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Kulturmonat Mai Gedichte und Volkslieder aufgemotzt

Die Band „Chapeau“ interpretiert zum Konzert am Freitag althergebrachte Texte für das Publikum in der Wieglitzer Schifferkirche neu.

Von Anett Roisch 09.05.2016, 01:01

Wieglitz l Hinter dem Namen „Chapeau“ verbergen sich Max Heckel, Aron Thais und Tabiha Harzer. Die beiden Erstgenannten sind als Mitglieder der altmärkischen Gruppe „Nobody Knows“ bekannt. Als Trio interpretierten sie am Freitagabend die Klassiker „Max und Moritz“ und „Der Struwwelpeter“ neu, umrahmten sie mit Gedichten und Volksliedern. „Es wird ein lustiger Abend, auch wenn manche Episoden einen traurigen Hintergrund aufzeigen“, versprach Heckel, der vorwiegend junge Menschen für die Lyrik begeistern möchte. „Eure Freunde spielen jetzt draußen Fußball und ihr sitzt hier?“, stellte der selbst erklärte Langzeitstudent Heckel spöttisch fest. Aber anscheinend wurden nicht alle Kinder in der ersten Reihe von ihren Eltern bedrängt. Die siebenjährige Selma Daniel aus Bösdorf konnte viele Texte auswendig. „Ich habe die CD zu Hause“, flüsterte sie leise und sang lächelnd das Käferlied mit.

Auch wenn das Durchschnittsalter der Gäste weit über dieser Zielgruppe lag, kamen die liebevoll vertonten Stücke und die vom Frontmann vorgetragenen antipädagogischen Hinweise, die einen Mix aus frecher Mundart und hohem kulturellen Wert darstellten, sehr gut an. Vielleicht hat es nicht jedem gefallen, dass Heckel gnadenlos jeden aus dem Publikum geduzt hat. Andererseits war es genau dieser Mix, der den Reiz des Trios ausmachte. 60 Zuhörer ließen sich anscheinend gern auf diese Gratwanderung ein. Die Veranstaltung war schnell ausverkauft. „Die Nachfrage war noch viel größer“, sagte Astrid Leischwitz vom Gemeindekirchenrat, die als Figur aus „Adelens Spaziergang“ natürlich – genau wie die Vorsitzende Angelika Huchel – einen Hut trug. Das Programm wurde auch mit den Stücken „Der Frosch“ und „Der Einsame“ ausgeschmückt. Beim hinterlistigen Heinrich lud Heckel die Zuschauer gleich einmal ein, den Refrain „O weh, o weh“ mitzusingen.

Eine der vorgetragenen Geschichten widmete sich einem Interview, bei dem er dem Moderator „sacktreterisch“ die Nerven geraubt hatte. Heckel hatte sich während eines Radioauftritts zu viel Süßstoff in den Kaffee getan. Er schilderte, wie es in seinem Magen grummelte und er sein Interview abkürzte, um noch rechtzeitig auf das Klo zu kommen. Dazu kam der passende Hinweis, dass es in der bevorstehenden Pause nur eine Toilette für die 60 Gäste gab. „Wir werden erst mit dem Programm weiter machen, wenn alle vom Klo zurück sind“, sagte er und versprach, dass der zweite Teil noch besser wird. „Hier in Wieglitz haben wir eine ganz intime Stimmung. Diese Nähe zum Publikum schätze ich im Besonderen“, schwärmte Heckel und gestand: „Ich war überrascht, dass hier in Wieglitz unser Programm von Anfang an funktionierte. Sie nehmen mir meine Moderation nicht krumm.“

Annett Bachmann aus Bülstringen lobte im Pausengespräch: „Es ist schon etwas Besonderes, wenn man Texte von Wilhelm Busch nicht nur liest, sondern sie auch in Wort und Gesang zu Gehör bringt.“

Im zweiten Programmteil hatten dann „Fink und Frosch“ und „Fipps, der Affe am Klavier“ und andere ihren Auftritt. Es war ein Ohrenschmaus, wie Heckel in seinen Beiträgen die Menschen in seiner natürlichen Art und Weise beschrieb und sie mit Wortspielen auf die Schippe nahm.

Spontan verlas Heckel Kurzgedichte mit Vorgeschichte und Pointe à la „Maikäfer, fette Kuh, Augen auf, ihr Käferlein, denn manche Kuh ist auch ein Schwein.“ Diese Stücke machten die gesamte Gruppe sehr sympathisch. Tabiha Harzer begeisterte zum Beispiel mit dem Gesangsstück von der „Schnecke“. Nach dem offiziellen Programm ließen die Anwesenden die drei Musiker nicht gehen, bevor sie nicht einige Zugaben zum Besten gaben.

Der Kulturmonat Mai geht in Wieglitz mit einer musikalischen Andacht mit Anne-Marie Krause am Mittwoch, 11. Mai, um 19 Uhr weiter. Am Freitag, 20. Mai, um 19 Uhr tritt das Männerquartett „ Supcooltour“ auf.