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Poetry Slam Hallenser Dirk Fehse slammt zum Sieg

Beim 3. Flechtinger Poetry Slam haben sich sechs junge Leute dem Votum des Publikums gestellt. Am Ende siegte Dirk Fehse aus Halle.

Von Carina Bosse 14.10.2017, 01:01

Flechtingen l Freitagabend, 19.30 Uhr, die interessierten Zuhörer sitzen alle pünktlich im Flechtinger Haus der Jugend und Vereine, wer fehlt, sind die Hauptakteure auf der Bühne. Jedenfalls ein großer Teil davon. Sie stecken im Stau, erst auf der A 14, dann auf der A2. So begrüßt Gastgeberin Madlen Weidemann erstmal nur die Zuhörer des Abends.

Aber es geht vorwärts, versichert Stephanie Bethge vom Verein Halternativ aus Magdeburg. Sie moderiert (fast) zum ersten Mal und noch ganz aufgeregt nicht nur die 3. Auflage des Poetry Slam in Flechtingen, sondern stellt sich auch als Opferlamm zur Verfügung. Dabei handelt es sich um den wortgewandten Poeten, der als erster auf der Bühne steht und es deshalb beim Publikum besonders schwer hat.

Doch in Flechtingen bekommt sie dafür einen Extra-Bonus, vor allem auch, weil Steffi in ihrer Geschichte über eine abenteuerliche Busreise von Magdeburg nach Dresden zu einem Konzert ihrer Lieblingsband Wanda im Alten Schlachthof von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt. Und wer ist eigentlich Wanda, ihre Begleiterin Melli jedenfalls hat keine Ahnung. Sie ist schließlich nur die Freundin ihres Bruders.

Nach einer kurzen Einführung in die Regeln beim Wettstreit (nur selbst geschriebene Texte, Rap ist erlaubt, keine Zitate, keine Hilfsmittel, Redezeit maximal 6 Minuten und „respect the poet") der jungen Literaten sind dann auch alle sechs Akteure des Abends eingetroffen und werden mit Applaus begrüßt.

Theresa Kunz sinnierte ziemlich flott über ihr eigenes Ich und dass es gar nicht so leicht ist, sich selbst zu erkennen. Schließlich werde man im Alltag manchmal auch in eine Rolle hineingedrängt, die man eigentlich gar nicht hat.

Bei Kimmy Breutling ist es ihr Abiball von vor 2,5 Jahren, der sie schwanken lässt, zwischen der Zeit, die war und der, die jetzt ganz neu und unbekannt vor der Türe steht. „Die Zeit bleibt nicht stehen, und ich muss gehen“, lautet ihre Botschaft.

Zwischen beiden Poeten läuft die Zuschauerabstimmung, zugegeben subjektiv, denn wer weiß schon ohne Stoppuhr ganz genau, welches Klatschen das lautere und vor allem längere war. Doch die Entscheidung von Stephanie Bethge zugunsten von Theresa wird akzeptiert.

Nicht lustig, aber gefühlvoll und nachdenklich, verspricht Lukas Lindig seinen Beitrag. Der Leipziger hat einfach einen „Teelöffel Zucker“ als seinen persönlichen Rubicon auserkoren und daraus ein wortgewaltiges Stück Literatur kreiert.

Leider kann sich der Leipziger an diesem Abend in Flechtingen nicht gegen den amtierenden Poetry-Slam-Stadtmeister von Chemnitz, Florian Schwenk, durchsetzen. Der „versucht mal etwas Neues mit einem Gedicht“, das er sehr betont und akzentuiert vorträgt. Damit ist Florian eine Runde weiter.

Mit Darlyn Gutsch steht in der dritten Vorrunde schon eine Bekannte in Flechtingen auf der Bühne. Die Hamburgerin hatte vergangenes Jahr Premiere mit ihren Text „Vorm Weichkäseregal“. Und auch diesmal hat sie angesichts der reichlichen Auswahl an Käsesorten die Lacher auf ihrer Seite. Entscheiden konnte sie sich angesichts der meterlangen Angebote nicht wirklich.

Gegen sie hingegen fiel die Entscheidung der Qualifizierung zur zweiten Runde. Keine Schande, denn der spätere Abendsieger Dirk Fehse riss mit seiner Geschichte die Zuhörer voll mit. Sie studiert „Soziologie und noch irgendwas“ und wohnt mit ihm in einer WG - ihr Name Brigitta. Auf unterhaltsamste Weise schildert der Hallenser seine doch recht gegensätzlichen Gefühle, was seine Mitbewohnerin betrifft.

Der Kaffeenachmittag mit der ganzen Familie bei „Omma“ mit einer Ananastorte beschert dem Slammer, der weiß, dass er sich im Luftkurort irgendwo bei Magdeburg befindet, den Sieg, denn nicht nur die Worte, sondern auch Mimik und Gestik überzeugen schließlich das erlesene Publikum.

Lars Galonska, selbst Slammer mit Leidenschaft, versucht sich an diesem Freitagabend übrigens überaus erfolgreich als Gitarrist und Sänger. Seine eigenen Songs bringen ihm sogar „Zugabe“-Rufe ein, obwohl jeder schon sehnsüchtig darauf wartet, den 3. Flechtinger Poetry-Slammer erleben zu dürfen.