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Kinderheim Satuelle Projekt vor neuen Problemen

Für das Kinderheim in Satuelle hätte der Ortsrat am Mittwoch grünes Licht geben können. Stattdessen nahm er das Thema von der Tagesordnung.

Von André Ziegenmeyer 05.11.2015, 19:43

Satuelle l „Ich hätte nicht gedacht, dass der Ortschaftsrat so reagiert. Jetzt muss ich mich erstmal sammeln und neu orientieren“, erklärte Thomas Lohan. Der 46-Jährige möchte im alten Bahnhof Satuelle ein Heim einrichten. In diesem „Ohre-Haus“ sollen bis zu acht Kinder leben, deren Wohl in ihren eigenen Familien gefährdet ist. Die Planungen sind bereits Anfang des Jahres angelaufen – allerdings nicht weit gekommen.

Grund war ein formales Dilemma. Der Haldensleber Stadtrat hatte den Plänen zugestimmt, ohne zuvor das Votum des Satueller Ortschaftsrates einzuholen. Laut Satuelles Ortsbürgermeister Mario Schumacher (CDU) verstieß das gegen das Kommunalverfassungsgesetz Sachsen-Anhalt. Es war auch nicht geplant. Denn der Ortsrat trat zwar vor der Stadtratssitzung zusammen, war aber nicht beschlussfähig. Auf einer weiteren Sitzung am 25. März, nach dem Stadtrat, erteilte der Ortsrat dem Kinderheim dann eine Abfuhr. Wie Haldenslebens Bürgermeisterin Regina Blenkle (FUWG) mitteilte, sei der Stadtratsbeschluss trotzdem gültig, weil niemand Beschwerde eingelegt habe.

Thomas Lohan befand sich daraufhin in einer Zwickmühle. Formal hätte er seine Pläne vorantreiben können. Trotzdem legte er sie vorläufig auf Eis. Denn wie der Investor wiederholt betonte, möchte er das Heim nicht gegen den Willen der Satueller Einwohner auf die Beine stellen.

Bei einer Bürgerversammlung am 14. Oktober schien wieder Bewegung in das Thema zu kommen. Vor zahlreichen Einwohnern stellte Thomas Lohan sein Vorhaben erneut vor. Gleichzeitig ging er auf Fragen und Befürchtungen seitens der Bevölkerung ein. Am Ende schien sich eine Zustimmung für das Heim abzuzeichnen. Regina Blenkle schlug daraufhin vor, das übliche Genehmigungsverfahren fortzusetzen.

Der erste Schritt dazu: Laut Tagesordnung sollte der Ortsrat am Mittwochabend grünes Licht geben, dass es weitergeht. Das aber geschah nicht. Stattdessen brachten die vier Ortschaftsratsmitglieder Steffen Wendt, Henrik Rabach, Henry Künzl (alle Wählergruppe Freiwillige Feuerwehr Satuelle) und Burkhard Braune (CDU) den Antrag ein, das Thema abzusetzen. Zur Begründung verwiesen sie auf den bereits am 25. März gefassten negativen Beschluss. Mit vier zu drei Stimmen wurde der Antrag angenommen.

Bei den anwesenden Bürgern sorgte das für Unverständnis. „Ich finde es schlimm, dass um dieses Thema so ein Kasperletheater gemacht wird“, erklärte eine Einwohnerin. Nicht zuletzt verwiesen viele auf die positive Stimmung bei der Bürgerversammlung. „Der Ortsrat hat verdammt noch mal die Meinung der Bürger zu vertreten“, forderte eine weitere Satuellerin. Im Gegenzug zweifelten einige Ratsmitglieder an, dass die Stimmung bei der Bürgerversammlung repräsentativ für den gesamten Ort gewesen sei.

Um das zu klären, soll es nun eine Unterschriftenaktion geben. Einige Anwesende erklärten sich spontan bereit, dabei zu helfen. „Ich werde versuchen, mit den Ortschaftsräten, die gegen das Heim gestimmt haben, noch einmal ins Gespräch zu kommen“, kündigte Thomas Lohan gegenüber der Volksstimme an.

Denn bis die für das Projekt nötige Änderung des Flächennutzungs- sowie des Bebauungsplanes beschlossen ist, gehören noch viele Schritte zum Genehmigungsverfahren. Unter anderem muss auch der Ortsrat Satuelle noch zweimal darüber abstimmen. Offiziell hat zwar der Stadtrat das letzte Wort. Aber: „Die Gefahr ist zu groß, dass der Stadtrat der Empfehlung folgt, falls der Ortsrat erneut Nein sagt“, so Thomas Lohan. Darüber hinaus lege er unverändert großen Wert auf eine einvernehmliche Regelung.