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Pferde Spätes Glück auf dem Gnadenhof

Silke und Lutz Muth möchten in Eickendorf alten Pferden ein neues Zuhause geben.

Von Anett Roisch 15.05.2020, 22:41

Eickendorf l „Genauso hatten wir uns den Gnadenhof erträumt“, sagen Silke und Lutz Muth mit dem Blick auf ihre „SiLu-Ranch“ (SiLu steht für Silke und Lutz). An ihrem Projekt haben sie trotz bürokratischer Hürden nie gezweifelt. „Wir wussten schon, dass es ein paar Jahre dauern wird“, gesteht die Hofherrin.

Die Idee, alten Pferden eine neue Heimat zu geben, hatte das Paar schon vor über zehn Jahren. Die Stolpersteine, um das Großprojekt Gnadenhof in die Tat umzusetzen, sind weggeräumt. „Zahlreiche Gespräche, Behördengänge und Verhandlungen mit unterstützenden Firmen waren notwendig“, denkt Silke Muth zurück. Auf dem etwa 14 Hektar großen Grundstück erfüllen die Muths alle Voraussetzungen.

„Wir haben in Helmstedt gewohnt. Nach Eickendorf sind wir vor zehn Jahren gekommen, weil wir hier unsere Träume verwirklichen können. Wir haben schon seit über 20 Jahren mit Pferden zu tun und waren auch schon selbst Kunden in Pensionsställen. Hier haben wir endlich etwas Eigenes“, erzählt die Chefin der Ranch.

„Auf dem Gelände standen zuvor drei alte LPG-Hallen, in denen zu DDR-Zeiten Schweine gezüchtet wurden. Da sah alles sehr wüst aus. Zwei Ställe haben wir abgerissen. Die dritte Halle haben wir in einen Stall umgebaut“, beschreibt sie. Für den Abriss der alten Gebäude hatte das Ehepaar 2013 Fördermittel im Rahmen der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Flechtinger Höhenzug“ vom Land Sachsen-Anhalt bekommen.

Muths wollen den Pferde-Rentnern einen schönen Lebensabend bereiten. „80 Prozent unserer Pferde sind in dem Alter, wo sie mal eine Decke brauchen und man regelmäßig ihren Gesundheitsstatus kontrollieren muss. Die Pferde werden teilweise entsprechend ihren gesundheitlichen Einschränkungen noch gelegentlich geritten“, schildert die Pferdeliebhaberin.

Maximal zehn Pferde sollen auf dem Hof leben. Im Moment sind es sieben. „Im Mai bekommen wir noch zwei Zugänge. Dann gibt es noch einen freien Platz. Wir wollen die Gruppe klein halten. Die Pferde sollen die nötige Pflege und Liebe bekommen“, beschreibt Silke Muth. Bei den „Rentnerpferden“ gibt es hier und da Wehwehchen. Das eine Pferd leidet an einer Arthrose, das andere an einer Stoffwechselkrankheit.

„Lutz ist seit kurzem im Vorruhestand und hat Zeit, das Treiben auf dem Hof zu managen, während ich mich um den organisatorischen Part kümmere und natürlich die Arbeit auf der Ranch unterstütze“, sagt Silke Muth. Der Hofherr ist im Besitz des vorgeschriebenen Sachkundenachweises, so dass eine professionelle Betreuung der Pferde gewährleistet ist. „Das Wohl der Pferde ist am wichtigsten. Meist benötigen alte Pferde eine intensivere Pflege. Hierzu gehört zum Beispiel, bei Bedarf dem Tierarzt oder dem Schmied zu assistieren, Medikamente zu verabreichen“ weiß Lutz Muth. Wichtig sei, dass auch die Einsteller (Pferdebesitzer) zufrieden sind. Das Paar ist bedacht, die Anlage Stück für Stück weiter zu modernisieren. Als nächstes soll eine zweite Pferdeselbsttränke installiert werden.

„Diego ist jetzt 18 Jahre alt. Er hat mich 15 Jahre begleitet, jetzt darf er leider nicht mehr geritten werden. Er war lange verletzt. Nun haben wir für ihn diesen artgerechten Platz gefunden“, sagt Antonia Bergmann aus Königslutter. Die 26-Jährige schaut ein Mal die Woche nach ihrem einstigen Wegbegleiter. Diego hat nicht nur ein neues Zuhause, sondern das späte Glück gefunden. Er hat sich in seinen alten Tagen noch mal verliebt. Und das in Stute Siva.

Wallach Keoma ist 25 Jahre alt und seit acht Jahren in „Rente“. Er hat seine Besitzer erkannt und kommt zum Kuscheln. „Vor drei Jahren hatte unser Stall geschlossen. In einem anderen Stall ging es ihm so schlecht. Durch eine ebay-Kleinanzeige bin ich auf den Gnadenhof in Eickendorf gestoßen“, erzählt Birgit Stieghan. „Hier haben die Pferde richtig viel Platz. Sie können sich aus dem Weg gehen und im Stall schlafen. Hier kann er in Ruhe alt werden“, ist sich die Braunschweigerin sicher.

2016 wurde die Ranch von der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer Deutschland (VFD) als Wanderreitstation ausgezeichnet. Neben der artgerechten Unterbringung der Pferde gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten für die Reiter. Die VFD hat Kriterien festgelegt, welche Bedingungen für Mensch und Tier zu leisten sind.

„Von uns aus kann man zum Beispiel direkt in den Flechtinger Höhenzug oder in den Drömling reiten. Wanderreitrouten sind auch auf der Web-Seite der VFD zu finden“, erklärt die Chefin des Hofes, die mächtig stolz auf ihr „Pferd-Mensch-Ferien-Domizil“ ist und es liebevoll als „Bett und Box“ bezeichnet.

Weitere Informationen zum Pferde-Oldie-Hof und zur Wanderreitstation gibt es im Internet unter www.silu-ranch.de und über die Reitervereinigung unter www.vfdnet.de