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Rathaus Immer mehr Schäden sichtbar

Bei den Sanierungsarbeiten am Flechtinger Rathaus sind starke bauliche Mängel festgestellt worden. Insbesondere im Dach- und Deckenbereich.

Von Carina Bosse 12.05.2019, 07:00

Flechtingen l Es ist derzeit recht geheimnisvoll verhüllt wie der Berliner Reichstag, der 1995 vom Künstler Christo hinter großen Stoffbahnen versteckt war. Doch es ist nicht die Kunst, sondern das Baugeschehen, das dem Flechtinger Rathaus am Lindenplatz 11 derzeit das Schutzkleid am Baugerüst verpasst hat. Seit dem April 2019 wird gebaut, und dabei tritt immer mal wieder eine unangenehme Überraschung zutage, wie Berthold Heinecke vom Planungsbüro A+I in Haldensleben im Flechtinger Gemeinderat nach rund vier Wochen resümierte.

Nach dem Ausräumen und Entkernen haben sich insbesondere im Bereich der Dachkonstruktion zahlreiche Mängel summiert. „Den Dachstuhl zu erhalten, ist laut Holzschutzgutachten eigentlich unmöglich“, fasst der Architekt den baulichen Zustand des alten Gemäuers zusammen. Er spricht von einem Totalverlust. Auch insgesamt sei das ganze Projekt aufgrund des baulichen Zustand eine diffizile Sanierung, die im Zuge des Baufortschritts immer mal ungeplante Schäden zeigen werde.

Berthold Heinecke berichtete, dass die Deckensanierung im Obergeschoss als erstes Ziel in Angriff genommen wurde. Mit den Werkstätten für Denkmalpflege gebe es einen erfahrenen Baupartner in diesem Metier. Das Dach bleibe so lange wie möglich oben darauf, dann soll ein Notdach aufgebaut werden, dem die Sanierung des Dachstuhls folgt.

Die Decke muss aus statischen und Holzschutzgründen komplett raus und erneuert werden. Der Hausbock hat deutliche Spuren hinterlassen. „Die Deckenbalken haben keinen Vollquerschnitt, sondern eher einen runden“, sagte der Fachmann den Gemeinderäten. Damals seien 12-Meter-Bäume verwendet worden, die zur einen Seite hin schmaler werden.

Auf welchen Zustand im Zuge der Freilegung der Erdgeschossdecke gestoßen wird, sei nach Auskunft von Berthold Heinecke noch komplett offen. „Wir hoffen, dass die Decke besser ist als die darüber“, sagte er. Aber mit unangenehmen baulichen Überraschungen sei bei einem solchen alten Bauwerk jederzeit zu rechnen. Berthold Heinecke berichtete, dass im Zuge der Planung Wandstärken von 2,50 Meter entdeckt worden sind. Das ließe darauf schließen, dass Teile davon einstmals zur Burg gehört hatten.

Ebenfalls bereits gearbeitet wird am künftigen Platz für den Aufzug. Er soll an der Teichseite für einen barrierearmen Zugang zum Gebäude eingebaut werden. Dazu werde das teilweise vorhandene Kellergeschoss benötigt. Für einen Wartungsgang an der Seeseite stünde dann zwar nur ein Zugang von rund 1,75 Meter zur Verfügung, aber der Zutritt dort sei auch nur für befugtes Wartungspersonal vorgesehen.

Die Bauzeit ist zunächst für ein Jahr, also bis April 2020, vorgesehen, aber ob der Plan gehalten werden kann, bleibt aufgrund dessen, was eventuell im Zuge des Baugeschehens zum Vorschein kommt, offen. Auch finanziell könne sich noch einiges bewegen, meinte Berthold Heinecke. Die für die Ausschreibung geplanten Kosten in Höhe von 575.000 Euro für den Rohbau sind bereits auf 647.000 Euro gestiegen. Das entspricht einer Steigerung von zirka 13 Prozent,hatte der Planungsfachmann errechnet. „Das zeigt uns, dass wir an unseren Gebäuden dringend kontinuierlich arbeiten müssen“, betonte Bürgermeister Tim Krümmling, der die Bauarbeiten von Anfang an verfolgt.