1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Hommage an die Fachwerkkunst

EIL

Sanierung Hommage an die Fachwerkkunst

Das Kühnesche Haus in Haldensleben wird derzeit saniert. Über seine Geschichte las jetzt Kühne-Enkelin Ginny G. von Bülow.

Von Julia Irrling 21.09.2018, 01:01

Haldensleben l Seit 425 Jahren steht das Kühnesches Haus in Haldensleben. Aus diesem Anlass und im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres präsentierte Kühne-Enkelin Ginny G. von Bülow ihr neues Buch „Das Kühnesche Haus 1592 oder Wo sich die Balken biegen – Allerlei Geschichte(n) aus Haldensleben“. Die dokumentarreiche und vielfarbige Publikation stellte die gebürtige Haldensleberin im Rahmen der Stadtliteraturtage im Kreis-und Stadtarchiv vor, was bis zum letzten Platz besetzt war.

Von Bülow wies bereits zu Beginn ihrer Lesung darauf hin, dass dies das erste Buch zum Kühneschen Haus sei und sie das Buch geschrieben habe, weil dort ihre Wurzeln lägen. Ihr Urgroßvater Clemens Kühne, der sich vor 150 Jahren als Juwelier und Goldschmied im damaligen Neuhaldensleben niederließ, rettete das Fachwerkhaus in der Hagenstraße 1875 vor dem Verfall. Davor hatte das Haus bereits den Dreißigjährigen Krieg überdauert. Bis 1723 lassen sich den Recherchen von von Bülow nach noch die Besitzer des Kühneschen Hauses zurückverfolgen. Gebaut wurde es von Joachim Lammspring.

Nach dem Tod von Clemens Kühne 1902 übernahm dessen Sohn Franz Kühne, von Bülows Großvater, das Juweliergeschäft und trat damit die Nachfolge seines Vaters in Neuhaldensleben an. 1903 ließ er den Turm auf der Hagenstraße anbauen. Franz Kühne starb an seinem 78. Geburtstag 1946 im Eckzimmer des ersten Stocks im Kühneschen Haus. Er war der letzte Träger seines Familiennamens in Haldensleben.

Eingebunden in die Publikation ist auch die Familie Zersch, die Hauseigentümer von 1780 bis 1875 war sowie auch die Familie Zabel, die das Kühnesche Haus 1933 übernahm. Heute gehört das denkmalgeschützte Haus der Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) Haldensleben, beziehungsweise der Familie Bruch, der das Torhaus gehört.

Im Auftrag der Wobau werden derzeit Sanierungsarbeiten an der Fassade durchgeführt. Bei der Maßnahme, die acht bis zwölf Wochen dauern wird, werden Gefache ausgebessert und der farbliche Anstrich erneuert. Außerdem muss ein vergammelter Holzbalken auf der rückseitigen Fassade instandgesetzt werden.

„Die Sanierung der Fassade war erforderlich geworden, da vereinzelt Risse auftraten. Bei einem Sturm hatte sich eine Putzstelle gelöst“, erläuterte Mario Niese, technischer Leiter bei der Wobau Haldensleben. Die Gesamtkosten für die Sanierung werden auf rund 50.000 Euro geschätzt.

Bereits 2012 war der Giebel zur Holzmarktstraße hin erneuert worden. Die Erfahrungen, die bei diesen Arbeiten gewonnen wurden, seien hilfreich gewesen, um die aktuellen Sanierungsmaßnahmen einschätzen zu können. „So wussten wir schon, was uns erwarten kann“, sagte Mario Niese. Der Rest des Hauses sei im Hinblick auf mögliche weitere Sanierungen auf einem guten Stand.

Das denkmalgeschützte Haus als ein Teil des deutschen Kulturerbes zu erhalten, ist auch Ginny von Bülow ein Anliegen. Sie hat nicht nur ihre eigene Familiengeschichte aufgeschrieben. Das Buch ist auch als eine Hommage an die deutsche Fachwerkkunst zu verstehen mit der Botschaft, deutsches Kulturerbe zu schützen – oder wie von Bülow sagte: „Chapeau, altes Haus!“