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Integration Kerstin Blank: „Familien wie wir“

Beim Kinderschutzbund läuft ein Projekt, das Ehrenamtliche fit macht, um ihrerseits Flüchtlingen zu helfen.

Von Marita Bullmann 29.06.2016, 01:01

Haldensleben l „Die Paten helfen den Flüchtlingen, das deutsche Leben zu lernen, den deutschen Alltag zu verstehen und sich hier zurechtzufinden“, sagt Desdimona Wiegmann. Sie ist die Koordinatorin des Projektes Familienpaten, das beim Kreisverband Börde des Kinderschutzbundes angesiedelt ist.

Zwölf Paten wirken bereits in verschiedenen Orten des Landkreises – vier in Colbitz, einer in Wolmirstedt, einer in Samswegen, einer in Wellen, vier in Haldensleben und einer in Wanzleben. Diese Paten sind sowohl Frauen als auch Männer, die sich sehr viel Mühe geben, die Neuankömmlinge zu verstehen und ihnen beim Einleben zu helfen.

Desdimona Wiegmann spricht vom schweren Anfang, die Deutschen waren anfangs sehr unsicher, wie sie auf die Flüchtlinge zugehen sollten. Wenn die Migranten kommen, können sie meist kein Wort Deutsch, auch mit Englisch oder Französisch ist es schwer, und das können auch nicht alle Paten. Inzwischen haben sie gelernt, mit Händen und Füßen zu reden. Sie haben keine Angst mehr davor. Und in manchen Fällen wird auch das Handy als Übersetzungshilfe herangezogen.

„Sie sind jetzt mit Leib und Seele dabei, und auch mit viel Einfühlungsvermögen“, erzählt Marlis Schünemann, Vorsitzende des Kinderschutzbundes im Landkreis. Oft sind die Paten Eltern, die selbst kleine Kinder haben und sich trotzdem die Zeit nehmen, um anderen Familien zu helfen. Das ist möglich, weil die ganze Familie hinter ihnen steht.

„Das sind doch auch Familien wie wir“, sagt Kerstin Blank. Sie kümmert sich um die Kleiderbörse und kommt so mit vielen jungen Frauen ins Gespräch. Gespendete getragene Kindersachen und Spielzeug werden bei diesen Börsen vergeben, nur eine kleine Spende wird dafür erbeten.

Inzwischen bringen auch Flüchtlingsfamilien die Sachen, aus denen ihre Kinder herausgewachsen sind, wieder zum Kinderschutzbund, damit sie wieder an andere Familien verteilt werden können.

Die Flüchtlingsfamilien kommen auch gern, um die Angebote hier zu nutzen, um Antworten auf Fragen zu bekommen und Kontakte zu deutschen Familien zu knüpfen. Sie kommen zum Beispiel gern zum gemeinsamen Kochen. Medht Kassoumeh aus Syrien hat gerade leckere Pizza zubereitet. Er ist mit Frau und drei Kindern vor ein paar Monaten nach Haldensleben gekommen.

Paten helfen den Familien, eine Wohnung einzurichten, sie helfen bei Wegen zum Amt. Manche fahren auch mit den Familien in den Zoo und helfen ihnen, Kitaplätze für ihre Kinder zu bekommen, erzählt Desdimona Wiegmann. Einmal im Vierteljahr gibt es ein Netzwerktreffen der Paten, da werden Probleme besprochen, Anregungen gegeben. Einer lernt vom anderen. Noch zwei Weiterbildungsangebote wird es in diesem Jahr geben, sagt Desdimona Wiegmann. Einmal geht es um den Umgang mit einem Trauma und zum anderen darum, welche Möglichkeiten und Rechte die Flüchtlinge mit welchem Status haben.

Und das Netzwerk des Kinderschutzbundes hilft den Familienpaten. So gibt es jetzt einmal in der Woche einen Deutschkurs für Frauen, den betreut Christiane Meyer aus Wellen. Die Frauen bekommen nicht immer gleich einen Kurs, müssen auch sehen, wie sie mit den Kindern zurechtkommen. Da soll ihnen der Einstieg erleichtert werden. Petra Kapischka gibt einmal in der Woche beim Kinderschutzbund Nachhilfe für alle Kinder, die sie brauchen, sowohl für einheimische wie für zugezogene.

In den Bereichen Oschersleben und Oebisfelde gibt es bisher noch keine Paten in ihrem Verbund, sagt Desdimona Wiegmann. Sie würde hier auch gern helfen. Interessenten können sich melden unter 03904/724 527.