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Klimaschutz Spar-Plan für Haldensleben

In Haldensleben sollen Energie gespart und der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid verringert werden. Konkrete Maßnahmen wurden diskutiert.

Von André Ziegenmeyer 23.11.2018, 00:01

Haldensleben l „Der Klimawandel betrifft uns alle“, hielt Dezernentin Andrea Schulz fest. Der Rekordsommer 2018 habe einen Vorgeschmack auf mögliche Folgen der Erderwärmung gegeben. Darauf müsse man reagieren. Anschließend übergab sie das Wort an Selma Janssen und Tim Hirth von EnergyEffizienz. Im April hatte die Stadt diese Firma mit der Ausarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes beauftragt.

Zunächst ging Selma Janssen auf die bisherigen Ergebnisse ein. Demnach hat die ganze Stadt einen Energieverbrauch von etwas mehr als einer Million Megawattstunden pro Jahr. Der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid liege jährlich bei rund 303.000 Tonnen.

 „Im Vergleich zu anderen Kommunen wird relativ wenig Energie vor Ort erzeugt“, hielt Selma Janssen fest. Der Gas- und Stromverbrauch sei dagegen ziemlich hoch. Das liege nicht zuletzt an den vorhandenen Industriebetrieben.

Für den Zeitraum bis 2030 stellten Janssen und Hirth drei Szenarien vor. Beim „Trendszenario“ werde die bisherige Entwicklung ohne zusätzliche Anstrengungen fortgesetzt. Daneben gab es ein „Klimaschutzszenario“ mit vermehrten Aktivitäten auf lokaler und auf Bundesebene sowie ein besonders ambitioniertes „Pionierszenario“.

Die Unterschiede wurden unter anderem am Bau von Photovoltaikanlagen verdeutlicht. Dem Trendszenario zufolge würden jährlich sieben neue Anlagen entstehen, bei den beiden anderen Szenarien 20 beziehungsweise 50. Welche möglichen Klimaeffekte damit einher gehen könnten, wurde nicht beleuchtet.

Nicht zuletzt haben die Mitarbeiter von EnergyEffizienz auch den Wärmeverbrauch öffentlicher Gebäude pro Quadratmeter untersucht. Negative Ausreißer sind unter anderem das Rathaus und das Gemeindebüro Süplingen. Gute Werte erzielten hingegen die Feuerwehr Wedringen sowie die beiden Grundschulen „Erich Kästner“ und „Gebrüder Alstein“.

Kernpunkt des Abends war allerdings die Diskussion konkreter Maßnahmen, mit denen Haldensleben seine Klimabilanz verbessern könnte. Sie gliederten sich in fünf Bereiche: Organisatorische und strukturelle Maßnahmen, Gebäude, erneuerbare Energien, Energiesparen sowie Verkehr und Mobilität.

Die Teilnehmer der Veranstaltung konnten Punkte verteilen und so zeigen, welche Maßnahmen ihnen Viele Punkte gab es beispielsweise für die Festlegung konkreter, realistischer und überprüfbarer Klimaschutzziele. Mehrere Besucher sprachen sich auch dafür aus, dass die Verwaltung sich bei Neuanschaffungen nicht nur an den Kosten, sondern auch an „Klimawirkung und Lebenszykluskosten“ orientieren solle.

Viel Zustimmung gab es darüber hinaus für die Idee eines „Energiemanagements für öffentliche Liegenschaften“. Auf diese Weise solle der Verbrauch einzelner Gebäude zentral erfasst, geprüft und ausgewertet werden. Auch eine Fernüberwachung sei dankbar.

Mehrere Stimmen erhielt auch das Solarkataster. Es könnte Gebäudeeigentümern die Möglichkeit bieten, sich über die Eignung des eigenes Daches für Photovoltaik-Anlagen und Solarthermie zu informieren. Wie Tim Hirth ergänzte, gebe es besonders bei Industriegebäuden oft ungenutzte Potentiale.

Zuspruch erhielt nicht zuletzt eine flächendeckende LED-Straßenbeleuchtung. Wie Selma Janssen und Tim Hirth informierten, seien in der Stadt derzeit nur 390 von 2.900 Anlagen umgerüstet. Die Umsetzung eines Radverkehrskonzeptes fand ebenfalls Anklang.

Für Diskussionen sorgte dagegen die Elektro-Mobilität. Ein Teilnehmer der Veranstaltung wies darauf hin, dass man nicht nur den Betrieb, sondern auch die Herstellung der Fahrzeuge im Blick behalten müsse. Um die notwendigen Rohstoffe zu gewinnen, werde andernorts die Natur schwer geschädigt. Das gelte insbesondere für den Bau der Akkus.

Sinnvoller könne es sein, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch niedrigere Preise attraktiver zu machen. Auch eine bessere Auslastung der Busse sei in Sachen Klimaschutz sinnvoll. Ein weiterer Bürger kritisierte, dass mit Gas betriebene Fahrzeuge bei den Maßnahmen keine Rolle spielten. Diese verfügten über eine deutlich günstigere Energiebilanz.

Die Möglichkeit, die Abwärme von Industriebetrieben stärker zu nutzen, sorgte ebenfalls für eine Debatte. Laut Tim Hirth sei sogar ein Abwärmekataster denkbar, um das Potential dieser Idee genau zu ermitteln. Holger Mühlisch vom Landkreis Börde betonte jedoch, dass die besten Möglichkeiten in dieser Hinsicht bei der Neuansiedlung von Betrieben bestünden. Eine Nachrüstung vorhandener Unternehmen sei mit großem Aufwand und hohen Investitionen verbunden.

Selma Janssen erklärte abschließend, dass der vorhandene Maßnahmenkatalog anhand der Ergebnisse des Abends noch einmal überarbeitet werden solle. Außerdem werde die Potentialanalyse abgeschlossen. Insgesamt sei das Projekt Klimaschutzkonzept jedoch weitgehend abgeschlossen. Bis Ende Dezember solle der Abschlussbericht vorliegen.