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Rennen Schlittenhunde laufen auch ohne Schnee

98 Musher mit über 300 Hunden sind beim Schlittenhunde-Wagenrennen im Calvörder Grieps gestartet. Und das Ganze auch ohne Schnee.

Von Anett Roisch 01.11.2017, 00:01

Calvörde l Vorfreude auf vier Pfoten: Sonnabendmorgen heulen die Huskys, jaulen und wedeln vergnügt mit dem Schwanz. Den Hunden kann es gar nicht schnell genug gehen, vor den Wagen gespannt zu werden und ihn durch die Landschaft der Calvörder Berge zu ziehen. Weil kein Schnee liegt, rennen die Hunde statt an Schlitten an Wagen. Ein Musher, ein Schlittenhundefahrer, muss sich darauf verlassen können, dass der Leithund macht, was er soll. Angela Wiatowski aus Dannefeld hat für ihre sechs Hunde ein ganzes Team. „Als Helfer sind unsere Freunde dabei. Den Wagen fährt eigentlich mein Mann Andreas. Er ist als Maschinenbau-Ingenieur und VW-Mitarbeiter noch dienstlich in Mexiko unterwegs und morgen übernimmt er. So lange halte ich die Stellung“, erklärt die Tierheilpraktikerin und spannt den fünfjährigen Siberian Husky Jack Sparrow an. Es sind jetzt nur noch wenige Sekunden bis zum Start. Die Schlittenhunde werden unruhig. Sie tänzeln auf ihren Pfoten. „5–4–3–2 1–go“, heißt das Kommando und los geht es.

Die Tiere geben Tempo und ziehen den Schlitten rasant über die Wege. Zügel oder eine Leine benutzen die Schlittenfahrer nicht für ihr Gespann. Das Einzige, was die Musher haben, ist ihre Stimme. Ein guter Schlittenhund gehorcht und läuft so lange geradeaus, bis er ein neues Kommando wie „Gee“ für rechts oder „Haw“ für links hört. Stundenlanges Laufen ist für diese Hunde ein Leichtes - schließlich ist die Rasse dafür gezüchtet worden. Der erfahrene Leithund nimmt sofort brav die Linkskurve, als Angela Wiatowski auf dem Schlitten stehend das Kommando gibt. Die anderen Huskys folgen. Der Wagen saust über das Laub. Am Ende gewinnt die Dannefelderin mit ihren kaltschnäuzigen Lieblingen das Rennen.

Ein Gespann, zu dem bis zu 14 Tiere gehören können, wird immer nur von einem Hund angeführt. Der setzt die Kommandos des Fahrers um. „Die anderen sind die Mitläufer“, erklärt Helmut Gottschlich, Vorsitzender des Sachsen-Anhalter Schlittenhunde-Sportclubs (SASC). Ein Husky – zwischen 17 und 28 Kilo schwer – kann das Zehnfache seines Körpergewichtes ziehen. Die Tiere schaffen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 38 Stundenkilometer.

Für Familie Wiatowski ist das Schlittenfahren eine Passion. Sie leben mit ihren 20 Hunden auf einem 15.000 Quadratmeter großen ehemaligen Bauernhof im Sauergrund bei Dannefeld. Es sei nicht einfach nur ein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung. Dem Ehepaar bedeutet es viel, mit den Vierbeinern als Team durch die Natur zu gleiten. Das Schönste dabei sei das absolute gegenseitige Vertrauen zwischen Mensch und Tier. Thomas Mücke fährt über das Gelände. „Er arbeitet bei VW und hat ein völlig abgasarmes Gespann mit“, sagt Moderator Heinz-Ewald Poppinga aus Twieflingen bei Schöningen mit einem Augenzwinkern.

„Das Besondere diesmal ist, dass es einen Rundkurs von einem Kilometer für die 20 Kinder, die so mal ihre Fähigkeiten zeigen können, gibt“, sagt Gottschlich, dessen Enkel Nick mit seinem Hund Rainbow scheinbar über die Bahn fliegt.

Am Sonntag entscheidet Gottschlich, der am Tag zuvor mit seinen beiden Samojeden den Wettbewerb für sich entschieden hatte, dass das zweite Rennen wegen des Sturms ausfällt. Zu groß sei die Gefahr, dass einige der alten Bäume im Grieps umfallen und dabei Menschen und Tiere zu Schaden kommen könnten. „Wir fahren schon am nächsten Wochenende nach Leipa in der Nähe der Lutherstadt Wittenberg“, blickt Gottschlich voraus.