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Landwirtschaft Ärger über Schmutz und Staub

Ärger in Rätzlingen: Anwohner klagen über Stroh, Klärschlamm oder Maishäcksel, die landwirtschaftliche Fahrzeuge im Ort hinterlassen.

Von Anett Roisch 23.02.2017, 00:01

Rätzlingen l „Das Stroh fliegt überall herum, weil die Fahrer der Lkw und Traktoren keine Planen über ihre Anhänger ziehen. Das müssten sie aber laut Transport- und Ladegesetz tun. Dazu sind sie, wenn sie zum Beispiel Strohfahren verpflichtet“, sagte Peter Fäsche und zeigte auf die Strohreste, die vom Feldweg, dem Stanitzenweg, bis auf sein Grundstück geflogen sind. Der Rätzlinger wohnt auf der Everinger Straße, der Landesstraße (L) 20, am Ortsausgang in Richtung Everingen. Er macht aufmerksam auf die kontinuierlichen Transporte von Stroh, Heu, Maishäcksel, Mist, Klärschlamm und Rückstände aus den Biogasanlagen, die ohne Ladungssicherung – also ohne Plane – fahren.

„Es wird Zeit, dass wir als Rätzlinger etwas tun!“, appellierte Fäsche im Namen der betroffenen Anlieger. Er schilderte: „Mit zunehmender Verkehrsbelastung durch die 40 Tonnen schweren Sattelauflieger ab 4 Uhr sowie der 750 PS starken Traktoren mit ihren Schwerlastanhängern, die im Rahmen der industriellen Landwirtschaft an 365 Tagen fahren, bangen viele Anlieger um ihr Haus und die Gesundheit. Die nachweislich spürbare Vibration zeigt sich an Folgeschäden, wie Risse an den Häusern.“

Auch bei der jüngsten Sitzung des Rätzlinger Ortschaftsrates war Fäsche anwesend, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. „Die 40-Tonner kommen hier fast ungebremst vor unseren Grundstücken an. Es geht nicht nur um mich, sondern um die Menschen der ganzen Straße. Meinen Nachbarn hätten sie bald umgefahren. Bei einem anderen vibrieren die Gläser im Schrank, wenn die Lkw hier langbrettern“, berichtete Fäsche. Er betonte, dass er nicht als Meckerer dastehen möchte, aber auf den Staub, der gerade im Sommer von den Lastwagen kommt und alle Anlieger belästigt, hinweisen möchte. „Das Transportgut liegt in der Gosse, auf den Rasenflächen, auf den Gehwegen bis auf die Grundstücke durch das ganze Dorf bis zum Bahnhof. Die Regenwasserabläufe sind in der Saison der Maistransporte zu. Dies bringt die Anlieger zum Verzweifeln. Wo wirken die Gesetze zur Transport- und Ladungssicherung?“, fragte er.

Weiterhin sei nach seinen Ausführungen anzumerken, dass die Traktoren und Lkw im Sommer eine Staubwolke mit sich ziehen, so dass er im Staub auf der Terrasse sitzt. Das Problem der Gehwegreinigung sei für alle Bewohner eine zusätzliche Belastung. Fäsche hätte auch Lösungen parat. Zum Beispiel, dass eine Wegbefestigung oder Schwellen zur Verkehrsberuhigung der landwirtschaftlichen Transporte auf dem Feldweg sinnvoll sei. „Ein Verkehrsteiler am Ortseingang der L 20 war ja schon mal – hinsichtlich der nahe liegenden Kindertagesstätte – genehmigt“, weiß Fäsche. Vorschläge – wie feste Geschwindigkeitsanzeigen und 30 Kilometer pro Stunde auf etwa 500 Meter am Ortseingang – wurden in der Sitzung diskutiert. Betroffene Anlieger hoffen auf die Unterstützung der Einheitsgemeinde und des Landkreises, um das Problem zu lösen.

Rätzlingens Ortsbürgermeister Wilhelm Behrens (WG Sport) kennt das Problem. „Wir wohnen in einem Dorf, da gibt es viel Landwirtschaft und insgesamt sechs Landwirte, die Flächen in der Gemarkung Rätzlingen bewirtschaften. Landwirte und Anlagenbetreiber wollen die Belastungen natürlich so gering wie möglich halten. Aber vielleicht können wir auf dem Feldweg eine Verkehrsschikane einbauen, damit die Traktoren nicht ganz so schnell fahren“, sagte Behrens. Der Ortschef erklärte, dass er sich noch mal mit der Verwaltung in Verbindung setzen wird, um die Möglichkeiten prüfen zu lassen. Außerdem steht das Thema auf der Sitzung des Bauausschusses, der am Donnerstag um 19 Uhr im Rathaus in Weferlingen tagt.