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Mittsommernacht Mittelalter zieht in Walbeck ein

Auf Zeitreise ins Mittelalter ging es bei der Irisch-keltischen Mittsommernacht am Wochenende in Walbeck. Gefeiert wurde auf dem Hagen.

Von Carina Bosse 26.06.2017, 01:01

Auf Zeitreise ins Mittelalter ging es bei der Irisch-keltischen Mittsommernacht am Wochenende in Walbeck. Gefeiert wurde auf dem Hagen.

Walbeck l Großes Glück hatten die Walbecker Turmfalken an diesem Wochenende zur ihrer 12. Irisch-keltischen Mittsommernacht. Das heftige Unwetter vom Donnerstag traf die Recken und Weibsbilder hoch oben auf dem Hagen von Walbeck nicht so heftig wie befürchtet. Vereinsmitglieder und Helfer steckten mitten in den Aufbauarbeiten in der und rings um die Stiftskirchenruine, als Starkregen und Gewitter vom Nordwesten heranzogen. Doch kaum etwas flog wie in anderen Regionen ringsum weg, brach ab oder wurde beschädigt. „Wir hatten großes Glück“, so das Resümee zu den Wetterkapriolen. Und Glück auch deshalb, weil das Unwetter bereits am Donnerstag über das Land hinweggezogen war. Im vergangenen Jahr war ein heftiges Gewitter genau am ersten Mittsommernachts-Abend über Walbeck hereingebrochen.

So wagten in diesem Jahr bereits am Freitagabend Hunderte Besucher den steilen Aufstieg zum Festgelände. Links und rechts davon hatten die verschiedenen Orden ihre Lager aufgebaut. Hospitaliter, Ostfälische Ritter und Freie Recken empfingen gern Gäste zwischen ihren Zeltplanen und Feuerstellen. Viele hatten in ihrem Gefolge Handwerk und Gewerbe mitgebracht.

Zur Eröffnung versammelten sich alle Lagerleute samt Fußvolk, Magistratsherren und adligem Geschlecht in Gestalt von Kaiser Otto I. und seiner Frau Adelheid vor der Hauptbühne.

Die Marktregeln wurden gewohnt deftig und schelmisch von Bernulf vom Reyneberg und Ugluck, dem Buckligen verkündet. „Handgeklapper und Jubel“ inklusive, so forderten es die Marktleute von „In Taberna“ von den Zuschauern immer wieder. Einen Vorgeschmack auf die nächtliche Flammenshow gab es mit Runa von „Flamma scaena“, die ihre Feuerfackeln gekonnt schwang als wären es einfache Seile. Bei vollkommener Dunkelheit kommt der Feuerschein natürlich noch einmal ganz besonders zur Geltung. Darum beschloss an beiden Abenden auch die Feuershow das mittelalterliche Spektakel um Mitternacht. Viel Musik, als Höhepunkt am Freitag mit „Nobody knows“ und am Sonnabend mit den wackenfestivalerprobten Freibeutern „Mr. Hurley und seinen Pulveraffen“ im kräftigen Piratenstil, lockte an beiden Tagen, ließ Hände, Füße und den ganzen Körper kaum einmal stumm verweilen. Mit „Sagax furor“ und „Seldom Sober“ standen weitere Bands auf der Bühne oder davor. Carolinga und ihr Knecht zogen musizierend von Taverne zu Taverne, um das Volk zu erfreuen.

Die Walbecker „Hagenwichtel“ aus dem Kindergarten hatten am Sonnabend ihren großen Auftritt. Zur Kaffeetafel der Einrichtung stellten sie ihr Programm den Besuchern an der Hauptbühne vor.

Allerlei altes Handwerk von der Töpferei, Gerberei, Filzerei, Schneiderei bis hin zum Steinmetz war aufgebaut, lockte zum Zuschauen, Selberprobieren oder Mitnehmen. Mundschenke in den Tavernen boten Speis und Trank für das leibliche Wohl.

Die Kinder kamen mit vielerlei Beschäftigung auf ihre Kosten. Ob beim Bogenschießen auf die königlichen Wächter auf den Wachtürmen, beim Schminken oder beim geschickten Jonglieren von mit Reis gefüllten Stoffkeulen. Das schult die Motorik und die Fähigkeiten des Nachwuchses nachhaltig, wurde versichert. Aber auf jeden Fall machte es sogar dem Kaiser bei seinem Rundgang Spaß, den Kindern ein paar Bälle zuzuwerfen. Er verließ seinen edlen Thron, um eine Runde mit ihnen zu spielen. „Zu meiner Zeit mussten wir den steilen Aufstieg auch zu Fuß antreten oder mit dem Pferd hochreiten. Senften kannten wir nicht“, so der agile Kaiser Otto I. während seines Rundganges über das breit angelegte Festgelände. Ganz ohne sein Gefolge mischte er sich unter das feiernde Volk.

Viele Besucher kommen in jedem Jahr wieder gern nach Walbeck, um das ganze besondere Flair zu genießen. Durch die Vielfalt lässt sich in jedem Jahr wieder etwas Neues entdecken, ganz zu schweigen von den besonderen Gaumenfreuden wie das über offenem Feuer gegarten Wurstgulasch, die Kartoffelspezialitäten oder die feurige Hexensuppe. Humpen und Hörner voller Bier, ein Töpfchen Wein oder Met gehören zum Fest einfach dazu.

Im Dorf selbst herrschte am Freitag Ausnahmezustand, was die Parkmöglichkeiten betraf. Nicht anders am Sonnabend. Jede noch so kleine Lücke wurde zum Parken genutzt.