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Hunde Auf einmal viel Zeit für vierbeinige Freunde

Während Corona wird für viele der Hund zum Begleiter. Haldenslebens Tierheimleiterin Kathrin Behrends warnt vor schneller Anschaffung.

Von Anett Roisch 20.01.2021, 00:01

Calvörde/Hasselburg/Lockstedt l Es sind Erinnerungen an eine Zeit vor der Pandemie, in der morgens gegen halb sieben die Kinder zur Schule und ihre Eltern auf dem Weg zur Arbeit sind. Eigentlich hätte der Nachwuchs gern ein Haustier, aber Mutter und Vater wimmeln ab, keine Zeit. Jetzt sieht die Situation auf einmal anders aus. Coronabedingt sitzen viele Eltern wochenlang im Homeoffice, die Schulen haben geschlossen. Auf einmal ist die Zeit für einen Hund, eine Katze, einen Hamster, ein Meerschwein oder eine Schildkröte vorhanden.

Mit Carlos - einem quirligen Havaneser – an der Leine ist Familie Mikulla unterwegs. Mit ihren drei Kindern hat das Paar trotz Corona-Pandemie das volle Programm. „Spazierengehen, Spielen – die Kinder beschäftigen“, beschreibt Andrea Mikulla und erklärt mit einem Augenzwinkern, dass das „Kinderlüften“ besonders wichtig sei. Den Kindern fehlen ihre Freunde, aber als Geschwister haben sie sich ja als Spielkameraden gegenseitig. Dabei ist Carlos der Animateur für die Bewegung an frischer Luft. „Diese Rasse ist lebhaft und kinderlieb. Er haart nicht“, beschreibt die Mutter das vierbeinige Familienmitglied mit dem Blick auf das Putzen im Haushalt.

Das Zusammenleben mit einem Tier kann bei Einsamkeit und längerer Abschottung Menschen viel Kraft geben. Wissenschaftler haben in zahlreichen Studien gezeigt, dass Haustiere von ihren Haltern als vollwertige Familienmitglieder wahrgenommen werden. Haustiere erfüllen Grundbedürfnisse des Menschen, etwa das Bedürfnis nach Zuwendung und Trost. Beim Streicheln eines Hundes oder einer Katze beruhigen sich Puls und Blutdruck des Menschen messbar. Kein Wunder also, dass gerade in den Zeiten der Isolation auch das Haustier für viele eine wichtige Stelle einnimmt.

Egal ob Lockdown oder nicht – Diane und Heiko Sommer spazieren mit Benny und Django. „Es muss ja einen Vorzug haben, dass wir hier so ländlich wohnen“, sagt Diane Sommer und schwärmt von der idyllischen Landschaft direkt vor ihrer Haustür. „Wenn die Leute immer fragen, warum seid ihr von Magdeburg nach Hasselburg gezogen, ist unsere Antwort, dass wir hier in der Lage sind, schnell in die Natur zu kommen“, erklärt die Hasselburgerin. Dies tut das Paar für seine eigene Gesundheit. Ein Coach-Team sind die beiden Vierbeiner. „Sie sind miteinander groß geworden. Django haben wir als Welpen bekommen. Und Benny haben wir aus dem Tierheim geholt. Sie vertragen sich gut. Die Rangfolge ist geklärt, der große Hund ist der Chef und der kleine ordnet sich unter.

Egal ob Hasso, Else oder Snoopy – die Hunde genießen die Zeit mit ihren zweibeinigen Familienmitgliedern. Statt nur kurz mal um die Ecke gibt es auch für Abby in Flechtingen mehrmals am Tag ausgiebige Spaziergänge an der frischen Luft. Gerade haben sich die zweijährige Mila und die fünfjährige Ellie gemeinsam mit ihrer Mutter den Entlebucher Sennenhund zum Gassigehen ausgeborgt. „Abby, sitz!“, gibt Ellie das Kommando für den Fototermin. Der Vierbeiner mit der kalten Schnauze hört aufs Wort. Sein Herrchen, ein guter Freund der Familie, ist Gudio Pilarczyk. Jeden Tag mindestens für eine Stunde sind die Schwestern draußen. Der große Beschützer ist ein idealer Wegbegleiter.

Stiller als sonst ist es im Tierheim in Satuelle. Sicherheitsbestimmungen und kein freier Besucherverkehr - für die Bewohner bedeutet das auch, dass sie nicht so schnell ein neues Zuhause finden werden.

„Die Anfrage ist bei uns nicht viel größer geworden. Es gibt aber viele Leute, die sich beraten lassen“, sagt Kathrin Behrends, Leiterin des Tierheimes in Satuelle. Den meisten Menschen sei – nach ihren Ausführungen – bewusst, dass – wenn irgendwann die Normalität wieder einkehrt, der Hund oder auch die Katze irgendwo bleiben müssen. Sich einfach einen der 24 Hunde oder eine der etwa 100 Katzen aus dem Tierheim zu holen, weil gerade die Zeit dafür sei, wäre überhaupt keine gute Idee.

Die Tiervermittlung würde indes ganz normal weiter laufen. Bei ernsthaftem Interesse sei eine Terminvereinbarung möglich.

Wer den Tieren helfen möchte, kann dies mit Futter-oder auch mit Geldspenden tun. „Wir können Spendenbescheinigungen ausfüllen. In diesem Jahr wollen wir einiges neu bauen und auch die Zwingeranlage fertig stellen“, blickt die Tierheimleiterin voraus.

Für Menschen, die helfen wollen, hat das Tierheim ein Spendenkonto bei der Kreissparkasse Börde. Die IBAN lautet: DE 82 8105 5000 3003 0043 94. Kontakt ist möglich unter Tel. 039058/3012.