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Konzert Spagat zwischen Himmel und Hölle

Ausverkauftes Haus, Standing Ovations - das Konzert von Vika Yermolyeva in der Haldensleber Kulturfabrik hat Grenzen überwunden.

Von Jens Kusian 05.02.2018, 12:54

Haldensleben l Es war eine atemberaubende Reise, auf die Vika Yermolyeva ihr Publikum in der Kulturfabrik mitnahm. Unter ihrem Künstlernamen vkgoeswild rockte sie von A bis Z, von der Hölle bis in den Himmel, von AC/DCs „Highway to Hell“ zu Led Zeppelins „Stairway to Heaven“. Nur sie, allein an einem Flügel.

Schwere Gothic Stiefel, schwarzer Tüllrock, Tattoos, Nietenarmband, schwarzes Shirt – dass dies kein normales Klavierkonzert wird, war den Zuschauern spätestens klar, als die 39-Jährige die Bühne betrat. Mit leisen Worten, fast schüchtern begrüßte sie ihr Publikum, stellte artig sich und ihr Programm vor – nur um dann umso wilder in die Tasten zu hauen.

Mit Linkin Parks „One more Light“ begann der Abend moderat. Schöne Rocknummer, die Lust auf mehr machte. Und mehr gab‘s – wie ein wabernder Ölteppich legte sich Black Sabbaths „War Pigs“ im Dachgeschoss der Kulturfabrik ab. Die Hände der Ausnahmepianistin schienen sich im linken Bereich der Klaviatur verfangen zu haben, kamen aus der Tieftonecke gar nicht mehr heraus.

Nach den Deftones und Pink Floyd stellte Vika die alles entscheidende Frage des Abends: „Mehr Metal oder...?“. Aber weiter kam sie nicht, das „Rock“ ging komplett unter. „Metal, Metal“, kam es sofort aus dem Publikum. Dort saßen an diesem Abend nicht nur Klaviermusikfreunde dies- und jenseits der 50, sondern auch Anhänger der härteren musikalischen Gangart – stilecht bekleidet mit aufnäherübersäten Metal-Kutten.

„Zombie“ von den Cranberries läutete nicht nur den zweiten Teil des Abends ein, Vika erinnerte damit auch an die jüngst verstorbene Sängerin der irischen Band, Dolores O’Riordan. Überhaupt schien ihre Songauswahl irgendwie von toten Musikern beeinflusst worden zu sein, denn die Mehrzahl der Bands, deren Lieder Vika Yermolyeva coverte, hatte aktive oder ehemalige Bandmitglieder, die bereits das Zeitliche gesegnet haben. Da macht Peter Steele von Type O Negative, deren „Love you to Death“ für Gänsehaut sorgte, ebenso wenig eine Ausnahme wie der 1971 verstorbene Jim Morrison. „Ich hab es lange nicht gespielt, hoffentlich geht‘s“ hauchte Vika ins Mikro, als sie „Riders on the Storm“ von den Doors ankündigte – und es klappte.

Mit „Stone“ stellte die Künstlerin auch ihr erstes selbst komponiertes Lied vor, bevor sie den Hammer fallen ließ. Feinfühlig spielte sie Metallicas Rockballade „Nothing else matters“, um so brachialer Metallicas Metal-Meilenstein „Master of Puppets“. Den widmete sie einer Zuschauerin, die extra 400 Kilometer für dieses Konzert angereist war. Überhaupt nahmen einige Besucher lange Fahrten auf sich, um Vika live zu sehen. Denn das ist eher selten der Fall, Auftritte der Pianistin sind recht selten.

Mit Led Zeppelins „Stairway to Heaven“ läutete sie dann nach gut 90 Minuten das Ende des Abends ein, wollte ihre Zuhörer mit „Bohemian Rhapsody“ von Queen nach Hause schicken. Das klappte aber erst über den „Highway to Hell“ und nachdem Motörhead als Rausschmeißer ihr Pik-Ass, ihr „Ace of Spades“ ausspielen durften.

Von den Publikumsreaktionen war dann nicht nur die Musikerin, sondern auch Alsteinklub-Leiterin Janina Otto baff. „Standing Ovations haben wir nicht so oft in unserem Haus“, meinte sie angesichts der Konzertbesucher, die allesamt stehend applaudierten.