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Premiere Bartels gewinnt erste Poetry-Nacht

Zum ersten Mal Poetry Slam in Flechtingen: Die Premiere war gut besucht, deshalb wird an eine zweite Slam-Nacht gedacht.

Von Carina Bosse 04.03.2016, 00:01

Flechtingen l Auf ein durchweg positives Echo stieß die erste Flechtinger Nacht der Dichter. Die meisten Zuschauer waren sich nicht sicher, was da an diesem Abend im Jugendzentrum auf sie zukommen würde, doch sie waren neugierig und offen für das Neue. Schließlich ist der Poetry Slam eine relativ junge Kunst- und Literaturform, die bislang zumeist in großen Städten mit vielen Studenten zelebriert wird.

Musikalisch sorgte Laander Karuso mit seiner Gitarre und trotz einer Erkältung für einen gefühlvollen Einstieg nach Maß.

Der Verein „Wortwäsche“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Poetry Slam mehr in die ländlichen Gegenden zu tragen. Was aber ist das nun eigentlich?

Tobias Glufke, selbst ein Slammer, fungierte an diesem Abend auf unterhaltsame Weise als Ansager, Erklärer und Juror. Obwohl, für die Zeitbegrenzung, der jeder Slammer an diesem Abend unterlag, holte er sich Florian aus dem Publikum ins Boot, der mit seinem Handy die Zeit stoppte. Maximal sechs Minuten standen pro Redebeitrag im Bereich des Möglichen. Nach 5,30 Minuten sollte Florian ein Zeichen geben, um die Zeit anzuzeigen. Er kam dabei aber kaum ins Schwitzen, denn die sechs Slammer in der Vorrunde hielten sich allesamt automatisch an diese Zeitvorgabe.

Die Vorrunde wurde in Duell-Form ausgetragen. Zwei Männer, zwei Frauen, zwei Einheimische - lautete die Zusammensetzung der drei Paarungen. Das Publikum, das beim Poetry Slam immer wieder aktiv einbezogen wird, hatte entschieden, dass die Männer beginnen sollen.

So standen sich Routinier Dominik Bartels (Helmstedt) und der noch sehr junge Marius Markmann (Magdeburg) als erste gegenüber.

Marius hatte ein Liebesgedicht, vielmehr eine Liebesgeschichte im Gepäck, die er mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik vortrug.

Der spätere Sieger der ersten Flechtinger Dichternacht, Dominik Bartels, ist ein alter Hase im Poetry-Slam-Reigen. Sein Vortrag „Wie ich einmal beinahe einen Arbeitsvertrag unterschrieben hätte“ zeigte seine Vielseitigkeit als Slammer, Autor und Verleger. Unterhaltsam stellte er seine zwölf Persönlichkeiten in einem Körper vor, eigentlich der Traum eines jeden Arbeitgebers, doch hat so eine multiple Persönlichkeit natürlich auch ihre Tücken.

Nach den ersten beiden Beiträgen des Abends hatte das Publikum die Aufgabe, per Applaus und Jubel denjenigen zu bestimmen, der sich für die nächste Runde qualifiziert hatte.

Ihre ganz persönlichen Kindheitserinnerungen als Hommage an das Kind Sarah Fernschild brachten die Studentin und schon erfahrene Slammerin eine Runde weiter. Künstlerin möchte sie werden, erzählte sie dem Publikum an Rande.

Sarah setzte sich in der Gunst des Publikums knapp gegen Newcomerin Frauke Kreckel durch, die auf charmante und ehrliche Art und Weise die „Familie, das Wort mit sieben Buchstaben“ auseinandergepflückt hatte. Die Studentin der Verwaltungssoziologie und Politikwissenschaft philosophierte über die Vorzüge und Nachteile einer solchen Gemeinschaft innerhalb eines Familienkonzeptes.

Jeder Zuhörer konnte sich mindestens an einer Ecke ihrer Geschichte wiederfinden.

Noch Anfänger auf dem Gebiet des Poetry Slam waren Christina Klages, Sozialpädagogin aus Hamburg und gerade in der Reha in Flechtingen, und Diana Niemetz, Krankenschwester aus Colbitz. Beide hatten kaum Erfahrungen und agierten dadurch verständlicherweise noch schüchtern auf der Bühne. Doch ihre Texte, mitten aus dem Leben und zugleich phantasievolle Beschreibungen des Herbstes (beide hatten jeweils zufällig eine Geschichte zu dieser Jahreszeit parat), fanden Anklang beim den gespannt lauschenden Gästen.

Dem Publikum fiel es schwer fast bei allen Wortbeiträgen schwer, eine Entscheidung zu treffen, nicht anders beim dritten Vorrunden-Duo. Schließlich schaffte es Christina Klages mit knappem Vorsprung eine Runde weiter.

„Das wird wohl nicht die letzte Poetry-Slam-Nacht in Flechtingen gewesen sein“, freute sich Kora Duberow von der Gemeinde Flechtingen über das durchweg positive Resümee der Besucher. Sie würden gern wieder einmal bei einem solchen Abend statt vor dem Fernseher lieber live dabei sein.