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Schiffsladung 250-Tonnen-Koloss schwebt an Bord

Ein 250 Tonnen schweres Getriebe ist im Haldensleber Südhafen verladen worden. Per Schiff macht sich der Koloss auf den Weg nach China.

Von André Ziegenmeyer 05.01.2019, 00:01

Haldensleben l Zentimeter für Zentimeter hebt sich das mit weißem Plastik umhüllte Gebilde in die Höhe. Anschließend schwebt es zum Schiff herüber, das auf dem Mittellandkanal bereit liegt. Gehalten wird das Getriebe von einem speziellen Schwerlastkran. „Der kann bis zu 650 Tonnen heben“, informiert Hafenmeister Tobias Weigelt von der Umschlags- und Handelsgesellschaft Haldensleben (UHH).

Ebenfalls vor Ort war Dirk Kostmann, Geschäftsführer der Getriebetechnik Dessau GmbH. Sein Unternehmen hat das Getriebe entwickelt und produziert. „Es ist definitiv das größte, das bisher in Sachsen-Anhalt hergestellt wurde“, betonte er. Bestimmt ist es für ein chinesisches Baggerschiff. Das soll sogar weltweit eines der größten seiner Art werden.

Das 250-Tonnen-Ungetüm trat seine Reise nicht alleine an. „Heute werden noch drei weitere Getriebe verladen. Die sind für die Pumpen des Schiffes gedacht“, erklärte Dirk Kostmann. Zwei weitere befänden sich noch in Dessau. Sie sollen dem Antrieb des Baggerschiffes dienen, direkt nach Hamburg gebracht werden und nicht den Weg über eine Wasserstraße nehmen.

Dass derzeit so große Lasten verladen werden, markiert laut Tobias Weigelt eine besondere Zeit für Haldensleben. Üblicherweise würden im Südhafen Massengüter wie Ton, Flussspat oder Düngemittel umgeschlagen. Im Südhafen seien Objekte mit einem Gewicht von rund 40 Tonnen möglich.

Der Schwerlastumschlag werde dagegen in der Regel in Aken an der Elbe erledigt. Doch wegen des Niedrigwassers sei dies in den vergangenen Monaten nicht möglich gewesen. Die benötigten Schiffe hätten den Hafen dort nicht erreichen können.

Haldensleben habe sich als alternativer Standort angeboten. „Im Südhafen ist der entsprechende Platz vorhanden, und durch den Mittellandkanal gibt es keine Probleme mit Hoch- oder Niedrigwasser“, so der Hafenmeister. Die künstliche Wasserstraße biete eine konstante Wassertiefe von 4,20 Meter. Der kürzlich erfolgte Ausbau des Kanals im Bereich Haldensleben sei dabei von enormem Vorteil.

Das große Getriebe allein hätte möglicherweise schon bei den alten Abmaßen der Wasserstraße bewegt werden können. Doch bei weiterer Zuladung wäre man an das Ende seiner Möglichkeiten gelangt. Doch voraussichtlich werde auch Aken bald wieder erreichbar sein.

Der Schwerlastkran befindet sich seit August 2018 in Haldensleben. Er wurde von einer Spezialfirma gemietet. Jedes Mal, wenn er benutzt werden soll, schickt die Firma laut Tobias Weigelt extra ein Team aus Dortmund. Das Gerät selbst ist auch kein Leichtgewicht. Wie Kranführer Silvio Lentzen berichtet, bringt es 530 Tonnen auf die Waage. Gestern kamen noch einmal 300 Tonnen Schwebeballast hinzu.

Vermutlich werde der Kran noch bis Mitte des Monats in Haldensleben sein. Er wird in Einzelteilen transportiert. Dafür seien rund 35 Lastwagen und Schwerlasttransporte notwendig. Allein eine Kette des Krans wiege bereits 47 Tonnen.

Ursprünglich sei der Kran in den Südhafen gekommen, um Generatoren zu verladen. Im September 2018 habe ein Exemplar am Haken gehangen, das 255 Tonnen wog. „In dieser Größenordnung haben wir hier sonst nichts“, so Tobias Weigelt.

Kranführer Silvio Lentzen sah seine Aufgabe jedoch entspannt: „Da wächst man rein. Das ist, als würde man mit einem anderen Kran zwei Tonnen bewegen.“ Ein bisschen Freude schien ihm seine Arbeit aber doch zu machen: „Das Schöne an meinem Beruf ist: Man bleibt immer Kind, man hört nie auf zu spielen.“