Kabarett Politsatire in Etingen

Die Hengstmann-Brüder haben den Etingern politische Satire vom Feinsten serviert. Die beiden Kabarettisten nahmen die Wahl unter die Lupe.

Von Anett Roisch 28.09.2017, 01:01

Etingen l „Ich freue mich, die Hengstmann-Brüder doch noch in diesem Jahr begrüßen zu können“, sagte Fritz Riecke vom Vorstand des Etinger Dorfclubs und hieß die Gäste zum Kabarettabend in der Bauernschänke willkommen. „Hallo Etingen! Wir sind endlich wieder da. Das freut uns sehr. Wir haben uns im Vorfeld der Veranstaltung darauf geeinigt, dass wir nicht von einem ganz bestimmten Ort reden“, sagten Tobias (35 Jahre) und Sebastian Hengstmann (38). Fast jeder im Saal wusste sofort, dass von einem ganz speziellen Ortsteil von Etingen die Rede war. Wie aus einem Mund johlte das Publikum „Maschenhorst“.

Schon bei ihrem ersten Auftritt vor vielen Jahren waren die Kabarettisten fasziniert vom Ortsname und stellten sich vor, dass dort Horst mit den Stricknadeln die Maschen aufnimmt. „Es sind heute sogar zwei Bewohner von Maschenhorst hier“, stellte Tobias Hengstmann überrascht fest. „In Magdeburg im Kabarett haben wir erzählt, dass wir heute Abend in Etingen sind. Alles klar – ihr fahrt nach Maschenhorst, hieß es von den Kollegen“, verriet Sebastian Hengstmann und erzählte: „Manchmal kommen wir in Orte, da kennt uns keiner, aber Etingen ist ja der Mittelpunkt.“ Hier gäbe es – nach den Ausführungen der zwei Wortkünstler – zwar nur an der Bushaltestelle Handyempfang, aber Etingen sei nicht der A... der Welt. "Das ist Maschenhorst“, wissen die Brüder. Die Hengstmänner ließen beim neuen Programm keinen politischen Fettnapf aus, um reinzutreten und sich auch genüsslich darin zu suhlen. Mit einer messerscharfen Analyse nahmen die Kabarettisten die Bundestagswahl unter die Lupe.

Bei der Frage „Wer wird wohl Bundeskanzlerin?“ stellten die Brüder fest, dass selbst die Bundesliga spannender sei als die Wahl. Sie suchten nach Antworten. Zum Beispiel auf die Frage , wie die SPD zu ihrem Kandidaten gekommen sei: Sigmar Gabriel habe während der Sitzung laut gerülpst, worauf ihm ein einstimmiges „Schulz“ entgegen schallte. „Wo kommt denn dieser Schulz her?“, fragte Sebastian Hengstmann in die Runde. „Aus Würselen – da fliegen die Tauben sogar auf dem Rücken, damit sie sich das Elend da unten nicht angucken müssen“, wusste sein Bruder und sagte: „Das könnte man auch über Masch… .“ Er stockte. Die Kabarettisten gaben sich Mühe, nicht immer über Maschenhorst zu lästern. Vergeblich.

Doch nicht nur mit politischen Themen wurden die Gäste der Bauernschänke in ausgelassene Stimmung gebracht, auch Alltagssorgen kamen ans Licht, wie die Frage: „An welche Kasse im Supermarkt stelle ich mich an?“ Diese Entscheidung hänge von zahlreichen Faktoren ab. Unter anderem davon, ob es sich beim voranstehenden Kunden um Ursel aus Maschenhorst handele, die 89 Jahre alt sei, in ihrem Portemonnaie wühlt, weil sie „es passend“ habe.

Zu den ersten Themen zählte zum Beispiel, dass kein Politiker sich traue, ein Reiseverbot für die Türkei auszusprechen, da die Türkei „uns die Flüchtlinge vom Leibe“ halte. „Wenn ich Leute davon abhalten möchte, in das reiche Deutschland zu flüchten, was könnte man da tun?“, lautete die Frage. „Eine Mauer bauen“, schlug sein jüngerer Bruder vor und zeigte, wie hoch die Mauer werden soll. „Super Konzept so eine Mauer. Hat sich gerade in der deutschen Geschichte bewährt. Oder eine andere Möglichkeit wäre, den Lebensstandard der Länder, aus denen die Flüchtlinge kommen, so sehr anzugleichen, dass sie gar keinen Grund mehr haben, zu kommen und sich uns blöde Deutsche anzutun.“ Das fand der Tobias Hengstmann nun wieder gar nicht gut.

„Wenn die Flüchtlinge uns als Lohn-Sklaven nicht mehr zur Verfügung stehen, wen sollen wir denn dann ausbeuten? Aber warum sind wir denn so reich?, hakte Sebastian Hengstmann nach. „Weil wir die Regeln des Kapitalismus so gut begriffen haben. Kapitalismus ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Und im Sozialismus war es genau andersrum“, weiß Tobias Hengstmann und betonte: „Wir dürfen das sagen, wir kommen aus Egeln. Das kennt hier keiner. Das ist wie Maschenhorst – bloß größer.“