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Sanierung Neue "Mütze" für den Kirchturm

Die Sanierungsarbeiten am Turm der Haldensleber Stadtkirche St. Marien haben begonnen. Zunächst wird das Dach neu gedeckt.

Von Jens Kusian 17.02.2018, 00:01

Haldensleben l In schwindel- erregende Höhen sind mittlerweile die Gerüstbauer vorgedrungen. Hoch oben, auf der Aussichtsplattform des Turms der St. Marienkirche, bauen sie ringsum ein Baugerüst auf. Vor gut drei Wochen haben die Männer mit den Arbeiten begonnen. Mit einem Fahrstuhl schaffen sie seitdem die stählernen Streben in die Höhe und schrauben sie dort zusammen. Das Gerüst soll bis zum Kreuz auf der Kirchturmspitze hinaufragen. „Wenn das Wetter so bleibt, dann wird es noch im Februar fertig“, zeigt sich Pfarrer Matthias Simon zufrieden.

Im März soll dann mit dem ersten Abschnitt der Sanierung begonnen werden. Dazu werde die Turmhaube an der Unterkante der Schieferung ringsherum zwei Meter hoch geöffnet, erklärt Dr. Berthold Heinecke. Ziel sei es, so der Planer, die Haube zunächst zimmermannsmäßig instand zu setzen. Gerade die Balken an den Fußpunkten, auf denen die Haubenkonstruktion aufliegt, sind laut Gutachten zum größten Teil verfault. „Sie werden ersetzt“, erklärt Heinecke. Er ist gespannt, welche Schäden dann noch zu Tage treten werden. „Ob beispielsweise die Befestigung für das Kreuz noch intakt ist, sehen wir erst, wenn wir in die Haube hineinschauen können“, meint er.

Was sich im Fuß des Kreuzes befindet, soll zudem ans Tageslicht befördert werden, ist Pfarrer Simon schon aufgeregt. Es wurde bei der Turmsanierung 1985/1986 aufgestellt. Die Haldensleber Feierabendbrigade Wolfgang Mendel hatte noch zu DDR-Zeiten den Kirchturm saniert. „Damals waren die Möglichkeiten der Zimmermannsarbeiten begrenzt. Man hat gemacht, was möglich war“, blickt Heinecke zurück. „Normalerweise wäre die Haltbarkeit der Balken doppelt so lang gewesen“, ist er überzeugt.

Nach der Reparatur und der damit einhergehenden Stabilisierung der Grundbalkenlage soll die Turmhaube komplett neu eingedeckt werden. Dies ist nach Ansicht des Planers nicht so einfach, weshalb Spezialisten diese Arbeit überlassen wird. „Aber in vier Monaten, im Sommer, da wollen wir fertig sein“, spricht Matthias Simon die zeitliche Zielsetzung an.

Im zweiten Bauabschnitt sollen die maroden Balken im Inneren des Turms ausgewechselt werden. Wann damit begonnen werden kann, sei noch nicht abzusehen, so Simon. Das hänge von den Fördermittelzusagen ab, ergänzt Planer Heinecke. „Wir wollen den Turm aber auf jeden Fall wieder für Besucher zugänglich machen. Dazu gehört auch ein neues Geländer auf der Aussichtsplattform“, versichert der Pfarrer.

Deshalb werden auch weiter Spenden für die Turmsanierung gesammelt. Knapp 35.000 Euro seien bislang an Spendengeldern zusammengekommen, freut sich Simon. Denn um Fördermittel zu bekommen, muss die evangelische Gemeinde St. Marien auch einen finanziellen Eigenanteil leisten. Neben der Gemeinde beteiligen sich die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland, die Evangelische Landeskirche, der Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt, Lotto Toto sowie das Land Sachsen-Anhalt an der Finanzierung des ersten Bauabschnitts. „Auch bei der Stiftung Denkmalschutz haben wir Fördermittel beantragt“, sagt Berthold Heinecke.

Die Sanierung des Turms ist nötig geworden, nachdem im Frühjahr 2015 massive Schäden am Eichengestell des Glockenstuhls festgestellt worden waren. Weil der Glockenstuhl an den Seiten nur noch ein bis zwei Zentimeter Auflage hat, ist damals ein Läuteverbot ausgesprochen worden. Seitdem schweigen die Glocken, zu den Gottesdiensten wird lediglich eine kleinere Glocke geläutet. Zu groß ist die Gefahr, dass ihre größeren und schwereren Geschwister beim Läuten jeglich Halt verlieren und durch den Turm nach unten stürzen. Mit Stahlträgern ist der Turm vor zwei Jahren zunächst notgesichert worden.

Auch die Balustrade auf der Aussichtsplattform ist 2015 als einsturzgefährdet deklariert worden. Wind und Wetter haben ihr zugesetzt, Braunfäule hat sich im Holz ausgebreitet. Seitdem ist auch das Besteigen des Turms für Besucher verboten.