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Schulprojekt Anderen helfen und Freude daran haben

Ein Kurs der Marie-Gerike-Sekundarschule Haldensleben ist für den Deutschen Engagementpreis nominiert: „Lernen durch Engagement“.

Von Marita Bullmann 19.06.2016, 12:00

Haldensleben l Mitgebracht hat Claudia Grünberg die Idee von einer Weiterbildung. Selbst davon begeistert, bot die Klassenlehrerin der 7/1 der Sekundarschule „Marie Gerike“ einen Kurs für Siebtklässler an: „Lernen durch Engagement“. 15 Schüler vor allem aus ihrer Klasse, aber auch aus der 7/4 interessierten sich dafür und legten los. Um Einsatz für soziale Belange geht es in diesem Kurs. Die Mädchen und Jungen gehen nun für zwei Unterrichtsstunden in der Woche raus aus der Schule, um anderen zu helfen. Zwei Schüler unterstützen die Arbeit der Tafel beim DRK, zwei helfen Schülern der 1. Klasse der Otto-Boye-Schule, vier gehen regelmäßig zu den Bewohnern im Seniorenheim Haus Sophie. Die anderen kümmern sich um Flüchtlinge.

Sue Picht, Lia Döring und Lea Niemann gehören zu den Schülern, die sich für Begegnungen mit Flüchtlingen entschieden haben, die ihnen helfen wollen, den Alltag in Deutschland zu verstehen und sich hier einzuleben. „Wir hatten am Anfang schon etwas Angst“, sagt Lia und spricht damit für die ganze Gruppe. „Was wir in den Nachrichten gehört hatten, hat uns beunruhigt, und vieles wurde schlechtgeredet.“ Sie wussten erst nicht, wie sie auf die meist jungen Männer in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber zugehen sollten. Doch alle Ängste waren umsonst, sagen die Mädchen und Jungen.

„Es macht ganz viel Spaß“, bekräftigt Sue. Angefangen haben die Schüler mit kleinen Gesprächen zu Alltagssituationen und Spielen, in denen auch die deutsche Sprache gefordert ist. Schüler und Flüchtlinge haben gemeinsam gebacken und gebastelt. Laubsäge- und Drahtbiegearbeiten haben sie zum Beispiel angepackt. „Die Flüchtlinge haben sich schnell geöffnet, haben von ihren Familien erzählt“, sagt Sue, „und sie sind immer freundlich und höflich.“

„Als ich von dem Kurs gehört habe, dachte ich gleich, das ist was für mich“, erzählt Aleks Gasi. „Ich habe selbst einen Migrationshintergrund, bin seit elf Jahren in Deutschland.“ Aleks spricht gern mit den Flüchtlingen, macht ihnen wohl auch Mut, denn er geht seinen Weg in Deutschland.

Steve Brocke und Tom Krone haben mehr die „Hintergrundarbeit“ gemacht, wie Steven erzählt, und zwar am Computer. „Wir haben zum Beispiel Memorys angefertigt“, sagt er, „und Übersichten für die Mülltrennung.“ Das hat sehr viel Zeit gekostet, immer die passenden Bilder zu finden. Für jede Mülltonne gibt es jetzt ein Schild mit Bildern für die Abfälle, die in die jeweilige Tonne gehören. Davon haben die Schüler so viel ausgedruckt und laminiert, dass alle Mülltonnen in der Unterkunft damit ausgestattet werden konnten.

In dieser Woche haben die Schüler eine erste Bilanz für das Projekt gezogen. Dazu waren auch die Kooperationspartner eingeladen. Salif Kabore aus Burkina Faso spielte dazu auf der Gitarre, und es gab ein kleines Buffet. Aleks und Sue sind gemeinsam mit Claudia Grünberg nach Halle gefahren und haben ihren Kurs dort in der Universität vor etwa 40 angehenden Lehrern und einer Rechtsanwältin, die sich um unbegleitete minderjähriger Flüchtlinge kümmert, vorgestellt. Das kam gut an.

Claudia Grünberg freut sich über die Einsatzbereitschaft ihrer Schüler. Sie möchte den Kurs gern bis zur 10. Klasse fortsetzen. „Wir sind dabei“, sagen die Schüler prompt fast gleichzeitig, als sie davon berichtet.

„Wir haben gelernt, dass es bei den Flüchtlingen sehr viel freundliche Menschen gibt, sagt Lia. „Wie ein Mensch ist, das hat nichts mit der Hautfarbe zu tun.“

Der Kurs „Lernen durch Engagement“ ist für den Deutschen Engagementpreis nominiert, nachdem er mit dem Integrationspreis von Sachsen-Anhalt ausgezeichnet wurde.