EIL

Mahnmale Spende für Stolperstein

Mitglieder der Bürgerinitiative "Brennpunkt Haldensleben" haben für die Errichtung eines Mahnmals gespendet.

Von Julia Schneider 19.04.2017, 01:01

Haldensleben l Im März sind in Haldensleben zwei sogenannte Stolpersteine verlegt worden. Initiiert hatte das der Gemeindekirchenrat der evangelischen St. Marien-Gemeinde gemeinsam mit der Konfirmanden-Gruppe. So hatten die Jugendlichen in einem Projekt etwas über jüdische Geschichte gelernt und waren dabei auch auf die Namen von Helene Dreier und Eugen Frohnhausen gestoßen. Während Helene Dreier 1945 aus dem KZ Theresienstadt zurückgekehrt war, nahm sich Eugen Frohnhausen vor seiner Deportation das Leben. Beide Juden lebten zuletzt in Haldensleben. Vor ihren ehemaligen Wohnhäusern an der Holzmarktstraße 6 und der Bornschen Straße 55 wurden nun die Stolpersteine gesetzt, die helfen sollen, die Schicksale beider Juden nicht verblassen zu lassen.

Sie sind damit Teil des größten dezentralen Mahnmals der Welt, denn mittlerweile gibt es rund 60 000 Steine nicht nur in Deutschland, sondern auch in 19 weiteren europäischen Ländern. Gemacht hat sie Künstler Gunter Demnig, der bei der Verlegung der Haldensleber Steine dabei war.

Damals war allerdings nur die Finanzierung einer der beiden Stolpersteine gesichert. „Gemeindekirchenrat und Konfirmanden haben diesen selbst bezahlt“, erzählt Pfarrer Matthias Simon von der Marien-Gemeinde. Gesucht wurden im März noch Spender für den zweiten, bereits verlegten Stein. „Das habe ich mitbekommen und es den Mitgliedern der Bürgerinitiative gesagt“, erzählt Uwe Pleuger, der sowohl Mitglied des Gemeindekirchenrates ist als auch in der Bürgerinitiative „Brennpunkt Haldensleben“ aktiv ist. Bei deren Mitgliedern sei er auf offene Ohren gestoßen, was die finanzielle Hilfe für das Projekt betrifft. Schnell konnten dort die für den Stolperstein nötigen 120 Euro eingesammelt werden und wurden von BI-Sprecherin Birgit Kolbe, sowie den Mitgliedern Ute Pleuger und Uwe Pleuger an Pfarrer Simon übergeben. Der freute sich, dass sich Bürger für die Aktion gegen das Vergessen in Haldensleben interessieren und einsetzen. Der Pfarrer machte im Bezug auf die Bürgerinitiative allerdings seinen Standpunkt unmissverständlich klar, dass sich die Kirchengemeinde nicht politisch vereinnahmen lasse.

Ohnehin ging es den Mitgliedern der BI mit ihrer Spende allerdings um ein Engagement für das Projekt und gegen das Vergessen der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Deshalb informierte sich Birgit Kolbe auch darüber, wie es mit den Stolpersteinen in Haldensleben weitergehen solle. „Wir haben mit den beiden verlegten Steinen praktisch den Anstoß gegeben“, erläuterte Mattthias Simon. Nun müssten sich dem Pfarrer zufolge geschichtsinteressierte Bürger finden, die in einer Art „Initiative gegen das Vergessen“ weitermachen. „Vielleicht könnten das auch Schulklassen machen“, so Matthias Simon, der es vernünftig fände, für weitere Stolpersteine die Stadtverwaltung mit ins Boot zu holen. Denn für die spätere Pflege der Steine brauche es einen kontinuierlichen Partner, der dauerhaft vor Ort ist und auch in vielen Jahren noch für die Erhaltung der Mahnmale verantwortlich zeichnet.