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Schloss Hundisburg Altes und Neues im Einklang

Seit knapp einem Jahr wird der Hauptsaal des Hundisburger Schlosses (Landkreis Börde) mühselig in den Originalzustand zurückversetzt.

Von Juliane Just 19.01.2021, 00:01

Hundisburg l Stück für Stück geht es voran. Jede Wölbung, jeder kleine Schliff muss an den Wänden präzise gesetzt werden. Das ist nötig, damit der Hauptsaal des Hundisburger Schlosses irgendwann wieder so aussieht wie im Jahr 1695. Seither wurde der Saal von Menschenhand als auch durch einen Brand verändert und teilweise zerstört. Deshalb ist die Rekonstruktion der Wände und Decke deutschlandweit einzigartig.

„Ohne die historischen Aufnahmen hätten wir diese Rekonstruktion nicht so hinbekommen“, sagt Harald Blanke, Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung. Im Jahr 1937 veröffentlichte der Kunsthistoriker Udo von Alvensleben Fotos des Saals – und die sind trotz damaliger Technik verwendbar. „Man kommt bis ins Detail des Stucks“, betont Blanke. Insgesamt gibt es drei historische Fotoserien, die Aufschluss über den Originalzustand geben.

Seit knapp 20 Jahren wurde an der Rekonstruktion getüftelt. Dabei halfen nicht nur besagte Fotoserien, sondern zahlreiche weitere Quellen. Besonders ist beispielsweise, dass die Decke des Saals, die bereits vollständig rekonstruiert wurde, sich fast eins zu eins im Schloss Corvey (Nordrhein-Westfalen) wiederfindet. Genauso ist es bei den Wänden, die sich im Schloss Brüggen (Niedersachsen) wiederfinden. „Die Fotoserien sowie die Wandgleichheit in den anderen Schlössern machte die aufwändige Rekonstruktion möglich“, sagt Harald Blanke.

Besonders ist ebenfalls, dass im Hauptsaal einige Fragmente von großen Bilderrahmen erhalten sind. Insgesamt gab es im Saal einst 16 Bilder, davon sechs große und zehn kleinere, runde Bildnisse. Mehrere kleine Bilderrahmen sind an der über neun Meter hohen Decke erhalten. Andere hingegen sind nur zur Hälfte im Originalzustand, der untere Teil ist verschwunden.

Das hängt mit einer neuen Nutzung zusammen, erklärt Harald Blanke: „Mit dem Einzug der zweiten Generation der Familie Nathusius ab 1835 wurde der Raum als eine Art Wohnzimmer genutzt.“ Dabei wurde eine Zwischendecke eingezogen. Die obere Hälfte des dann geteilten Raumes fungierte als eine Art Dachboden, in der unteren wurden die Stuckelemente entfernt. Damit wurde aber der obere Teil des Saales in seiner Ursprungsform erhalten.

Als Kunsthistoriker Udo von Alvensleben sich in den 1930er Jahren mit dem Schloss beschäftigte, ließ er die historischen Überbleibsel des Saales von Rudolf Hatzold fotografieren und legte damit den Grundstein für die heutige Restaurierung. Udo von Alvensleben war es auch, der den Park Hundisburgs im Auftrag der Besitzer rekonstruierte.

Als das Schloss im November 1945 nahezu ausbrannte, blieben von den Teilen der historischen Rahmen nur noch Fragmente übrig. Diese heben sich heute noch farblich dunkel von der Wand ab. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, werden die gesamten Stuckarbeiten wieder weiß sein wie im Originalzustand.

Doch was war in den riesigen Bilderrahmen einst zu sehen? Nachgewiesen ist, dass in den Stuckrahmen Bilder von regierenden Monarchen Europas gehangen haben. Recherchen haben ergeben, dass die Bilder zwischen 1702 und 1704 aufgehangen wurden. Klar ist, welche Personen dort im Porträt festgehalten waren. Doch um welche Bildnisse der Herrscher es sich genau handelt, ist noch nicht hundertprozentig geklärt. „Da stehen wir noch ganz am Anfang“, so Blanke.

Vorerst werden Fehlstellen der historischen Rahmen deshalb mit einem Neutralton gestrichen und bleiben damit leer. Doch wenn Genaueres herausgefunden werden kann, könnten laut Blanke die Porträts wie im Originalzustand an den jeweiligen Stellen hängen. Doch bis dahin wird Stück für Stück an der Rekonstruktion gearbeitet. „Wenn der Saal fertig ist, wird er einer der schönsten Räume des Schlosses sein“, ist sich Blanke sicher.