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Initiativgruppe Petition gegen zu viel Gülle auf den Äckern

Eine Petition mit 1137 Unterschriften haben Mitglieder der Initiativgruppe, die gegen die „Überdüngung der Böden“ kämpft, an Hans-Joachim Mewes, dem Vorsitzenden des Petitionsausschusses des Landes Sachsen-Anhalt, übergeben. Die Initiative fordert eine Verschärfung der Gesetze.

Von Anett Roisch 16.10.2015, 17:36

Magdeburg/Zobbenitz/Klüden/Wegenstedt l „Wenn Gülle auf den Feldern verteilt wird, dann bedeutet es, dass nicht nur Gestank, sondern dass es meist auch eine Gefahr für die Gesundheit gibt. Seit einigen Jahren stellen wir fest, dass Gülle im großen Umfang mehrfach im Jahr auf die umliegenden Äcker und Wiesen aufgebracht wird“, erklärte Klaus-Dieter Albrecht. Der Haldensleber gehört zu den Hauptinitiatoren, die sich am Donnerstagmorgen im Vorfeld der Sitzung des Landtags in Magdeburg trafen. 1137 Unterschriften auf 76 Listen vervollständigten die Petition, die Hans-Joachim Mewes (Die Linke), Vorsitzender des Petitionsausschusses, entgegennahm.

 Mit ihrer Petition wenden sich die Bürger gegen die intensive Ausbringung von Gülle aus Niedersachsen auf Ackerflächen in Sachsen-Anhalt. Die Petenten befürchten eine Verschmutzung des Grund- und Oberflächenwassers mit Nitrat sowie die Schädigung der Böden durch den Einsatz schwerer Landmaschinen.

„Anhand der Nummernschilder der Fahrzeuge können wir als Herkunft der Gülle das Land Niedersachsen ausmachen. Wahrscheinliche Ursache für den Gülletourismus ist die veränderte Rechtslage mit erhöhtem Kontrolldruck in Niedersachsen“, vermutet Heinrich Aderholz aus Zobbenitz, der seit Gründung der Initiative 2013 zur Gruppe gehört. Laut Aussagen von Prof. Dr. Volker Lüderitz von der Fachhochschule Magdeburg, hat sich die Gewässerqualität der Ohre ab Calvörde/Uthmöden wesentlich verschlechtert. Der Ökologieexperte widmet sich im Rahmen seiner Forschung schwerpunktmäßig der Gewässerrenaturierung sowie der naturnahen Wasserreinigung. Die Nitratbelastung sei teilweise sieben Mal höher als erlaubt.

Das wäre zum Beispiel in Uthmöden und Wedringen so. Im Pumpwerk Satuelle wird Wasser aus der Ohre in die Colbitz-Letzlinger Heide gepumpt. „Das Wasserwerk Colbitz versorgt unter anderem die Bewohner der Landeshauptstadt Magdeburg mit Trinkwasser von exzellenter Qualität. Wie lange noch?“, fragte Aderholz mit dem Blick der überhöhten Nitratwerte, die an vielen Stellen der Region im Boden gemessen wurden.

„Es ist eine Illusion zu glauben, dass langfristig der erhöhte Nitratwert im Boden nicht in den Trinkwasserlagerstätten ankommt. Trinkwasser ist unser höchstes Gut. Wir müssen es schützen“, appellierte Erwin Schoof aus Klüden, der ebenfalls zur Initiative gehört. „Ursache ist der Gewinn Einzelner, einerseits die Produzenten der Gülle und andererseits diejenigen, die ihre Böden verantwortungslos zur Aufbringung freigeben“, ergänzte Wolfgang Eggers aus Calvörde, Mitglied der Initiative.

„Unsere Forderung ist es, die Rechtslage im Land Sachsen-Anhalt so zu verändern, dass sich der Gülletourismus nicht mehr lohnt. Ein vermehrter Kontrolldruck sowie erhebliche Strafen für Landwirte, die den Boden durch Überdüngung für Jahrzehnte ruinieren“, erklärte Thomas Lange aus Wegenstedt.

Mewes erläuterte die weitere Verfahrensweise. „Der Petitionsausschuss wird sich in seinen verbleibenden Sitzungen während dieser Legislaturperiode mit dem Thema auseinander setzen und Gespräche mit Fachleuten führen. Sollte es bis zur letzten Sitzung in der sechsten Wahlperiode noch kein Ergebnis geben, wird die nach dem Wechsel der Legislaturperiode in den Ausschuss eingegangene Petition von der neuen Besetzung weiter behandelt“, erklärte Mewes.