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Ohre-Haus Satueller stehen hinter Kinderheimplänen

In das Projekt, in Satuelle ein Kinderheim einzurichten, kommt Bewegung. Die Satueller sprechen sich dafür aus.

Von Jens Kusian 22.08.2016, 01:01

Satuelle l Thomas Lohan ist wieder guter Dinge, was sein Projekt von einem Kinder- und Jugendheim in Satuelle angeht. Er hat mit einer Unterschriftenaktion ein Stimmungsbild bekommen, wie die Satueller zu seinen Plänen stehen – mit überwältigender Resonanz. „Mehr als zwei Drittel der Satueller stehen dem Projekt positiv gegenüber und wollen das Heim haben“, so Lohans Resümee. Bei der Unterschriftensammlung, so hebt er hervor, habe er auch Unterstützung von den Dorfbewohnern erhalten.

Damit sind die Weichen für Lohans weiteres Vorgehen gestellt. „Das Planungsverfahren kann nun in Gang kommen“, meint er und hofft, dass mit den Planungen noch im September begonnen werden kann. Ursprünglich hatte er vorgesehen, dass schon im kommenden September die ersten Kinder und Jugendlichen in das Heim einziehen sollten.

Doch es gab unerwartete Probleme, die das Projekt enorm verzögert haben. So hat der Ortschaftsrat das Projekt bislang abgelehnt. Zwar stimmte der Haldensleber Stadtrat im März 2015 sowohl der für das Heim notwendigen Änderung des Flächennutzungsplans als auch der Einleitung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes zu. Allerdings fiel diese Entscheidung ohne eine Stellungnahme des Satueller Ortschaftsrates, der daraufhin im Nachgang der Stadtratssitzung die Heimpläne mit vier zu zwei Stimmen ablehnte. „Unser Ortschaftsrat fühlt sich vom Stadtrat übergangen, weil er sich nicht vor der Entscheidung zum Thema positionieren konnte“, vermutete damals Satuelles Ortsbürgermeister Mario Schumacher (CDU) eine Trotzreaktion hinter dieser Entscheidung.

Argumentiert worden sei während der außerordentlichen Sitzung des Ortschaftsrats allerdings anders, machte Schumacher deutlich. „Zum einen wurde Lohans fachliche Kompetenz angezweifelt und zum anderen hieß es, dass solch ein Heim nicht nach Satuelle passen würde und Konflikte zwischen den Kindern aus dem Heim und denen aus dem Ort befürchtet werden.“

Für den staatlich anerkannten Erzieher Thomas Lohan war das zunächst Grund genug, seine Pläne vorerst auf Eis zu legen. Denn eines hatte er von Anfang an betont: Er werde das Heim nicht ohne die Zustimmung der Satueller einrichten. Deshalb stellte er im Oktober des vergangenen Jahres den Satuellern bei einer Bürgerversammlung das Vorhaben vor, um ihre Fragen zu beantworten und etwaige Bedenken ausräumen zu können.

Der Weg zum Heim schien damit freigemacht, doch der Ortschaftsrat sperrte sich erneut: Auf Antrag von vier Ortschaftsräten wurde das Thema auf der folgenden Ratsversammlung von der Tagesordnung genommen. Sie begründeten dies mit dem bereits im März gefassten negativen Beschluss zum Heim.

Daraufhin hatte sich Lohan zu einer Unterschriftenaktion entschieden, um ein Stimmungsbild aus der Bevölkerung zu bekommen. „Ich war skeptisch, ob nur der Ortschaftsrat gegen meine Pläne war oder auch die Einwohner von Satuelle“, begründete er sein Vorgehen. Mehr als zwei Drittel der knapp 400 Einwohner haben sich mit ihrer Unterschrift inzwischen für das Projekt ausgesprochen. „Das Thema ist damit durch, das Planungsrecht ist mit dem Stadtratsbeschluss vorhanden“, sagt Mario Schumacher dazu.

Thomas Lohan hofft indes, dass der Stadtrat sein Projekt auch weiter positiv begleiten werde. Schließlich muss der die Planänderungen, deren Kosten Lohan zu tragen hat, absegnen, um für das notwendige Baurecht zu sorgen. Dazu müssen sich im Vorfeld sowohl die Fachausschüsse des Stadtrats als auch die einzelnen Ortschaftsräte positionieren – also auch noch einmal der von Satuelle. „Sollte dieser bei seiner ablehnenden Haltung bleiben, kann die Unterschriftenliste der Satueller sicherlich zur Meinungsbildung des Stadtrats beitragen“, meint Mario Schumacher in diesem Zusammenhang.

Der 47-Jährige Thomas Lohan ist staatlich anerkannter Erzieher. Als Teamleiter des Vereins „Gewaltfrei Sachsen-Anhalt“ bietet er mit den Schwerpunkten Antiaggression, Sozialkompetenz, Deeskalation und Selbstbehauptung seit Jahren landesweit Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung von Konflikten- und Krisensituationen in Arbeitswelt, Jugendhilfe und Alltag an. In dem Heim, das er in Satuelle einrichten möchte und das den Namen Ohre-Haus tragen soll, sollen bis zu acht Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 18 Jahren betreut werden, die aus Familien kommen, in denen ihr Wohl – das Kindeswohl – gefährdet ist.