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Kreismusikschule Musik ist seine Leidenschaft

Haldensleber Armin Hartwig ist dienstältester Leiter einer Musikschule im Land. Im Gespräch berichtet er von seinen eigentlichen Zielen.

Von Franziska Stelter 20.11.2016, 06:00

Wolmirstedt/Haldensleben l Wenn jemand seinen Job mit Leidenschaft macht, dann Armin Hartwig, Leiter der Kreismusikschule Wolmirstedt/Haldensleben. Von allen kommunalen Musikschulen Sachsen-Anhalts ist er derjenige, der schon am längsten im Amt ist. Doch eigentlich hatte er etwas ganz anderes geplant ...

Schon mit neun Jahren wollte er Gitarre lernen. An Unterricht in einer Musikschule war damals aber nicht zu denken. „In Haldensleben gab es nichts, das war musikalisch ein weißer Fleck“, erinnert er sich. Also brachte Hartwig sich das Gitarrespielen in Eigenregie bei. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Facharbeiter für Betriebsmess-, Steuerungs- und Regelungstechnik, an einen musikalischen Beruf dachte er gar nicht.

Doch Mitte der 1970er Jahre bekamen die Musikhochschulen des Landes den Auftrag, Außenstellen zu errichten. So sollte jede Kreisstadt über eine Musikausbildungsmöglichkeit verfügen. Das Problem: Es gab keine Musiklehrer in Haldensleben. „Die Abteilung Kultur im Rathaus wusste, wie sehr ich an Musik interessiert war, die kannten mich. Also fragten sie, ob ich das nicht machen wolle. Da war ich gerade mal 19, hatte noch nie eine Musikschule von innen gesehen“, berichtet Hartwig.

Doch zu groß war seine Liebe zur Musik. Also begann er die Ausbildung Instrumentale Gesangspädagogik. Armin Hartwig erklärt: „Dann überschlugen sich die Ereignisse.“ Noch während seiner Ausbildung hat er im Musikunterrichtskabinett als Gitarrenlehrer angefangen. Und das gleich mit 52 Schülern. „Bald darauf, mit 21, wurde ich gefragt, ob ich Leiter des Kabinetts werden wolle. Und ich war nicht mal mit meiner Ausbildung fertig!“

Aber er machte es und schloss 1983 die Ausbildung ab. Im gleichen Jahr gründete er seine Band Dreschflegel, die bis 2008 bestehen blieb und begann das Studium Instrumentalpädagogik Gitarre in Magdeburg. Vier Jahre später hatte er sein Diplom in der Tasche.

Doch das hätte er sich bei der Aufnahmeprüfung nicht träumen lassen. „Ich bin total unmusikalisch“, gesteht er. „Beim Test musste ich 20 Minuten Gitarre spielen – super. Auch die Fragen zur Musikgeschichte – kein Problem. Dann schrieb der Prüfer Noten auf und ich sollte singen ...“

Singen ist für den gestandenen Haldensleber ein rotes Tuch, mit einem Augenzwinkern sagt er: „Ich war resistent gegen solche Dinge. Nur bei Dreschflegel ging es mit dem Singen, die Stimmung war lockerer.“ Trotzdem hat er den Aufnahmetest bestanden. Und zum Glück ist es so gekommen, denn mit Hartwig konnte sich in Haldensleben die Musikszene entwickeln.

„Anfang der 1990er gab es neue Regelungen. Wir im Musikunterrichtskabinett mussten uns entscheiden – entweder wir privatisieren uns oder werden eine Schule. Wir entschieden uns für den Weg nach vorne, die Schule“, erinnert er sich. Und so kauften sie über sechs Jahre hinweg Instrumente, stellten Lehrer ein und riefen zahlreiche Projekte für Jung und Alt ins Leben, etwa das Podium der Jüngsten, das es heute noch gibt. „Wir haben das Kulturleben hier auf Vordermann gebracht“, sagt Hartwig voller Stolz.

Doch der Kreismusikschulleiter hat noch eine zweite Leidenschaft, der er mit so viel Herzblut nachgeht, wie der Musik: Er sammelt Taschenkalender, hat mittlerweile über 35 000 Stück! „Als ich Schulkind war, haben das alle gemacht, aber ich bin der einzige, der es sich all die Jahre bewahrt hat.“ Seine Schätze sammelt er in 35 Alben, die bei ihm fein säuberlich im Wohnzimmerschrank über dem Fernseher stehen. „Mittlerwerweile hat sich auch meine Frau Andrea damit abgefunden. Außer wenn ich mit meinem Hintern die Sicht auf den Fernseher verdecke, weil ich die Alben sortiere, und sie gerade ihre Serie schaut“, scherzt Hartwig.

Mit seiner Andrea ist er seit 1995 verheiratet. Auch sie teilt sein Interesse für Musik. „Ich hab ihr mal Gitarre beigebracht, sie hat es auch mit Cello versucht“, sagt Hartwig. Noch aktiver war sie aber, was die Förderung ihres gemeinsamen Sohnes Markus angeht: „Als er vier Jahre alt war, hat sie ihn zum Geigenunterricht zitiert.“

Anfangs lag das Instrument zwar mehr unter dem Tisch, aber er hat es wirklich gelernt, spielte auch im Orchester meiner Musikschule“, berichtet Hartwig. Heute ist Markus 21 und studiert IT-Systemtechnik in Hannover, die Musik lässt er schleifen, zum Leidwesen seines Vaters. „Das ist schade, aber ich hoffe, dass er es irgendwann wieder aufnimmt.“

Spätestens an Weihnachten ist es wieder so weit. Dann werden die Instrumente ausgepackt und Armin Hartwig musiziert mit seinem Sohn für den Rest der Familie. Er kann es jetzt schon nicht mehr erwarten: „Das ist immer sehr schön, darauf freue ich mich schon jetzt.“