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Rassismus Süplinger Narren entschuldigen sich

Eine Woche nach der umstrittenen Büttenrede hat der Süplinger Narrenbund in seinem Programm ein Zeichen der Einheit gesetzt.

Von Juliane Just 26.01.2020, 00:01

Süplingen l „Nach 50 Vereinsjahren haben wir es endlich geschafft, dass der MDR hier ist“, witzelte Uwe Urban, Präsident des Süplinger Narrenbundes, auf der zweiten Prunksitzung in dieser Session. Doch das Fernsehteam des Mitteldeutschen Rundfunks war nicht wegen des Jubiläums da. Vorausgegangen war eine umstrittene Büttenrede, in der von „Negern“ und „Asylanten“ die Rede war. Die rassistischen Äußerungen haben deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt.

Bereits zwei Tage nach dem Eklat kündigte der Präsident des Karnevalsbundes an, in der nächsten Sitzung ein Zeichen setzen zu wollen. Wie das genau aussehen sollte, wurde bis zum Beginn der Veranstaltung nicht verraten. Die Süplinger setzten bei ihrer öffentlichen Entschuldigung auf die Einheit des Narrenbundes. Eigens dafür haben sie den Einmarsch geändert. Wo normalerweise Elferrat, Funkemariechen und das neue Prinzenpaar in Richtung Bühne gehen, betraten bei der Sitzung deutlich mehr Menschen den Saal – bis schließlich der gesamte Verein sich auf der Bühne zusammenfand. Gemeinsam sangen die Narren das Lied „Süplingen Helau“, ohne das keine Prunksitzung beginnen darf.

„Nun zum unangenehmen Teil“, moderierte Uwe Urban die Entschuldigung an. „Sie sehen, dass der Narrenbund hinter mir und vor mir steht. Wir sagen Entschuldigung für den Fauxpas.“ Der Saal klatschte und jodelte. „Wir stehen für Weltoffenheit und werden Diskriminierungen keine Plattform geben. Ich entschuldige mich als Präsident und Privatmensch“, sagte der sichtlich ergriffene Urban. Süplingen sei offen für jedermann – dafür stehe der gesamte Verein.

Seit zehn Jahren ist Uwe Urban Chef der Narren, seine letzte Amtszeit hatte er sich wohl anders vorgestellt. Er hatte im Vorfeld entschieden, dass die umstrittene Rede gehalten werden darf. Im Nachhinein sagte Urban, ihm sei die Tragweite nicht bewusst gewesen.

Bereits zwei Tage nach der umstrittenen Rede beantworteten die Mitglieder die Vertrauensfrage bezüglich ihres Präsidenten bei einer Vollversammlung mit „Ja“. Anschließend veröffentlichte der Narrenbund eine Mitteilung, in der es hieß, dass „der Verein insgesamt die Verantwortung für die unglücklichen Passagen in der Büttenrede“ übernehme.

Dem Büttenredner Holger Brauns indes wurde nicht nur seine Rede gestrichen, er ist auch aus dem Verein ausgetreten. Er distanzierte sich im Nachgang von dem Inhalt der Rede und wolle den Verein schützen. Mit Rechtsradikalismus wollte er nichts zu tun haben, sagte er drei Tage nach der Rede.

Für diese gab es indes nicht nur einen Medienrummel, der vor allem für den Verinspräsidenten kräftezehrend war. Auch der polizeiliche Staatsschutz wurde über die Rede informiert, wie das Polizeirevier Börde auf Nachfrage bestätigte. Weitere Ermittlungen seien jedoch zunächst nicht geplant. Der Karneval-Landesverband drohte den Süplinger Narren mit Ausschluss. Haldensleben stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Wendler kündigte an, dass die Stadt den Narrenbund zu einer Stellungnahme auffordern wolle und prüfen werde, ob weitere Schritte notwendig sind, was die Nutzung des Dorfkruges als Ort für die Sitzungen des Narrenbundes angehe – der Heimat der Karnevalisten.

Innerhalb von zwei Tagen stand die Welt der Süplinger Kopf in – und das in ihrem Jubiläumsjahr. Uwe Urban hofft nun, dass es wieder ruhiger wird um die Karnevalisten. Sie hatten wenig zu lachen in den letzten Tagen – nun können sie vielleicht noch ein bisschen feiern.