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Jugendarbeit Pädagogische Arbeit am Limit

Harte Zeiten durchleben derzeit die Jugendeinrichtungen in Haldensleben. Für den Januar gab es noch keine Fördergelder.

Von Alexander Rekow 08.02.2017, 00:01

Haldensleben l Für das Jugendfreizeitzentrum „Der Club“ und weitere Jugendeinrichtungen sind schwere Zeiten angebrochen. Bis dato sind noch keine finanziellen Zuschüsse geflossen, was die Einrichtungen und ihr Personal vor große Probleme stellt.

„Ich habe in diesem Jahr noch kein Geld bekommen“, sagt Michel Helmecke, der vielen nur unter dem Namen „Maixie“ bekannt ist. Auch bei seinen Kollegen vom „Jugendcafé Senfkorn“ wartet man auf die Mittel. „Bis jetzt haben wir noch keine Zusage für eine Förderung. Wir leben von unseren Rücklagen, aber die sind begrenzt“, erklärt Margit Preuß, hauptamtliche Mitarbeiterin beim CVJM, die das „Senfkorn“ betreibt. Die gleiche Situation beschäftigt auch den Einrichtungsleiter der Begegnungsstätte „Kids und Co.“ Dirk Lenz: „Im Moment haben wir noch Reserven, die reichen bis einschließlich März – aber dann wird es eng“, erklärt Lenz.

Grund hierfür ist unter anderem der noch fehlende Haushalt für das Jahr 2017 der Stadt. „Seit dem 1. Januar 2017 befindet sich die Stadt Haldensleben in der Phase der vorläufigen Haushaltsführung. Freiwillige Leistungen sind also nicht erlaubt“, ist auf der Homepage der Stadt zu lesen.

Andreas Radeck, Mitarbeiter der städtischen Abteilung für Kommunikation, ergänzt hierzu, dass es einen Vertrag mit dem Trägerverein des „Clubs“, „Sonab“, gäbe, in welchem die Formulierung „entsprechend der Haushaltslage“ zu finden sei.

Dadurch, erklärt Helmecke, könnten seinem „Club“ die zugesicherten 45 000 Euro für das Jahr noch nicht ausgezahlt werden. Erschwerend kommt für ihn hinzu, dass die 19 714,25 Euro Personalkostenförderung des Landkreises ebenfalls ausstehen. Eine Situation, die Helmecke und seinen „Club“ in eine ernsthafte Schieflage bringen.

Der Pressesprecher des Landkreises, Uwe Baumgart, hat dafür eine Erklärung: „Der Kreistag wird am 22. Februar den Haushalt rechtskräftig beschließen. Dann werden wir Mittel ausreichen“, erklärt er. Aber es liege ihm bereits ein Antrag auf vorzeitigen Maßnahmebeginn vom Verein „Sonab“ vor, welcher nun geprüft werde und wozu zeitnah eine Entscheidung falle.

„Seit ich hier arbeite, warten wir jedes Jahr auf das erste Geld“, erklärt Einrichtungsleiter Helmecke. Vorstandsmitglied vom Trägerverein „Sonab“, Thomas Henschel, der sich neben seinem eigentlichen Beruf einmal wöchentlich ehrenamtlich um die Buchführung des „Clubs“ kümmert, stellt sich zu Jahresbeginn immer die Frage, wann der Mitarbeiter und die Rechnungen bezahlt werden können. Gerade weil neben der Gehaltszahlung auch Miete und Nebenkosten für das Objekt aufgebracht werden müssen, erklärt Thomas Henschel.

Nicht wesentlich besser ist es um die Gebäudesubstanz des „Clubs“ in der Hafenstraße 8 in Haldensleben bestellt. „Wir haben schon sehe viel in Eigenleistung renoviert“, erklärt Michel Helmecke und zeigt zum Beispiel auf die Decke des wohltemperierten Cafés des „Clubs“. Doch das ist eine Ausnahme. „Räume müssen gedämmt werden, Fenster getauscht, und viele Wände brauchen dringend einen neuen Anstrich“, sagt Helmecke, während er durch die zahlreichen kalten Räume führt. „Wir haben von einem Rentner aber schon Türen gespendet bekommen“, freut sich der Pädagoge und hofft auf Nachahmer. Denn die Aufgabenliste im Innen- und Außenbereich des Objektes ist lang, weshalb Helmecke auf Spender hofft. Vor dem Gebäude angekommen zeigt er auf Risse in der grauen Fassade und kaputte Fenster. Es bröckelt an vielen Ecken und Kanten. „Das Damoklesschwert schwebt über unseren Köpfen“, beschreibt der Leiter die derzeitig angespannte Situation.

„Ich bin hier nicht nur Pädagoge, sondern auch Handwerker – mein Blaumann liegt immer am Arbeitsplatz bereit“, witzelt der Einrichtungsleiter. Kein Wunder, denn Michel Helmecke ist der einzige Mitarbeiter der Jugendeinrichtung. „Selbst für einen ‚FSJler‘ fehlt uns das Geld“, erklärt Helmecke. „Wenn ich Urlaub habe oder krank bin, und sich keiner findet, der den ‚Club‘ ehrenamtlich öffnet, muss er leider geschlossen bleiben“, bedauert der Leiter.

Trotz der niederen Zustände ist Michel Helmecke in seinen Worten stets anzumerken, dass er mit Herzblut bei der Sache ist, und Aufgeben für ihn keine Option darstellt.