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Klärwerk Mikroorganismen arbeiten rund um die Uhr

Wie aus schmutzigem Wasser wieder sauberes wird, haben Grundschüler aus Rätzlingen erfahren. Sie besuchten das Klärwerk.

Von Anett Roisch 11.11.2016, 00:01

Rätzlingen l Was in Rätzlingen und Kathendorf in Abflüssen, Toiletten und Gullys verschwindet, taucht in der Kläranlage – dem Arbeitsplatz von Frank Teggatz und seinen Kollegen – wieder auf. Mitarbeiter des Abwasserverbandes Haldensleben „Untere Ohre“ hatten zu einem Tag der offenen Tür nach Rätzlingen alle interessierten Bürger eingeladen. Einen Blick hinter die Kulissen haben in diesem Rahmen 30 Kinder der dritten und vierten Klassen der Grundschule Rätzlingen an ihrem Projekttag geworfen. „Wir besprechen im Sachunterricht gerade den Wasserkreislauf. Das Klärwerk ist gleichermaßen Ende und Anfang dieses Kreislaufes“, sagt Grundschullehrerin Sieglinde Böttcher. In der Kläranlage werden in einem Jahr etwa 38 000 Kubikmeter des Abwassers von 963 Einwohnern aus den angeschlossenen Haushalten in Rätzlingen und Kathendorf gereinigt.

„Bei euch zuhause ist es so selbstverständlich, dass stets frisches und sauberes Wasser aus dem Hahn fließt, dass kaum jemand darüber nachdenkt, was man dafür hinter den Kulissen jeden Tag leisten muss“, meint Frank Teggatz, Leiter von vier Anlagen und verantwortlich für Kläranlagen, Kanalnetze und Pumpwerke. Das anfallende Schmutzwasser wird über ein weit verzweigtes Rohrsystem wie Kanalanlagen, Druckleitungen, Pumpwerken und Rückhaltebecken transportiert.

Erste Station des Schmutzwassers ist die Vorreinigung. Mit der vorgelagerten Rechenanlage wird alles entfernt, was schwimmt und nicht hineingehört. Im Sandfang werden dann alle absetzbaren Stoffe wie Sand, Steine und vieles mehr herausgefiltert. Ist das Wasser von festen Stoffen gereinigt, geht es nach der Vorreinigung zur Zwischenlagerung in den Vorlagenspeicher und von dort aus direkt in das große Klärbecken. „Dort leben kleine Bakterien, sogenannte Kleinorganismen, die sich von im Becken befindlichen Nährstoffen ernähren. Dadurch entfernen sie die Stoffe aus dem Wasser“, erklärt der Abwasserexperte den Grundschülern. „Die Bakterien vermehren sich ja. Bei diesem Behälter müssen wir ab und zu mal Schlamm herausnehmen. Sonst haben wir zu viele Bakterien und die Nahrung reicht dann nicht aus. Außerdem brauchen die Bakterien Sauerstoff, damit diese Lebewesen, die auch Mikroorganismen heißen, nicht sterben und rund um die Uhr arbeiten können“, erklärt er. Andere Reste wie Reinigungsmittel, Zahnpasta oder Duschgel werden in weiteren biologisch-chemischen Reinigungsprozessen entfernt. Je nach Verschmutzungsgrad dauert die Reinigung im großen Becken zwischen sechs und zwölf Stunden.

Dass das Wasser nach dem Klären wirklich wieder sauber ist, begutachteten die Kinder am Klarwasserablaufbehälter. „Hier nehmen wir auch unsere Proben, die wir im Labor prüfen“, sagt Teggatz. Denn: Von dort wird das Wasser in den Mühlengraben eingeleitet, wo es aufgenommen und wieder in den Wasserkreislauf abgegeben wird. „Da gibt es strenge gesetzliche Grenzwerte, die das Land Sachsen-Anhalt festgelegt hat“, erklärt Teggatz.

„Wasser wächst nicht nach, es befindet sich in einem unendlichen Kreislauf“, weiß die Drittklässlerin Katharina Lange aus Kathendorf. „Sauberes Wasser ist ein kostbares Gut. Wirksame Reinigungsprozesse sind das eine, wichtiger ist jedoch, das Wasser möglichst wenig zu verschmutzen“, erklärt die Lehrerin und ergänzt: „Kinder dafür zu sensibilisieren, ist uns ein Anliegen. Wir wollen die Wasserschützer von morgen schon heute unterstützen.“