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Regionalgeschichte Weferlinger Bürgerverein entdeckt Neues

Der Weferlinger Bürgerverein hat ein Poesiealbum einer Weferlingerin mit der Originalhandschrift von Adolf Grimme entdeckt - und gekauft.

Von Anett Roisch 29.02.2016, 11:19

Weferlingen l Der Weferlinger Bürgerverein ist bei der Erforschung der Regionalgeschichte wieder ein gutes Stück vorangekommen, und zwar durch eine Entdeckung im Internet.

Vor vier Jahren hatte der Bürgerverein eine Sonderausstellung über den Pädagogen und Politiker Adolf Grimme (1889 – 1963) unter dem Titel „Vom Weferlinger Beamtenjungen zum preußischen Minister“ präsentiert, denn Grimmes Vater war in Weferlingen Bahnhofsvorsteher. Adolf Grimme besuchte von 1896 bis 1900 die Volksschule in Weferlingen, wechselte danach auf das Gymnasium Sangerhausen. Da sein Vater 1906 starb, verließ seine Mutter den Ort. Adolf Grimme blieb Weferlingen aber zeitlebens verbunden. Er stand weiter mit ehemaligen Mitschülern in Verbindung. So korrespondierte er zeitlebens mit Otto Krebs in Weferlingen. Das ist sogar mit Briefen belegt, die Dieter Sauerzweig in einer Zusammenfassung von Grimmes unwahrscheinlich intensiver Korrespondenz veröffentlicht hat.

Mit dem Poesiealbum einer ehemaligen Weferlinger Mitschülerin von Grimme, das der Verein im Internet fand und ersteigerte, verfügt der Verein jetzt auch über eine Originalhandschrift des Politikers. In dem Poesiealbum befindet sich eine Widmung von Adolf Grimme im Jahr 1900. „Vertrau auf Gott in fester Liebe und halte treulich sein Gebot; und wird dein Leben dir auch trübe, vertrau auf Gott in Glück und Not. Und glaubt dein Herz vor Schmerz zu brechen, vertrau auf Gott und zage nicht, und glaube fest an sein Versprechen. Der Herr verlässt die Seinen nicht.“ Unterschrieben hatte der damals Zehnjährige mit „Zur freundlichen Erinnerung an deinen Freund Adolf Grimme“.

Margarete Steffens, wahrscheinlich geborene Dittmar, der das Poesiealbum gehörte, muss aber auch den ehemaligen Mitschüler nie aus den Augen verloren haben. Im Poesiealbum lag nämlich auch eine Zeitungsnotiz aus dem Jahr 1931 mit der Überschrift „Der Sohn des Kultusministers Grimme tödlich verunglückt“. Grimme hatte zwei Söhne und eine Tochter. Sein Sohn Eckard wurde von einem Lkw überfahren. Der 12-Jährige hatte sich mit einem Freund mit dem Fahrrad an einen Lastkraftwagen gehängt. Als der Lkw schleuderte, verloren die Jungen den Halt, stürzten und kamen unter die Räder des Anhängers. Eckard Grimme starb an den Verletzungen. Margarete Steffens hatte dem damaligen Kultusminister offensichtlich kondoliert, denn in Poesiealbum lag auch Grimmes Antwort: „Das menschliche Mitfühlen, das wir in diesen Tagen erfahren haben, hilft mittragen. Wir sind dankbar dafür“, schrieben Adolf und Mascha Grimme.

Belegt ist sein Besuch als damaliger preußischer Minister für Kunst und Wissenschaft 1931 in seiner alten Schule in Weferlingen, wo er völlig unerwartet erschienen war. Er unterstützte die Schule auch weiterhin. Auch an der Begründung der einstigen Aufbauschule, heute Gymnasium, hatte Grimme Anteil. „Als ich in den 20er Jahren Oberschulrat in Magdeburg war, habe ich übrigens in Erinnerung daran, dass ich, um eine höhere Schule besuchen zu können, schon sehr jung von Haus weg musste, geholfen, dass in unserem Heimatort eine Aufbauschule gegründet wurde“, schrieb er sehr viel später an seinen Freund Otto Krebs.

Der Bürgerverein plant nun, eine Vitrine zu Adolf Grimme auszugestalten. Ausgangspunkt ist das gerade erworbene Poesiealbum.