Haldensleber Rathausuhr ist wieder wie neu

Haldensleben l Betritt man als Kunde das Geschäft von Uhrenmachermeister Johannes Gaertig fällt einem zuerst der funkelnde Schmuck auf. Doch wirft man einen Blick in den hinteren Teil des Ladens, entdeckt man Wanduhren und eine Werkstatt. Rechts und links liegen auf den Werkbänken auseinader gebaute Uhren. Auch die Haldensleber Rathausuhr wurde hier repariert. „Wir haben die Uhr vor Ort abgebaut und sie dann mitgenommen“, erzählt Gaertig.

Der erste Schritt: Zeiger und das Ziffernblatt des Haldensleber Zeiteisens wurden abmontiert. In der Werkstatt des Uhrenmachermeisters wurde das Uhrwerk zerlegt, Verschleißteile beseitigt und aufgearbeitet sowie alle Uhrenteile gereinigt. „Das Öl war verharzt und musste entfernt werden“, erklärt Johannes Gaertig. Denn das Zeigwerk war verfettet. Zusammen mit Bernhard Klenzmann, Uhrenmachermeister im Ruhestand, brachte Gaertig die Uhr wieder auf Vordermann. „Aufgrund seines Erfahrungsschatzes hat er mir sehr geholfen“, sagt Johannes Gaertig.

Etwa drei Tage war die Uhr in der Uhrenwerkstatt im Probelauf. Danach wurde sie wieder ins Rathaus gebracht. Eine Woche dauerte es, bis die Rathausuhr wieder an funktionsfähig an ihrem Platz war. „Das ist auch Arbeit, die man nicht alltäglich macht“, sagt der Uhrenmachermeister. So machte er auch schon den Bülstringer Torturm, half bei der Reparatur der Uhr in der Marie-Gerike-Sekundarschule und auch die Kirchturmuhr der Sankt-Marienkirche brachte er zum Laufen.

Das Handwerk des Uhrenmachers ist ein aussterbender Beruf. Die eigentliche Aufgabe bestand in der Entwicklung und Herstellung von Uhren. Heute ist der Uhrenmacher mit der Reparatur der Uhren beschäftigt: „Es ist ein sehr vielseitiger und spannender Beruf. Jeder Tag ist spannend, man weiß nie was kommt“, berichtet Johannes Gaertig. Im oberen Geschoss seines Geschäfts repariert er Standuhren. Diese holt er vom Kunden ab und bringt sie wieder hin. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass Ersatzteile nicht mehr vorhanden sind und Johannes Gaertig sie selbst herstellen muss. Das erfordert Fingerspitzengefühl, denn manche Teile sind nicht größer als ein Stecknadelkopf. Im Laufe der Jahre sind viele Ersatzteile zusammen gekommen. Sogar Teile von DDR-Uhren gehören dazu.

Im September feiert Johannes Gaertig sein Jubiläum. 30 Jahre ist er als Uhrenmachermeister für die Haldensleber da. „Man freut sich auch auf außergewöhnliche Sachen, wie die Rathausuhr“, sagt Gaertig.