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Neue Windräder Rätzlinger bleiben skeptisch

Zwei neue Windparks könnten südlich von Rätzlingen entstehen. Ein Investor möchte drei bis sechs große Windräder errichten.

Von Carina Bosse 06.04.2016, 01:01

Oebisfelde/Rätzlingen l Drei bis sechs neue Windenergieanlagen sollen südlich der Kreisstraße 1126 zwischen Rätzlingen und Lockstedt sowie östlich der Landesstraße 20 zwischen Rätzlingen und Everingen entstehen. So jedenfalls hat es die Firma UKA (Umweltgerechte Kraftanlagen) aus Meißen vor. Unternehmensvertreter Frank Buchholz stellte das Vorhaben in der jüngsten Sitzung des Bau- und Vergabeausschusses vor.

Die Gunst der Stunde will das Unternehmen nutzen, denn die geforderte Überarbeitung des Regionalen Entwicklungsplanes Sachsen-Anhalt (REP) und die Erstellung des Flächennutzungsplanes der Stadt Oebisfelde-Weferlingen (FNP) würden das Vorhaben derzeit sinnvoll in die Planung eingliedern. Der REP weist Flächen in der Einheitsgemeinde aus, die für Windenergie genutzt werden sollen. Der FNP regelt die gemeindlichen Belange. Nördlich des Plangebietes gibt es bereits neun Windkraftanlagen eines anderen Betreibers. Frank Buchholz stellte in ausführlicher Form die Eckpunkte einer solchen Planung vor, die Kriterien wie Naturschutzgebiete, Abstandsflächen zu Wohn- und Siedlungsbebauung oder den Vogelschutz berücksichtigt.

Mittels eines städtebaulichen Erschließungsvertrages würden alle Belange geregelt, die die Gemeinde und den Betreiber betreffen. Auch die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen finden Eingang, ebenso vertragliche Vereinbarungen zur Sicherung der Infrastruktur und diverse Regelungen bis hin zum Rückbau der Windenergieanlagen, wenn sie ausgedient haben.

Breiten Raum im Vortrag nahmen die Erläuterungen zu den Vorteilen für die Kommune ein. Frank Buchholz erläuterte eine Reihe von Möglichkeiten, die den Menschen in den Dörfern, aber auch der Gemeinde durch steuerliche Leistungen zugute kommen sollen.

Eben diese vielversprechenden Vorteile riefen den Unmut von Rätzlingens Ortsbürgermeister Wilhelm Behrens hervor. Die bereits vorhandenen Windräder hätten der Gemeinde in den vergangenen zehn Jahren nichts eingebracht. Trotz eines Vertrages seien keinerlei Gewerbesteuern geflossen. Lediglich der Förderverein der Grundschule erhalte jährlich 1000 Euro. „Ich glaube das noch nicht ganz“, meinte Wilhelm Behrens zu den Vorstellungen von UKA.

Die Firma kenne den bestehenden Vertrag mit dem anderen Betreiber nicht, räumte Frank Buchholz ein. Doch sei es Sache der Vertragsverhandlungen, was unter dem Strich für die Gemeinden rauskommen würde. „Wir sehen es mit gemischten Gefühlen, wenn jetzt zu den bestehenden Anlagen noch mehr hinzukommen“, führte der Ortsbürgermeister weiter aus, denn auch auf der bereits bestehenden Windparkfläche könnte nach einem Gerichtsurteil noch eine Vermehrung der Räder vorgenommen werden. Weitere Zuhörer aus der Einwohnerschaft schlossen sich der Meinung an. Außerdem, so Wilhelm Behrens, könne er nicht verstehen, dass die beiden jetzt neu vorgestellten Areale Windeignungsgebiete sein sollen, denn die Erweiterung ginge in Richtung Spetze. Dort gebe es ein sensibles Naturgebiet.

Das Votum des Bau- und Vergabeausschusses fiel eindeutig aus: Zunächst einmal sollen sich die betroffenen Ortschaftsräte mit dem Vorhaben befassen. Im Rahmen einer zentralen öffentlichen Versammlung soll UKA seine Absichten zeitnah erläutern.