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Landreis Börde Schwimmer und Tänzer aus Neuenhofe

Volkmar Fleischer hat in seiner Werkstatt neue sportliche Bastelsets entworfen.

Von Hendrik Reppin 02.02.2021, 10:04

Neuenhofe l In der Hobbywerkstatt von Volkmar Fleischer geht es sportlich zu. Auf mehreren Etagen eines alten Schranks tummeln sich die Modelle von etwa 15 Zentimeter großen Figuren, alle mit einer anderen Sportart beschäftigt. Neben dem Charme eines Spielzeugs aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts haben die kleinen Sportler-Modelle aus der Werkstatt des 78-Jährigen eine Besonderheit: Die Figuren können in ihrer Haltung nach Belieben verändert werden.

Der ehemalige Landestrainer für den Kanusport hatte sich vor über acht Jahren Gedanken darüber gemacht, wie man dem Nachwuchs die Bewegungen in einem Kanu anschaulich demonstrieren könnte. Erste Erfahrungen beim Bau von Puppen hatte Volkmar Fleischer bereits gesammelt, als er für seine Tochter, die bekannte Puppenspielerin Peggy Helmecke, bewegliche Figuren baute. Und schon bald erblickte der erste Kanufahrer aus Sperrholz das Licht der Neuenhofer Werkstatt. „Ich hatte die Gelenke mit kleinen Schrauben verbunden. Dadurch konnte ich die Figuren in jede beliebige Körperhaltung bringen“, erklärt Volkmar Fleischer. Das Trainingsinstrument kam nicht nur bei den Sportlern sehr gut an. Vom Deutschen Kanuverband wurde es als offizielles Lehrmaterial anerkannt.

So verließen in den vergangenen acht Jahren etliche kleine Kanu- und Kajaksportler die Werkstatt von Volkmar Fleischer in Neuenhofe. Bis heute baut der einstige Geschäftsführer des Landes-Kanu-Verbandes Sachsen-Anhalt seine Sportlermodelle. Längst dienen sie nicht mehr dem Trainingszweck. Inzwischen sind sie, versehen mit den passenden Farben, zu einem begehrten Sammelobjekt in den Vereinen geworden. Weitere Sportarten sind auf Anfrage bei Volkmar Fleischer hinzugekommen. Springreiter, Gewichtheber und sogar Fußballer tummeln sich in den Regalen. Den größten Zuspruch fanden seine Figuren in den Booten, wenn in Deutschland um Meisterschaft und Titel gepaddelt wurde. Da jedoch wegen der Corona-Pandemie solche sportlichen Veranstaltungen vielfach weggefallen sind, ruhte auch die Modellproduktion.

Doch Volkmar Fleischer nutzte den Stillstand, um neue Ideen umzusetzen. „Ich bin gefragt worden, ob ich nicht auch eine Schwimmerin bauen könnte“, berichtet Fleischer. „Ab sofort gehört die Frau, die sowohl Rückenschwimmen, als auch Freistil beherrscht, zur neuen Kollektion des Neuenhofer Bastelsets“, verkündet der Rentner stolz. Den derzeit verbotenen Tanzveranstaltungen setzt Volkmar Fleischer dazu auch noch ein gerade frisch entworfenes Tanzpaar entgegen. „Die sind so flexibel, die können sogar auf dem Kopf tanzen“, so der Vater des Sperrholz-Pärchens.

Volkmar Fleischer, der 1942 in Zwickau geboren wurde, hat mit 13 Jahren begonnen, den Kanu-Slalom-Sport zu trainieren, zwei Jahre später wurde er bereits Kreismeister. Ein Vize-DDR-Meistertitel und ein Jahr darauf der Sieg der DDR-Meisterschaft folgten. Einen sensationellen Erfolg feierte Volkmar Fleischer 1967, als er mit der DDR-Mannschaft die Weltmeisterschaft gewann. Zwei Jahre später startete Fleischer zu seiner letzten Kanu-Slalom-Fahrt bei einer Meisterschaft. Seitdem war er als Trainer aktiv, war im Deutschen Turn- und Sportbund der DDR für die Nachwuchsentwicklung im Kanusport verantwortlich, betreute aber auch die Mannschaften aus Polen und der UdSSR. Als Trainer der Kajak-Mannschaft machte sich Volkmar Fleischer in den 80er Jahren beim SC Magdeburg genauso einen Namen, wie mit seiner Nachwuchsarbeit.

Heute genießt Volkmar Fleischer mit seiner Frau den Ruhestand in Neuenhofe. Aber gut durchtrainierte Sportler schickt er noch immer „in die Welt“ hinaus. Und an weiteren Sportarten, an denen sich die kleinen Sperrholz-Figuren beteiligen können, wird es dem einfallsreichen Rentner wohl nicht fehlen. Da ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich eines der Fleischerschen Männchen am Stufenbarren versucht.