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Referenzprojekt Haldensleben als digitale Kleinstadt

Haldensleben hat gute Chancen, Digitalisierungszentrum in Sachsen-Anhalt zu werden. Damit verbunden wäre eine Förderung vom Land.

Von Christian Besecke 13.11.2018, 00:01

Haldensleben l Noch im November 2018 könnten die Förderbescheide an die vorgesehenen Digitalisierungszentren des Landes Sachsen-Anhalt vergeben werden. Die genaue Anzahl der letztendlich beteiligten und somit auch geförderten Gemeinden ist aber nach Landesangaben noch in der Schwebe.

Im Falle der Stadt Haldensleben würden die Geldmittel dafür verwendet werden, um zwei neue Stellen zu schaffen. Diese sollen allerdings nicht über die Kommune laufen, sondern über einen Partner. „Sobald wir die Förderung offiziell erhalten haben, können wir auf diesem Gebiet in die Ausschreibungsphase gehen“, erklärt der Pressesprecher Lutz Zimmermann. „Wir hoffen natürlich sehr, dass wir den Zu- schlag letztendlich auch bekommen.“

Angesichts der nun anstehenden Herausforderung erschließen sich für die Stadt ganz neue Betätigungsfelder. „Genau dafür benötigen wir Spezialisten, die sich mit diesem Thema befassen“, sagt Zimmermann. „Die Digitalisierung mal eben nebenher zu meistern, ist so nicht machbar.“

Beim ersten Digitalisierungs-Forum im vergangenen Jahr, zu dem die Stadt und die Stadtwerke gemeinsam Anfang November eingeladen hatten, war erstmals eine digitale Agenda Thema. Diese soll entwickelt werden und eine Handlungsanleitung darstellen, so Zimmermann. Damit beschäftigt sich auch ein spezieller Arbeitskreis.

„Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt solche Bestrebungen“, sagt Zimmermann. „Daher sind wir auch eingeladen worden, ein Referenzprojekt als digitale Kleinstadt auf die Beine zu stellen.“ Drei Leitziele stehen zur Debatte. So soll ein Bürgerbeteiligungsmodul geschaffen werden. In dessen Rahmen wird es künftig den Einwohnern ermöglicht, von sich aus Diskussionen zu starten, auf Missstände hinzuweisen. „An 90 Punkten in Haldensleben wollen wir kostenloses W-Lan schaffen, um darauf auch mobil zugreifen zu können“, betont der Pressesprecher.

Ein weiteres Leitziel ist die Wirtschaftsförderung. Vorstellbar seien Infoveranstaltungen für Unternehmen, um ihnen die Möglichkeiten der digitalen Welt näher zu bringen – wie auch ein digitaler Führerschein für Ältere. Ein besonderer Punkt ist die Fachkräftegewinnung auch über das Internet, um geeignete Leute an Firmen vermitteln zu können.

Leitziel Nummer drei wäre die Mobilität im neuen Datenzeitalter. Beispiele dafür, wie dieses Zeitalter in der Stadt aussehen könnte, finden sich schon jetzt. So gibt es eine Ladebank – eine sogenannte Smart-Bench – für Laptops und Handys am Postplatz auf der Hagenstraße, die über Solarstrom betrieben wird. Errichtet haben diese die Stadtwerke Haldensleben.

„Zusätzlich zu den schon vorhandenen Ladesäulen für die Elektromobilität kommen voraussichtlich noch elf weitere Stationen in der Stadt dazu“, erläutert der Pressesprecher. Weiterhin ist in diesem Zusammenhang geplant, Ideen für den ländlichen Raum zu entwickeln, sogenannte Start- ups zu unterstützen und Unternehmen in diesem Sektor zu beraten.

„Der Aufbau des geplanten öffentlichen W-Lan-Netzes beginnt übrigens schon im nächsten Jahr,“ sagt Zimmermann. Als Voraussetzung dafür läuft aktuell in Haldensleben der Breitbandausbau auf Hochtouren. Zum Jahresende soll er abgeschlossen sein.

Die Ortsteile sind inzwischen schon versorgt, bis auf Süplingen. Hier erfolgt ein Eigenausbau gemeinsam mit der Telekom. „Letztendlich wird überall eine Versorgung mit mindestens 50 Megabit (Mbit) sichergestellt sein“, sagt Zimmermann. „Das bedeutet dann Glasfaserkabel bis in die Verteilerkästen und von dort eine Verbindung über Kupferkabel – das sogenannte Vectoring im FTTC-Standard.“

Im Rahmen einer frühzeitig angestrebten Wirtschaftlichkeits-Lückenförderung haben Unternehmen noch weit bessere Möglichkeiten. Diese können speziell in den Gewerbegebieten gar auf den FTTB-Standard zurückgreifen. Einfach gesagt, ist hier der direkte Glasfaseranschluss möglich. „Somit ist eine Geschwindigkeit von mindestens 250 MBit drin. Nach oben sind quasi keine Grenzen gesetzt“, erläutert der Pressesprecher. „Das ist auch gut so, denn mit der Bandbreite von einer Buschtrommel müssten wir nicht über eine echte Digitalisierung nachdenken.“

Daher sei es wünschenswert, die vom Land in Aussicht gestellte Förderung zu erhalten. „Dann können wir Nägel mit Köpfen machen und das große Vorhaben entsprechend planen und weitere Ideen einfließen lassen“, schätzt Lutz Zimmermann ein.