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Polizei Diebe stehlen Schmuck von Gräbern

Die Besitzerin eines Grabes auf dem städtischen Friedhof in Haldensleben beklagt, dass ihr bereits zwei Mal Dekoration gestohlen wurde.

Von Julia Schneider 16.10.2018, 01:01

Haldensleben l Von vermehrten Diebstählen auf Friedhöfen wurde die Polizei des Landkreises Börde in Kenntnis gesetzt. „Das beginnt im Oktober und dauert bis Anfang Dezember“, berichtet Polizeisprecher Joachim Albrecht. Gerade die dunkle Jahreszeit einschließlich des Volkstrauertages und des Totensonntags würden Diebe nutzen, um Grabschmuck, Figuren, Gestecke und auch Blumen, sowohl mit als auch ohne Vasen, von Gräbern zu stehlen.

„Die Dunkelziffer ist scheinbar hoch. Es werden lange nicht alle Diebstähle angezeigt, weil den Menschen ja nur ein geringer Schaden entstanden ist“, sagt Joachim Albrecht. Während die Polizei ihre Arbeit auf sachdienliche Hinweise, Fakten und Zahlen stützt, wenn es um Diebstähle geht, ist es für die bestohlenen Grabbesitzer vor allem die emotionale Seite, die eine gewisse Brisanz in die Angelegenheit bringt.

Das bestätigt auch eine Haldensleberin, die anonym bleiben möchte (Name der Redaktion bekannt). „Das Grab eines geliebten Menschen verdient Schmuck. Und der Schmuck eines jeden Grabes sind seine Blumen und Dekorationsartikel. Während man die Blümchen und Pflanzen setzt, fühlt man sich dem geliebten Verstorbenen besonders nah und verbunden“, sagt die Frau. Es gehe dabei auch um ein Geborgenheitsempfinden, was sich auf dem städtischen Friedhof einstelle. Dieses sei seit einiger Zeit jedoch nicht mehr da, erzählt die Haldensleberin.

Zweimal innerhalb weniger Tage seien vom Grab ihres Mannes mehrere Dekorationsartikel gestohlen worden. Daraufhin hörte sich die Betroffene bei anderen Friedhofsbesuchern um und stellte fest, dass sie nicht die Einzige war, die beklaut wurde. Sie erfuhr von gestohlenen Blumensträußen und auch von extra angefertigten Gestecken, die entwendet wurden. Doch außer ihr ging kaum ein Friedhofsbesucher zur Polizei oder meldete den Diebstahl der Friedhofsverwaltung.

„Damit den Dieben das Handwerk gelegt wird, ist es notwendig, Diebstähle bei der Friedhofsverwaltung und Polizei anzuzeigen“, sagt die Frau jedoch. Polizeisprecher Joachim Albrecht gibt ihr Recht: „Wenn auch der Schaden gering sein sollte, sollte der Polizei Bescheid gegeben werden. Wir fahren zwar nicht auf das Friedhofsgelände, bestreifen aber das Umfeld und sprechen mit Friedhofspersonal.“ Für die polizeiliche Arbeit sei es zudem hilfreich, den Grabschmuck vor dem Ablegen zu fotografieren.

Was die Täter mit ihrer Beute machen, sei laut Joachim Albrecht unterschiedlich. Es seien Fälle bekannt, in denen Grabschmuck auf anderen Gräbern wieder aufgetaucht ist. Kontrollen, so sagt der Polizist, seien mitunter schwierig, weil es keine Friedhöfe gebe, die als Diebstahlsschwerpunkte bezeichnet werden könnten. Anzeigen gebe es meist aus verschiedenen Orten.

„Besonders aufmerksam sollten alle Besucher des Friedhofs sein“, sagt die bestohlene Haldensleberin. Sie wünscht sich, dass das städtische Ordnungsamt verstärkt Kontrollen auf dem Friedhof durchführt. Und sie spricht auch einen Fakt an, der in Haldensleben bereits öfter für Diskussionen gesorgt hat. „Da nun die dunkle Jahreszeit angebrochen ist, möchte ich auf die Aushänge der Friedhofsordnung verweisen“, sagt die Dame. Darin seien auch die Öffnungszeiten des Friedhofs geregelt. „Das heißt, dass die Türen des Friedhofs dann auch verschlossen werden sollten“, regt sie an.

„Die Tore werden nicht verschlossen“, antwortet Andreas Radeck von der Pressestelle der Stadt Haldensleben. „Dazu besteht keine Pflicht und es besteht die Gefahr, dass Besucher eingeschlossen werden“, sagt er. Es habe zwar Zeiten gegeben, in denen die Friedhofstore zu den Öffnungszeiten verschlossen wurden, jedoch seien die Diebstähle dadurch nicht weniger geworden. Wie Andreas Radeck berichtet, werde nach Aussagen von Friedhofsbesuchern Grabschmuck häufig sowieso am Tag geklaut.

Die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung seien für das Thema Diebstahl sensibilisiert. „Viele Besucher sind bei den Mitarbeitern bekannt. Auf vermeintlich fremde Personen wird in angebrachter Art und Weise geachtet“, heißt es aus dem Rathaus. Aufgrund der aktuellen Meldungen werden die Mitarbeiter der Stadtwache verstärkt auf dem Friedhof Streife laufen, sagt Andreas Radeck.

Die Haldensleberin wünscht sich unterdessen nur, dass sie nicht noch einmal Opfer von Friedhofsdieben wird. „Es gehört zum Leben, dass wir auch mit dem Tod konfrontiert werden. Das ist die traurigste Seite des Lebens“, sagt sie und appelliert damit auch an die Vernunft und an das Herz der Täter. „Es trifft uns alle irgendwann, dass uns ein geliebter Mensch verlässt.“