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Personalie Aus dem Leben eines Seebären

Sein Leben lang ist Harry Herzberg zur See gefahren. Mittlerweile jedoch ist der 78-Jährige in Haldensleben sesshaft geworden.

Von Martin Walter 05.08.2017, 01:01

Haldensleben l „Ich bin mit 14 Jahren als Decksjunge schon einmal den Mittellandkanal entlanggefahren und habe dabei Haldensleben gesehen“, erinnert sich Harry Herzberg und fügt grinsend hinzu: „Damals hätte ich jedoch nicht gedacht, dass ich irgendwann einmal hier wohnen werde.“

Geboren ist der 78-Jährige in Bartenstein im damaligen Ostpreußen. Als er im Alter von fünf Jahren mit seinem Vater das nicht weit entfernte Königsberg besucht und dort ein Schiff mitsamt Matrosen gesehen hat, war sein Entschluss gefasst: „Ich möchte Seemann werden!“

Nach dem 2. Weltkrieg ist er nach Bremen gekommen, wo er auf diversen Schiffen unter verschiedenen Flaggen angeheuert und fortan einen Großteil seines Lebens auf den Weltmeeren verbracht hat. „Wir wussten damals nie, wie lange wir unterwegs sein würden“, sagt Herzberg.

Auf den Schiffen war er „Junge für alles“, wie er sagt: „Ob Spleißen, das Deck reinigen, Ladung sichern oder Brückenwache, ich habe alles gemacht.“ Die harte Arbeit habe ihm nichts ausgemacht. Auch hatte er viel Spaß mit seinen Kameraden an Bord. „Wir waren alle Rabauken“, schmunzelt Herzberg.

Dennoch habe er sich jedes Mal über die Freizeit in den Hafenstädten gefreut. „Ich habe mich bei jedem Landgang verliebt“, sagt er lachend. So beispielsweise in die japanische Krankenschwester Hideko, die er kennenlernte, als er in einem Krankenhaus in Tokio lag.

„Am liebsten wäre ich bei ihr in Japan geblieben“, erzählt. Doch die See habe wieder gerufen und so ging es weiter. Zum Beispiel nach Brasilien, durch den Panama-Kanal, an die Niagara-Fälle und nach Dakar, die Hauptstadt von Senegal. Er zeigt eine Frauenbüste aus Ebenholz. „Die habe ich dort 1960 gekauft. Sie ist mir immer treu geblieben und immer noch so hübsch wie damals“, scherzt Herzberg.

Er habe auch selbst ein paar Boote besessen. „Das waren alles Schrottschiffe, die ich wieder aufgebaut habe“, erklärt er und zeigt stolz auf ein Foto. „Das ist die Nordstern, das beste und schönste Schiff, das ich besessen habe.“ Damit hat er Angelausflüge in Norwegen angeboten, wo er auch einige Zeit gelebt hat.

Als er seine Frau Gesine kennengelernt hat, ist er zu ihr nach Haldensleben gezogen. Vor sechs Jahren war er bei einem Tag der offenen Tür bei der Marinekameradschaft in Haldensleben, der er anschließend beigetreten ist. Haldensleben gefalle im sehr. Doch zieht es Herzberg bis heute ans Meer. So besucht er auch noch regelmäßig Bremen und Norwegen.