauchen aber nicht nur Menschen mit hoher, sondern auch mit einfacher Qualifikation.“ Neben der Integration steht aber auch die Wertevermittlung den Ausländern gegenüber an oberster Stelle. Und da seien neben der Politik, so Stahlknecht, auch die Unternehmer gefragt.

Die aber waren es auch, die an diesem Morgen unter anderem bemängelten, dass die Dörfer „immer leerer werden“. So konnte Karl-Heinz Eggert aus Bebertal nicht verstehen, dass die Einkaufsmärkte schließen, Schulen geschlossen werden und die Häuser leer stehen. Dem widersprach Gemeindebürgermeisterin Steffi Trittel und verwies darauf, dass eine Reihe alter Häuser dank des Programms der Gemeinde, „Jung sucht Alt“, meist nicht lange leer stehen.

Nach Meinung von Holger Stahlknecht könnten nicht in jedem Ort Schulen gehalten werden, wichtig aber seien Arbeitsplätze in der Nähe, damit junge Menschen auch bereit sind, Familien zu gründen. Im Gegensatz dazu wurde auch davor gewarnt, zukünftig fehlende Kinder in Deutschland durch andere Leute ersetzen zu wollen.

Albrecht von Bodenhausen, nicht nur Unternehmer, sondern auch Vorsitzender des Gemeinderates der Gemeinde Hohe Börde und Ortsbürgermeister in Nordgermersleben, konnte im eigenen Ort sehen, dass die Hilfsbereitschaft gegenüber den Flüchtlingen sehr groß ist. Obwohl er sich bewusst ist, dass die Flüchtlinge nie die gleiche Mentalität haben werden wie die Einheimischen, so verlangte er doch, dass es eine Schul- und Nachweispflicht geben müsste, damit die Flüchtlinge auch Integrationswillen zeigen, beispielsweise Deutsch lernen.

Damit war der Diskussionsbedarf noch lange nicht ausgeschöpft. Die Probleme der Flüchtlingspoltik zu lösen, wird noch eine Zeit dauern. Das Integrationskonzept, das der Gemeinderat am 1. März beschließen soll, könnte unter anderem dabei ein wichtiges Hilfsmittel sein.