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Jugendclub Frischer Wind weht in Calvörde

Nach längerer Pause herrscht wieder Leben im Calvörder Jugendclub. Frischer Wind weht durch die gemeindeeigene Einrichtung.

Von Anett Roisch 03.03.2017, 00:01

Calvörde l Einen Topf mit heißem Wasser setzt Nikola Hirschel zum Nudelnkochen auf die heiße Herdplatte. Zum Wochenabschluss gibt es ein Abendessen, das sie als Jugendbetreuerin mit den Kindern zubereitet. Die 49-Jährige will die Kinder und Jugendlichen beim gemeinsamen Schnippeln, Brutzeln und Kochen besser kennenlernen. „Kochen hat etwas sehr Kommunikatives“, sagt die Calvörderin. Seit Anfang November 2016 ist sie für den Jugendclub im ehemaligen Bahnhofsgebäude verantwortlich. Bis zu 14 Kinder und Jugendliche besuchen die gemeindeeigene Einrichtung. Ein bestimmtes Alter gibt es im Club nicht, aber dafür Regeln, die einzuhalten sind. Fast in jedem Raum ist die Clubordnung ausgehangen. „Die kleineren Kinder – die jüngsten sind derzeit neun Jahre alt – halten sich an die Verhaltensregeln, die größeren – die 14 bis 16-Jährigen – wollen die Regeln nicht immer akzeptieren, aber da arbeiten wir noch dran“, erklärt die Betreuerin. Sie gesteht, dass sie schon immer gern Zeit mit Kindern verbracht hat. Erfahrungen hat sie in ihrer Jugend in Weißwasser als Übungsleiterin im Eisschnelllauf gemacht. Seit 1983 wohnt sie mit ihrer Familie in Calvörde. Ihre beiden Kinder sind inzwischen erwachsen und haben selbst Kinder.

Die Jugendarbeit macht Nikola Hirschel sechs Stunden in der Woche als Nebenjob. Hauptberuflich ist sie technische Sachbearbeiterin in der Automobilbranche in Wolfsburg.

„Wir kommen in den Club, weil wir hier Spaß haben“, erklärt der neunjährige Neo Paul Stange und ergänzt schmunzelnd: „Das Schöne ist, dass hier unsere Eltern nicht dabei sind.“ Sein Klassenkamerad Finn Pape ist zum ersten Mal im Club. „Wir spielen im Club am liebsten verstecken mit den Jungs. Die zehnjährige Anquelina Gabriele Hartmann verrät: „Neo und Finn haben immer die besten Verstecke.“ Die elfjährige Lilly Kleinau beschreibt: „Wir können im Club Musikhören.“ Die zehnjährige Emelie Schulz erzählt: „Wir malen und basteln. Aber Freunde treffen und dabei Spaß haben – das sind die Hauptgründe, warum ich gern im Club bin.“

Was das Programm im Club betrifft, will Nikola Hirschel alle Wünsche der Jugendlichen aufgreifen. „Sie sollen selbst Ideen einbringen, ich möchte ihnen nichts überstülpen“, sagt die Jugendbetreuerin.

An Einfällen mangelt es Nikola Hirschel nicht. Sie kann sich vorstellen, kreative Arbeiten oder auch Hausaufgabenhilfe anzubieten. Im Sommer stehen Exkursionen in den Drömling und Grillen auf dem Plan. Für den Anfang steht das Kennenlernen der Jungen und Mädchen im Vordergrund. „Man muss Vertrauen aufbauen. Das geht nicht von heute auf morgen“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich habe stets ein offenes Ohr für die Jugendlichen.“

Unter anderem möchte Nikola Hirschel ein Projekt starten, damit die Kinder und Jugendlichen lernen, Gutes zu tun. „Durch die Sammlung von Kunststoffdeckel von Flaschen und mit dem anschließenden Verkaufserlös werden gemeinnützige Projekte unterstützt. Im ersten Schritt unterstützen wir das Programm End Polio Now mit dem weltweiten Vorhaben, dass kein Kind mehr an Kinderlähmung erkranken soll“, erklärt die Betreuerin. Polio ist die Abkürzung für Poliomyelitis, eine durch Polioviren hervorgerufene Infektionskrankheit. Die im Deutschen als Kinderlähmung bezeichnete Erkrankung führt von Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod. „In Deutschland gilt Polio als ausgerottet, weltweit gibt es jedoch noch drei Länder, in Afghanistan, Pakistan und Nigeria, in denen die Krankheit auftritt“, weiß Nikola Hirschel. 500 Deckel sind nötig, um eine Schluckimpfung zu bezahlen.

„Ich habe schon mit der Gemeinde gesprochen, dass wir den Hof des Clubs als Lagerplatz nehmen dürfen. Wir brauchen dann eine Recyclingstelle, die die Deckel abholt. Ich würde mich freuen, wenn die Kinder fleißig sammeln“, blickt die Betreuerin voller Tatendrang voraus.

Feste Öffnungszeiten gibt es nicht. Meistens steht donnerstags die Tür des Clubs ab 16.30 Uhr für zwei oder drei Stunden offen. „Die Jugendlichen wollen sich spontan verabreden. Wir nutzten WhatsApp dazu“, schildert Nikola Hirschel und zeigt auf ihr Handy, in dem es WhatsApp für die beiden Gruppen gibt. Ohne Aufsicht dürfen die Kinder und Jugendlichen das Domizil nicht besuchen.

Wer in den Club möchte, kann sich telefonisch mit Nikola Hirschel unter 0163/194 73 94 in Verbindung setzen.