Rätzlinger Schützen feiern 120. Geburtstag

Rätzlingen l „Damals durften nur Männer von gutem Ruf und gesittetem Charakter Mitglieder des Vereins werden. Dieser Verein gab seine Arbeit mit Beginn des Zweiten Weltkrieges auf. Und auch zu DDR-Zeiten war von einem Schützenverein nicht mehr die Rede“, blickte Vereinsvorsitzender Ralf-Peter Segeler zurück. Er begrüßte am Sonnabend die Schießsportbegeisterten und deren Freunde zu einem Empfang.

Erst nach der politischen Wende ging die Initiative zur Gründung eines neuen Schützenvereins von Bärbel Pätz, die sich damals im Rätzlinger Gemeinderat engagierte, aus. Im November 1991 trugen sich elf Bürger der Gemeinde als erste Mitglieder in das Gründungsprotokoll ein. Dazu gehörten neben Bärbel Pätz auch Gerd Eilhard, Frank Müller, Horst Höniges, Christa und Albert Still sowie Hannelore und Ralf-Peter Segeler.

„Die Schießabende fanden in der ersten Zeit unter nicht gerade idealen Voraussetzungen statt. Außerdem waren nicht alle Bürger der Meinung, dass es einen Schützenverein in Rätzlingen geben müsse. Ein ehemaliges Gemeinderatsmitglied bezeichnete den Verein als Kasperverein“, erinnerte sich der Schützenchef. Doch das Schützenvolk ließ sich nicht entmutigen und wurde bei der Schaffung eines Schützenheimes vom Gemeinderat auch unterstützt.

Als Domizil mieteten die Schützen die ehemalige Kinderkrippe und spätere Sozialstation. Es gab einige Umbauarbeiten. Das Gebäude samt Schießstand nutzt der Verein seitdem für regelmäßige Schießabende. „Wir hoffen, dass unser Verein noch viele Jahre bestehen kann und vielleicht der ein oder andere sich für die Mitgliedschaft bei uns entschließen kann“, blickte Segeler vor-aus.

Der Höhepunkt des kleinen Jubiläumsfestes war das Annageln von zwei Ehrenscheiben an das Schützenheim, das Vereinsmitglieder in den vergangenen Wochen mit einem neuen Anstrich versehen hatten. Die beiden Scheiben erinnern an den Schützenverein von 1898 und an den neuen Verein von 1991. Aber auch das Wappen von Rätzlingen schmückt die Hauswand.

Rätzlingens Ortsbürgermeister Wilhelm Behrens (WG Sport) überreichte im Namen von Hans-Werner Kraul (CDU), Bürgermeister der Einheitsgemeinde, einen Umschlag mit einem Geldschein. Behrens betonte: „Der Schützenverein ist einer der aktivsten im Dorf.“ Die Schützen organisieren jährlich das Schweineschießen, das Schützenfest und die Grünkohlwanderung. Jeder Gast ist willkommen. Das Besondere sei nach den Ausführungen des Ortschefs, dass die Schützen viele Veranstaltungen gemeinsam mit anderen Vereinen des Ortes durchführen. Als Beispiel nannte er das Osterfeuer und den Weihnachtsmarkt. Einen Geldschein verschenkte auch der Rätzlinger Edwin Wietig zur Unterstützung an den Verein.