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Pilotprojekt Starthilfe für berufliche Zukunft

Drei Geflüchtete haben eine Ausbildung bei der Ifa Group in Haldensleben begonnen. Dabei testete das Unternehmen ein Pilotprojekt.

Von Juliane Just 16.11.2017, 00:01

Haldensleben l Die Lehrwerkstatt inmitten des großen Geländes der Ifa Group ist mit jungen Menschen gefüllt, die an zahlreichen, mannshohen Maschinen arbeiten. An allen Geräten wird gesägt, gefeilt und gebohrt. Hier lernen die Auszubildenden ihr Handwerk. Unter ihnen sind auch Ali Rammo Bozo aus Syrien und Salfo Kabore aus Burkina Faso. Sie kennen die Werkhalle bereits wie ihre Westentasche – hier begann vor einem Jahr ihr Weg zum Metalltechniker.

Die beiden Männer sind Teil eines Pilotprojektes zur Integration junger Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Unter dem Namen „EQ Plus Plus“ startete dieses im November 2015. Ein Jahr lang lernen die Flüchtlinge die Arbeit kennen, besuchen die Berufsschule und haben Deutschunterricht – ein vollgepacktes Programm für eine Zukunft in Haldensleben.

Inzwischen sind drei Geflüchtete – auch der Bruder von Ali Rammo Bozo hat an dem Projekt teilgenommen – einen Schritt weiter: Seit August sind sie nicht mehr Teil des Pilotprojektes, sondern drei von insgesamt 68 Auszubildenden. „EQ Plus Plus“ trägt Früchte. „Sie haben sich gut in das Team eingefunden“, sagt Ausbilder Sascha Mettner. Ihre einjährige, handwerkliche Erfahrung kommt den Geflüchteten in der Ausbildung zugute.

Dass die drei Geflüchteten übernommen werden konnten, ist ein Erfolg für die Ifa Group. Denn dies ist bereits die zweite Pilotphase – die erste missglückte. Sechs Geflüchtete wurden in der ersten Phase in das einjährige Praktikum geholt. Schlechte Deutschkenntnisse konnte nicht einmal ein Dolmetscher auffangen, das Projekt scheiterte nach kurzer Zeit. „In Hinsicht auf die Prüfungen in der Ausbildung war das nicht tragbar“, sagt Sascha Mettner.

Mit ihren guten Deutschkenntnissen konnten Salfo Kabore und die Brüder Rammo Bozo in eine zweite Phase des Projektes starten – und sind inzwischen nicht nur im Ifa-Team, sondern auch in der Region heimisch geworden. Die beiden syrischen Brüder spielen in Oebisfelde im Fußballverein, Salfo singt im Chor und spielt Theater in Haldensleben. „Ich fühle mich hier wohl und der Beruf gefällt mir“, sagt Salfo Kabore.

Eine Übernahme in ein Angestelltenverhältnis ist für die Geflüchteten in greifbare Nähe gerückt – für zwei von ihnen. Denn während die syrischen Brüder Asyl haben, hat Salfo Kabore nur eine Duldung und eine Aufenthaltsgenehmigung bis August 2018. Das liegt noch vor dem Ausbildungsende. „Wir waren sogar im Konsulat in Berlin, um Papiere zu besorgen“, berichtet Mettner. Nun heißt es warten.

Mit dem Erfolg der zweiten Pilotphase könnte das Projekt weitergeführt werden. „Jetzt liegt der Fokus auf den drei Azubis“, sagt Sascha Mettner. Nach Abschluss der Lehr könne ein neue Phase gestartet werden. Für die Brüder Rammo Bozo und Salfo Kabore ist das Pilotprojekt eine Chance auf ein neues Leben – ohne Krieg und Zerstörung.