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Schlittenhunderennen Geballte Power auf vier Pfoten

Abenteuer pur ist beim Schlittenhunde-Wagenrennen auf den Calvörder Bergen zu spüren. Das Rennen ist der Abschluss der Saison.

Von Anett Roisch 13.03.2017, 00:01

Calvörde l Wenn Siegbert Zertani aus Teltow, südlich von Berlin, seinen Wagen holt, beginnt das Geheul der Sibirischen Huskys, die vor lauter Vorfreude ganz aus dem Häuschen sind. Das schafft schon eine gewaltige Geräuschkulisse. Nach und nach spannt der Musher, wie der Schlittenhunde-Lenker auch genannt wird, die Hunde an die Zugleine – den Wagen hat er vorsichtshalber mit einem kräftigen Bodenanker gesichert. Familie und Freunde helfen, die Hunde zu halten. Svenja Krüse darf als Beifahrerin dabei sein. Dann ist es soweit, das Geheul verstummt.

Der Sprecher zählt die letzten sieben Sekunden rückwärts und das Gespann braust auf der 5,1 Kilometer langen Strecke durch den Calvörder Grieps. Zertani hat sich dem Schlittenhunde-Sport verschrieben. „Meine Motivation ist die Bewegung im Freien. Ich bin selbst Tierarzt. Es ist die Arbeit mit den Hunden, die mich begeistert“, erklärt Zertani, der als Veterinär und Sportler gleich in doppelter Funktion beim Calvörder Rennen ist. Für die Schlittenhunde darf es nicht zur warm sein. „Wir haben heute acht Grad Celsius. Bis 15 Grad haben wir keine Probleme“, weiß Helmut Gottschlich, Vorsitzender des Sachsen-Anhalter Schlittenhunde-Sportclubs.

„Eigentlich sollte das letzte Rennen unserer Saison wieder in Colbitz sein. Aber da gibt es einen neuen Waldbesitzer, der unser Rennen nicht wünscht. Angeblich stören wir mit unseren Hunden sein Jagdwild“, erzählt Gottschlich.

„Man muss für diesen Sport leben. Da gibt es viele Entbehrungen“, weiß der Tierarzt. „Schlittenhundesport ist ein Familiensport, aber es gibt auch Einzelkämpfer, wie Olaf Schmidt, die allein auf Tour gehen“, sagt der Vorsitzende.

Zertanis zehn Huskys, von denen jeder locker das Fünffache seines Körpergewichts ziehen kann, legen sich mächtig ins Zeug. Mit ruhiger Stimme gibt der Musher die Kommandos. In den Kurven muss er sein Gespann abbremsen, damit der Wagen nicht umkippt. Theresa, die zehnjährige Tochter des Tierarztes, kommentiert ihre Beobachtungen: „Ich kann sehen, dass die Hunde ihren Spaß haben und sich richtig austoben.“ Das Mädchen erzählt mit Begeisterung, dass sie selbst auch schon mitfahren durfte: „Hundeschlittenfahren ist ganz anders als Autofahren, denn man spürt die Natur.“

Der Leithund läuft ganz vorne im Gespann, er muss nicht zwangsläufig der Chef im Rudel sein. Ein Leithund muss mental stark sein, damit er dem Druck der hinter ihm laufenden Hunde standhalten kann, denn von denen kommt viel Power. Nicht jeder Hund kann auf allen Positionen im Gespann laufen, der Schlittenhunde-Lenker muss ein Gespür dafür entwickeln, welchen Hund er an welcher Stelle einspannen kann.

Nach 5,1 Kilometer und einer Zeit von 13,21 Minuten kommt Zertani als Sieger seiner Klasse ins Ziel. Götz Bramowski aus Wefensleben siegt in der Vier-Hunde-Klasse, während Andreas Wiatowski aus Dannefeld mit seinen sechs Hunden die Nase vorn hat. In der Acht-Hunde-Klasse gewinnt Jörg Baufeld aus Brandenburg.

Das Rennen in Calvörde bildet den Abschluss der Saison. Zu den erfolgreichsten Sportlern des Clubs gehören Andreas Wiatowski und Götz Bramowski. „Wir machen demnächst die Endauswertung für den Landespokal. Es war für unseren Club ein gutes Jahr. Im Besonderen, weil wir beim Rennen in Benneckenstein die besten Schneeverhältnisse hatten und dementsprechend ein gutes Starterfeld. Etwa 2500 Zuschauer waren im verschneiten Harz“, blickt der Vorsitzende zurück.