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Imkerei Bienenzucht auch in der Börde im Trend

Es gibt mehr Imker, mehr Bienenvölker und mehr Fördergeld vom Land. Aber wirkt sich der positive Trend auch in Haldensleben aus?

Von Michelle Kosub 27.04.2020, 01:14

Haldensleben/Magdeburg l Gute Nachrichten gab es Mitte März aus Magdeburg. Die Landesregierung möchte Imkereien für Ausstattung und Bienenvölker 250.000 Euro an jährlichen Fördermitteln zur Verfügung stellen. 74.000 Euro mehr als im Vorjahr. Denn die Bienenzucht boome, machte Umweltministerin Claudia Dalbert (Die Grünen) anhand von Zahlen deutlich: Anfang 2020 verzeichnete man in Sachsen-Anhalt 2814 Imker mit 23.390 Bienenvölkern. Gut 630 Imker und mehr als 5700 Bienenvölker mehr als im Vorjahr. Eine äußerst positive Tendenz.

Doch wie sehen lokale Imker diese Tendenz. Ralf Bertram, Vorsitzender des Imkervereins „Paul Koch“ in Haldensleben, sieht dies ebenso: „Im Augenblick ist die Nachfrage nach Bienenzucht sehr stark“. Dies hänge nicht nur mit den Fördermitteln zusammen. Etwa 98 bis 99 Prozent der Imker seien wirklich an der Bienenzucht interessiert.

„ Es gibt natürlich auch welche, die Bienen züchten wollen, weil es im Trend ist“, so Bertram. Die Zahl der Mitglieder des Imkervereins ist von Jahr zu Jahr gestiegen. Waren es 2001 noch 21 Mitglieder sind es zum aktuellen Zeitpunkt 107. „Diese sind aus dem ganzen Landkreis Börde, aus Magdeburg und der Umgebung“, erzählt Bertram. Momentan seien allerdings die Grenzen geschlossen, sodass neue Mitglieder nur aus dem Landkreis Börde aufgenommen werden. Dennoch sei das Interesse an Neuimkerschulungen sehr stark. In diesen Schulungen lehrt Ralf Bertram die richtige Haltung der Bienen. Auch beim Tag der offenen Tür in seiner Imkerei und bei Projekten mit Schulen bringt er den Besuchern die Imkerei näher. „Da sind dann auch die Eltern mit ihren Kindern da und die Kleinen ab sechs Jahren hören sich die Schulung an“, sagt der Imker.

Hartmut Trautvetter, ebenfalls Mitglied im Imkereverein Paul Koch findet es gut, dass die Fördermittel erhöht wurden: „Wir haben lange darum gekämpft“. Den Trend, dass immer mehr Menschen Interesse an der Imkerei haben, sieht er wie Ralf Bertram. „Es gibt natürlich Leute, die das so gut finden, weil es schick ist Bienen zu haben und sind nicht vorbereitet“, sagt Trautvetter.

Ralf Bertram betreut 250 Bienenvölker. In den letzten drei Jahren wurde sehr wenig Honig gewonnen. „Die Statistik von Sachsen-Anhalt sagt, dass es 2019 pro Bienenvolk 37 Kilogramm Honig gab“, berichtet Bertram. Im Vergleich zum Jahr 2018, sind dies 17 Kilogramm weniger Honig. Ein Grund dafür sei der Klimawandel. Dieser macht den Imkern zu schaffen. „Die Rapsblüte war früher zum 7. Mai. Heute ist sie schon im April“, sagt Ralf Bertram. Auch die Brutzeit der Bienen habe sich verändert. Normalerweise geht sie von März bis Oktober. „ Mittlerweile brüten die Bienen teilweise durch, weil es viel zu warm ist“, sagt der Imker. Durch das warme Wetter kann sich auch die Varoamilbe, der Feind der Biene, gut vermehren. Ein weiteres Problem sei, dass die Bienen kaum noch Pflanzen finden, an denen sie Honig sammeln können. Im August sei für die Bienen nichts mehr da, sodass sie an Eiweißmangel leiden. „Bei uns in der Region ist der Rübenanbau sehr stark“, sagt Bertram. Er bemerke, dass es auf vielen Feldern zu keiner Fruchtfolge mehr komme. Ihn ziehe es daher in den Drömling. Demnächst werde Bertram dort Streuobstwiesen bestücken. Auch Hartmut Trautvetter, der seit über 50 Jahren Imker ist, beobachtet diese Veränderung: „Früher hatten wir eine größere Vielfalt. In Wedringen gab es rundherum Löwenzahn und Sumpfdotterblumen. Das ist weniger geworden.“ Dennoch seien die Imker von der Umgebung her bevorzugt. „Wir haben hier in Colbitz den größten Bienenwald Europas“, sagt Trautvetter.

Die Auswirkungen der Corona-Krise machen Ralf Bertram derzeit zu schaffen. „Mein Honigabsatz ist bei fast Null. Ich habe derzeit einen Prozent von dem was ich sonst habe“, erzählt er. Es fehlen die Märkte auf denen er sonst mit seinem Honig präsent ist. Die Schulungen mussten abegsagt werden und auch der Tag der offenen Tür werde in diesem Jahr wahrscheinlich nicht stattfinden. Auch Neuimker, die Bienenvölker bei Bertram bestellt haben, treten aus finanziellen Gründen zurück.

Dennoch sind die Fördermittel, die für Imkereiausstattung und Bienenvölker zur Verfügung stehen, insbesondere für Neuimker sehr hilfreich. Laut Ralf Bertram wäre die Ausnutzung der Fördermittel viel größer, wenn man den Vereinen einen größeren Teil der Fördermittel zur Verfügung stellt. Als Beispiel nennt der Imker die Honigschleuder: „Nicht jeder braucht eine. Die könnte man sich dann beim Verein ausleihen“. Neuimker sollten die Möglichkeit haben, benötigtes Equipment auszuleihen. „Bei uns im Verein läuft das sehr gut“,sagt Bertram.

Hartmut Trautvetter findet es gut, dass die Fördermittel erhöht wurden: „Wir haben uns schon seit langem dafür stark gemacht“. Durch die Förderung werde viel für die Imker getan. „Es gibt auch viele Dinge, wo eventuell mehr getan werden kann“, sagt Trautvetter. Zum Beispiel bei der Alleebepflanzung: „ Hier könnten Imker herangezogen werden, um zu fragen, was für die Bienen gut ist.“

Wie die Honigproduktion in diesem Jahr verläuft ist schwer abzusehen. „Momentan sieht es gut aus. Wir Imker haben es gerne, wenn es Nachts regnet und am Tag schön ist, aber das können wir nicht beeinflussen“, sagt Bertram.