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Pumpmühle Bewohner fordern freie Fahrt

Bewohner der Pumpmühle in Weferlingen fordern mit einer Unterschriftsliste die Wiedereröffnung eines Schotterweges als Zufahrt.

Von Anett Roisch 21.09.2017, 01:01

Weferlingen l Zwei Wege führen in Weferlingen zur Pumpmühle. Das ist zum einen ein kurzer mit Kalksandstein befestigter Weg, der vom Platz der Jugend als Fuß- und Radweg ausgeschildert ist und zum anderen ein Weg, der offiziell als Zufahrt zur Pumpmühle gilt, der aber nicht beschildert und in einem sehr schlechten Zustand ist. Die Feuerwehr hat von diesem Weg aus keinen Zugang zum Hof. „Wir haben eine Liste mit über 100 Unterschriften von Bewohnern der Pumpmühle und verschiedenen Passanten für den Bürgermeister und für den Petitionsausschuss des Landes Sachsen-Anhalt erstellt. Wir fordern im Interesse der öffentlichen Sicherheit die Wiedereröffnung des Weges als Zuwegung für Pkw und Rettungsfahrzeuge“, erklärte Stephan Müller und überreichte den Umschlag mit den Unterschriften an Hans-Werner Kraul (CDU), Bürgermeister der Stadt Oebisfelde-Weferlingen.

Doch wie kam es überhaupt zur Sperrung des Weges für PKW? Über den starken Fahrzeugverkehr und über die Staubbelästigung ärgerten sich im Besonderen die Eheleute Kathy Wygrala-Schneider und Heiner Schneider. Sie wohnen an der Gardelegener Straße und ihre privaten Grundstücke überschneiden teilweise den Weg zur Pumpmühle. 2012 wurde der Weg deshalb als Fuß- und Radweg umgewidmet.

„Der Alternativweg ist in einem sehr schlechten Zustand. Deshalb habe ich auch potenzielle Mieter, die abgesagt haben. Also – das ist für mich auch eine finanzielle Sache. Auch die Baufahrzeuge können nicht auf den Hof fahren. Es muss alles mit dem Kran oder dem Gabelstapler rein gefahren werden. Das sind alles Mehrkosten. Ich musste bereits auch einen Löschteich errichten“, schilderte Müller und gestand, dass er deshalb sauer sei. Groß sei sein Ärger, weil der Besitzer des angrenzenden Grundstückes, Heiner Schneider, Poller gesetzt hat, damit kein Fahrzeug den Weg mehr nutzen kann. Entstanden sind auf dem Grundstück der Pumpmühle 14 Wohneinheiten, in denen über 20 Personen wohnen. „Das Haus gehört meiner Mutter. Die Mieter sind natürlich nicht mit der Situation zufrieden“, erklärte Müller.

Jochen Dettmer, Cousin von Müller, fühlt sich mit der Pumpmühle als Familienbesitz, verbunden. „Aus Hödingen sind mal die Pumpmüller nach Weferlingen gezogen. Mein Onkel hat die Pumpmühle übernommen. Es war eine Ruine, die zu Wohnungen umgebaut wurden. Damals war klar, dass hier der Hauptzugang war“, schilderte Dettmer.

„Dass der Weg wegen der Staubbelastung umgewidmet wurde, schien mir damals schon ein recht fadenscheiniges Argument. Es ist so passiert, dass kann ja eine Gemeinde machen. Aber dann kamen ohne Beschluss zwei Poller, die privat gesetzt wurden, hinzu. Das geht nicht“, sagte Dettmer.

Kraul erklärte, dass die Ursache des Problems schon weit 70 Jahre zurück liegt. Damals wurde – nach seinen Ausführungen – der Weg schwarz angelegt, ohne auf die Katastergrenzen zu schauen. „Die Leute haben einfach den kürzesten Weg genommen. Das ist nun mehr als ein Trampelpfad. Es ist eine richtige Straße geworden. Das hat aber auch 40 oder 50 Jahre nie jemanden gestört. Dann kam der neue Besitzer, der festgestellt hat, das sich ein Teil der Straße auf seinem Grundstück befinden“, blickte Kraul zurück. Der Einheitsgemeinde-Bürgermeister verwies auf den originalen Weg, der zwar ein Umweg sei und als Übergangslösung hergerichtet wurde, aber mit Pkw befahrbar sei. Sogar ein Wendehammer für das Müllfahrzeug ist vorhanden. „Bis auf die Feuerwehr kommen da hinten alle durch. Ortswehrleiter Stephan Walther, meinte, dass im Ernstfall die Poller einfach umgefahren werden. Die Rettung von Menschenleben geht vor“, erklärte Kraul.

