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Neues Schützenheim Wie Phönix aus der Asche

Das Velsdorfer Schützenhaus - vor zwei Jahren abgebrannt - ist wie Phönix aus der Asche zu neuem Leben erwacht. Das wurde groß gefeiert.

Von Anett Roisch 13.06.2017, 01:01

Velsdorf l Das Signal zum Sammeln blies die Jagdhorngruppe „Weidmannsheil“ aus Bebertal, als Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU) die Festtage der Kommune im neuen Schützenhaus eröffnete. „Vor zwei Jahren sahen Sie einen Vereinsvorsitzenden, der total niedergeschlagen und verzweifelt war“, beschrieb Franz Stöhr sein damaliges Befinden und erinnerte an den Schicksalstag, an dem das Domizil der Schützen abgebrannt war. In seiner Rede schilderte er die große Hilfsbereitschaft.

„Als erste Spende ging das Geld der Familie Pinkernelle auf das Konto ein. Dann stand da Nico Bliesener mit einer Cola-Büchse in der Hand. Der Elfjährige hatte Geld beim Böddenseller Volksfest gesammelt. Der gleiche Junge schickte uns später noch einen Brief mit 200 Euro – seinem Geburtstagsgeld“, erinnerte sich Stöhr. Nico gehört nun zur Schützenjugend und bekam von seiner Truppe tosenden Beifall. Das waren nur einige Beispiele, wo Bürger und auch Firmen mit Geld- und Sachspenden sowie mit tatkräftigen Aktionen halfen.

Aber auch Vereine aus der Region halfen mit Geld- und Sachspenden. Kostenlos durften damals die Velsdorfer Schützen bei den Vereinen in Wegenstedt, Zobbenitz, Rottmersleben und Flechtingen trainieren.

Ein Dankeschön ging an die Sportgemeinschaft Velsdorf/Mannhausen, die ein Benefizspiel organisiert hatte, an die Heimatvereine Calvörde, Flechtingen, Klüden und Eschenrode sowie an die Schalmeienkapelle Flechtingen für deren Unterstützung. Ein Lob ging an den Schützenverband, der 2015 ein Benefizschießen zugunsten der Velsdorfer durchgeführt und an die Gemeinde Calvörde, die dem Verein Räume zur Verfügung gestellt hatten.

In den höchsten Tönen lobte Stöhr auch seine Vereinsmitglieder für den Zusammenhalt. „Alle haben privat gespendet, hart gearbeitet und jeder hat noch zusätzlich zum Jahresbeitrag von 105 Euro eine Umlage von 150 Euro gezahlt“, erklärte der Vorsitzende. Stöhr überreichte dann Blumen samt Küsschen an seine Ehefrau Christel und gestand: „Sie sehen heute einen überaus stolzen Vereinsvorsitzenden.“

Vize-Vorsitzender Hubertus Nitzschke zeigte anhand von Lichtbildern die Entstehung des neuen Domizils und bedankte sich bei allen, die auf irgendeine Art beim Ausbau der Scheune zum Vereinshaus halfen. Etwa 200.000 Euro kostete das große Vorhaben insgesamt. „39.000 Euro Fördermittel gab es vom Landessportbund“, sagte Nitzschke. Über 15.000 Euro sind als Spenden zusammen gekommen. Weitere Förderung erhielt der Schützenverein vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forstendes Landes Sachsen-Anhalt. „Mit dem ELER-Programm – hier Investiert Europa in ländliche Gebiete – erhielten wir eine Unterstützung in Höhe von 96.700 Euro mit einem Eigenanteil von 11 500 Euro für die Dach- und Wandsanierung“, zählte Nitzschke auf und schilderte die Odyssee, die er auf sich nahm, um an die Fördermittel zu kommen.

Schliephake schwärmte vom Elan der Schützen und bewunderte den Mut, sich auch dem finanziellen Risiko zu stellen. Schließlich mussten der Vorsitzende und sein Stellvertreter privat bürgen. „Heute ist ein großer Tag in der Geschichte des Vereins. Das Schützenhaus kann seiner Bestimmung übergeben werden – das ist eine unglaubliche Energieleistung“, sagte der Gemeindechef.

„Ein Gemeinwesen lebt nicht zuletzt von der Rührigkeit seiner Vereine. Sie haben hier heute sehr eindrucksvoll geschildert, wie rührig der Schützenverein ist. Unter einer gemeinsamen Zielsetzung können Menschen eine Menge leisten. Sie haben ein Beispiel dafür gegeben, was Risikobereitschaft, Solidarität und gemeinsames Wirken zustande bringen können. Das ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich“, sagte Iris Herzig, stellvertretende Landrätin und Fachbereichsleiterin für Bildung, Migration, Ordnung und Sicherheit, die im Namen des Landrates Hans Walker eine Spende überreichte. Es folgten von den Gästen viele Grußworte und Geschenkeübergaben.