1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Flügelaltar hat neuen Platz erhalten

Lutherkirche Flügelaltar hat neuen Platz erhalten

Ein einzigartiger Flügelaltar ist in die Lutherkirche nach Althaldensleben zurückgekehrt.

Von Marita Bullmann 11.07.2015, 01:01

Althaldensleben l Er steht in der Ecke, als gehörte er hierher. Und vielleicht stand der Flügelaltar tatsächlich einst in Althaldensleben. „Zumindest wird vermutet, dass der Flügelaltar im Besitz der katholischen Klosterkirche in Althaldensleben gewesen ist. Dieser These haben wir uns angeschlossen“, meint der evangelische Pfarrer Jens Schmiedchen. Vorstellbar sei das durchaus.

Über die Geschichte des Altars ist wenig bekannt. Entstanden ist er auf alle Fälle vor der Reformation um 1500. Nachvollziehbar ist nur, dass er sich im Besitz der Kirchgemeinde Bülstringen befand. Dort stand er seit 1860 in der Sakristei. Vor mehr als vier Jahrzehnten kam er in die St.-Marien-Kirche in Haldensleben. Hier stand er besser geschützt, doch die ohnehin schon vorhandenen Schäden konnten bislang nicht beseitigt werden.

Heinrich von Nathusius war es, der anregte, den Flügelaltar in der restaurierten Lutherkirche in Althaldensleben aufzustellen. Der Nebenaltar käme hier wesentlich besser zur Geltung als in St. Marien. Das liegt schon fast 15 Jahre zurück, aber erst jetzt kam es dazu. Beide Kirchgemeinden einigten sich über den Umzug. Die Familie von Nathusius hat die Kosten für die Restaurierung übernommen. Diplom-Restauratorin Angela Günther hat sich mit viel Einsatz und Neugier an die Arbeit gemacht. Sie schwärmt von der filigranen Arbeit, die diesen Flügelaltar ausmacht. Das seien Lindenholzschnitzereien. Jede der zwölf kleineren Figuren habe andere, ganz eigene Gesichtszüge. Die Gewänder mit den Faltenwürfen seien sehr detailliert gearbeitet.

Die Gemälderestauratorin hat zuerst den Schmutz beseitigt, der sich im Laufe der Jahrhunderte festgesetzt hatte. Ganz viele Kleinteile waren lose, brachen einfach ab, einiges fehlte auch bereits. Angela Günther hat all diese kleinen Mängel behoben. Sie hat aber nur da, wo es unbedingt notwendig war, kleine Retuschen vorgenommen. Ansonsten wurde der Altar konserviert. Einige Schäden haben die Holzwürmer hinterlassen. Reste eines Holzschutzmittels wurden bei der Säuberung mit entfernt. „Die Wurmausflugslöcher lassen wir stehen“, sagt die Restauratorin. „Sie sind ein Zeichen für das Alter.“

Was auf dem Flügelaltar glänzt, sei kein Gold, sondern Silber mit Goldlack überzogen, erläutert Angela Günther. Daher kommen auch die schwarzen Stellen, die aber nicht grundlegend beseitigt werden können.

Auf der Rückseite wurden Fugen überklebt und Blasen beseitigt. Eine schmale Eichenbohle gibt dem Altar mehr Festigkeit. Die Malerei auf der Rückseite ist nur noch in Fragmenten zu sehen.

Angela Günther hat als Gemälderestauratorin den Hauptanteil an der Konservierung des Flügelaltars. Sein Anteil sei sehr viel geringer, meint Holzrestaurator Timm Scharge. Doch auch er hat Anteil an dem, was sich jetzt in der Lutherkirche links neben dem Hauptaltar zeigt. Extra dafür wurde ein Sockel aus rotem Stein vorbereitet.

Gearbeitet haben die Restauratoren in Haldensleben im alten Pfarrhaus an der Burgstraße. Die Marien-Gemeinde habe dort einen Raum zur Verfügung gestallt, erzählt Angela Günther und betont die gute Unterstützung.

Der Flügelaltar sei immer ein Nebenaltar gewesen, sagt Jens Schmiedchen, und dabei soll es auch bleiben. In der Lutherkirche wird es der Taufaltar. Vor diesem besonderen Kunstwerk steht auch die Taufschale. Getauft werden kann hier aber erst nach dem 6. September. An diesem Tag ist für 16 Uhr in einem besonderen Gottesdienst die Weihe des Altars vorgesehen. Es wird einen kleinen Empfang und ein Klavierkonzert geben, offen für alle.

„Der Altar ist schon mal irgendwann geweiht worden“, erläutert der Pfarrer. Jetzt soll er mit der Zweckbestimmung als evangelischer Taufaltar geweiht werden.

Der Standort in der Simultan-Kirche wurde vorher gut überlegt und mit Computersimulation getestet. Beobachtet wird auch der Lichteinfall, um Schäden abzuwenden. Und mit einer neuen Schließanlage wurde die Kirche auch sicherer gemacht.