1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Biber sorgt in der Börde für Schäden

Naturschutz Biber sorgt in der Börde für Schäden

Seit einem Jahr frisst sich der Biber an den Bäumen der Beber in Wedringen entlang und baut an einem Damm. Felder werden überflutet.

Von Juliane Just 09.09.2020, 01:01

Wedringen l Es ist ein stattlicher Bau, den der Biber in Wedringen konstruiert hat. Für ihr fleißiges Arbeiten sind die Nager bekannt – aber eben auch für die Schäden und Probleme, die sie für ihr Umfeld bedeuten. Nachdem der Biber fünf Jahre aus Wedringen verzogen war, ist er nun wieder da. Hier, an der Beber zwischen dem Aller-Ohre-Radweg in Wedringen und der Magdeburger Straße kurz vorm Ortseingang in Haldensleben hat er seinen Platz gefunden. Die Wedringer freut das eher weniger.

Denn wenn der Biber das Wasser staut, sucht es sich andere Wege – und zwar über die Felder. Teilweise steht das Wasser 300 Meter vor dem Ort. „Nun ist die Angst, dass das Wasser irgendwann bis an den Ortsrand gelangt und Keller volllaufen“, erklärt Ortsbürgermeister André Wiklinski das Problem. Bei einer Begehung vor Ort wurde das Ausmaß des Biberbaus deutlich. Vor dem Damm hat sich ein kleiner See gebildet, dahinter läuft die Beber als Rinnsal weiter.

Neben den Anwohnern Wedringens, die sich sorgen, ist da der Landwirt Matthias Pätz aus Neuenhofe. Er konnte etwa zwei Drittel seines Feldes am Aller-Ohre-Radweg bereits im vergangenen Jahr nicht ernten. Etwa fünf Hektar Land konnte er mit seinen Maschinen nicht befahren, weil dort das Wasser stand. Er musste die Einbußen hinnehmen.

Bis etwa 2013 war der Biber an gleicher Stelle bereits ein Problem. Schon damals wurden viele Pläne geschmiedet, doch nichts konnte den Biber wirklich aufhalten. Inzwischen hat der Naturschutzbund (Nabu) eine etwa zwei Hektar große Ausgleichsfläche an der Beber erworben, die bewusst als Überflutungsgebiet herhalten sollte. Das Wasser sollte durch einen Graben auf der Fläche abfließen. Mittlerweile ist der Graben durch die Starkregen im Mai und Juni an den Kanten abgebrochen, das Wasser läuft wieder über das Feld von Landwirt Pätz und hin zum Ort.

Zuständig für den Biber ist die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises. Doch den Mitarbeitern sind mehr oder weniger die Hände gebunden. „Der Biber steht auf der Roten Liste bedrohter Tierarten“, sagt Jörg Brämer von der Unteren Naturschutzbehörde. „Wir versuchen die Konflikte vor Ort zu minimieren.“ Er hat einige Ideen, nimmt den Wedringern doch jegliche Hoffnung. „Im Prinzip müssen die Wedringer mit dem Biber leben“, sagt er.

So könne man das Nagetier beispielsweise nicht einfach umsiedeln. Der Biber wisse, wo sein Zuhause ist und komme wieder zurück, so Brämer. Ebenfalls haben Erfahrungen gezeigt, dass auch das Abtragen des Biberbaus nichts bringe. Dabei nimmt man einige Zentimeter des Damms ab, damit das Wasser wieder fließen kann. „Meistens haben die Biber diese Zentimeter schon am nächsten Morgen wieder aufgebaut“, so Jörg Brämer. Draus ergibt sich ein weiteres Problem: Je mehr der Biber baut, desto mehr Holz braucht er auch und nagt deshalb immer mehr Bäume in seinem Umfeld an.

Nun will die Untere Naturschutzbehörde zwei kurzfristige Lösungen in die Wege leiten. Zum einen soll die Ausgleichsfläche direkt an der Brücke des Aller-Ohre-Radweges so angepasst werden, dass die Wassermassen dort abfließen können und nicht die anderen Felder überlaufen. „Der Biber gehört zu unserer Kulturlandschaft. Wir müssen die Flächen nicht absaufen lassen, aber wir können auch nicht gegen den Biber arbeiten“, fasst Jörg Brämer zusammen.

Er räumt ein, dass man den Landwirten im Vorfeld hätte anbieten können, die Pacht für die Flächen zu verringern und dafür mit den vorhersehbaren Einbußen durch die Wasserschäden zu arbeiten. Das habe man jedoch nicht gemacht. Für gewöhnlich gebe es bei Schäden durch den Biber keine Erstattung für Landwirte. „Für den Nabu ist die Landwirtschaft immer der Feind“, sagt Landwirt Pätz erbost.

Eine weitere Idee, den Biber ein wenig im Zaum zu halten, soll Strom bringen. Dafür soll oberhalb des Biberdamms eine Stromleitung entlangführen, die den Nager vom Aufbauen abhält. „Das sind jedoch keine langfristigen Varianten“, gibt Jörg Brämer zu. In der Gemeinde Barleben wurde diese Variante bereits erprobt. Zwei Wochen hat es gedauert, bis der Biber auch diese Barriere überwunden hatte.

Jörg Brämer verweist auf die wichtige Funktion des Bibers: „Mit dem Damm sichert der Biber das Überleben von Wasserorganismen.“ Viele kleine Bäche seien in den vergangenen heißen Sommern gänzlich vertrocknet, der Biber habe die Beber davor bewahrt. Neben seiner Arbeit in der Unteren Naturschutzbehörde ist Jörg Brämer auch beim Nabu tätig. Auf der Ausgleichsfläche des Nabus wurden Weiden gepflanzt, die bis heute eingezäunt sind. Sie sollen dem Biber später Holz für seinen Damm liefern.

Trotz allem, betont Jörg Brämer, „sehen wir als Untere Naturschutzbehörde unsere Aufgabe darin, die Schäden für alle Beteiligten abzuwenden“.