Dettmer schlug vor, die Umwidmung zu ändern und auf der öffentlichen Fläche eine schmale Zuwegung mit Einschränkungen zu genehmigen. „Darum bitten die über 100 Bürger mit ihrer Unterschrift“, erklärte er und plädierte mit der Zuwegung für die öffentliche Sicherheit frei zu machen. „Wenn es um den Staub geht, da gibt es sicher Lösungen“, sagte Carola Müller, die Ehefrau des Pumpmühlenbesitzers.

Weferlingens Ortsbürgermeister Dirk Kuthe (SPD) berichtete, dass der Ortschaftsrat vor fünf Monaten festgelegt hat, dass die Poller wegkommen, weil sie auf kommunalem Boden stehen würden. „Leider ist vom Amt noch kein Schreiben an die Eigentümer gegangen, dass die Poller widerrechtlich gesetzt wurden“, kritisierte Kuthe. Heike Peters (SPD), Weferlingens stellvertretende Ortsbürgermeisterin, legte nach: „Es kann doch nicht fünf Monate dauern, bis so ein Poller ausgerodet wird.“

Kraul erklärte, dass die Stellungnahme von der Feuerwehr gefehlt habe. Die Stellungnahme sei jetzt da. Nun müsse alles lupenrein geprüft werden. „Wie können wir das Problem zeitnah bereinigen? Das Amt muss in die Puschen kommen“, fordert Heike Peters. Kuthe verwies darauf, dass dem Eigentümer eine Frist gesetzt werden muss. Erst wenn die Frist nicht eingehalten wird, könne gehandelt und ihm die Pollerbeseitigung in Rechnung gestellt werden. Kraul versicherte, dass der Brief nach der Prüfung des Sachverhaltes schnellstmöglich an den Eigentümer geht.

Grundstücksbesitzer Heiner Schneider kann die ganze Aufregung nicht fassen. „Eigentlich ist alles bereits geklärt. Die Stadt hat unter der alten Bürgermeisterin Silke Wolf geregelt und ausgesprochen, dass dort kein Straßenverkehr mehr stattfindet und auch die entsprechenden Schilder dazu aufgestellt. Jetzt hat der Ortschaftsrat etwas anderes beschlossen weil der Besitzer der Pumpmühle Theater macht“, schilderte Schneider seine Sichtweise. Er erklärte, dass er einen Anwalt beauftragt habe, um die Sache klären zu lassen. „Ich lasse mich nicht mehr schikanieren. Außerdem stehen die Poller nicht auf öffentlichem Grund – vielleicht müssen sie um zwei Zentimeter nach links oder rechts, aber ein öffentlicher Vermesser hat das Grundstück in meinem Auftrag vermessen. Die Marken sind noch in der Erde, die kann man sehen“, betonte Schneider.

Die Fronten scheinen verhärtet. Fest steht für Schneider, dass keinen Quadratmeter seines Besitzes an die Stadt verkaufen wird. „Der Mann von der Pumpmühle baut seit Jahren aus und um. Es werden alte Ställe zu Wohnungen umgebaut. Dafür muss es doch eine Baugenehmigung geben. Grundvoraussetzung für so eine Genehmigung ist, dass die Belange der Feuerwehr geprüft werden. Hier ist es umgekehrt. Da wird erst eine Baugenehmigung ausgesprochen und dann sagt die Feuerwehr, dass sie dort nicht fahren kann“, wundert sich Schneider.

Katja Krüger ist seit zehn Jahren Mieterin in der Pumpmühle und sagte: „Ich habe Angst, dass die Feuerwehr im Notfall nicht zum Haus kommt. Es ist ein Wunder, dass da noch nichts passiert ist.“

Bereit wäre Schneider, der Feuerwehr für die Poller die Schlüssel zu geben. „Im Moment bin ich sogar gezwungen dazu. Ich darf und möchte ja nicht verhindern, dass die Wehr im Ernstfall nicht an das Haus kommt, um die Leute zu retten. Und trotzdem möchte ich es geklärt haben, denn dieser Weg ist nicht die offizielle Zufahrt zur Pumpmühle. Das war früher mal ein Karrenweg“, betonte Schneider.